Sanjay Poonen, Cohesity

„Wir raten bei einer Ransomware-Attacke von Zahlungen ab“

Der Datensicherheitsdienstleister Cohesity berät Kunden im Umgang mit Ransomware-Attacken. CEO Sanjay Poonen spricht über Back-ups und Notfallpläne und erklärt, wie es um die derzeit ruhenden Börsenpläne von Cohesity bestellt ist.

„Wir raten bei einer Ransomware-Attacke von Zahlungen ab“

sar Frankfurt

Angriffe durch Ransomware sind in Unternehmen gefürchtet, und zugleich werden sie immer ausgeklügelter. Die einfachste Variante ist schon bedrohlich genug: Sie zielt darauf ab, Daten zu verschlüsseln. Wer wieder Zugriff erlangen will, muss zahlen. Doch viele Attacken gehen inzwischen darüber hinaus. Die Angreifer nehmen immer öfter auch Back-ups ins Visier und zerstören diese. Eine weitere Variante gefährdet auch die Reputation des angegriffenen Unternehmens: Die Cyberkriminellen drohen mitunter damit, die Daten aus Systemen und Back-ups nicht nur zu verschlüsseln oder zu zerstören, sondern sie zu stehlen und online zu veröffentlichen.

Keine Garantie

Viele Ransomware-Angriffe werden öffentlich gar nicht bekannt – die Versuchung, das Problem durch eine Zahlung an die Kriminellen aus der Welt zu schaffen, ist groß. Doch ist das ratsam? „Wir raten Betroffenen einer Ransomware-Attacke von Zahlungen ab“, sagt Sanjay Poonen, seit August CEO des Dienstleisters Cohesity, der unter anderem Datensicherung, Notfallwiederherstellung und Analysen anbietet, die potenzielle Ransomware-Bedrohungen im Vorfeld erkennen sollen. „Selbst im Falle einer Zahlung gibt keine Garantie, dass die Angreifer sich nicht erneut Zugriff verschaffen.“

Vielmehr sei eine klare Strategie für den Notfall wichtig, um dann schnell handlungsfähig zu sein. Dazu zähle auch, die eigenen Systeme zu kennen und zu priorisieren: „Man kann Anwendungen innerhalb weniger Stunden, eines Tages, einer Woche oder auch eines Monats wiederherstellen“, erklärt Poonen.

In komplexeren Unternehmen könnten allerdings gut und gerne 5 000 verschiedene Anwendungen im Einsatz sein, vom E-Mail-System über produktionswichtige Systeme bis hin zu Tools, die weitaus seltener im Einsatz sind. Eine Priorisierung legt fest, bis wann die Systeme über Back-ups wiederhergestellt sein sollen, an der Geschwindigkeit der Wiederherstellung orientiert sich auch der Preis. Zum Ende des Geschäftsjahres 2021 hatte Cohesity nach eigenen Angaben etwa 2 600 Kunden. In Deutschland, wo das US-Unternehmen seit gut vier Jahren präsent ist, zählen Westlotto, Carthago, Siemens, Nordex sowie Endress+Hauser zum Kundenstamm. Wie groß die durchschnittliche Auftragsgröße eines Kunden ist, gibt Cohesity nicht bekannt.

Das 2013 gegründete Unternehmen bietet Services an, die durch die steigende Cyberbedrohung gefragt sind. Für das Geschäftsjahr 2021, das am 31. Juli 2021 endete, meldete Cohesity einen Umsatz von mehr als 300 Mill. Dollar, nach eigenen Angaben ein Rekord. Neuere Zahlen hat Cohesity seitdem nicht vorgelegt.

Poonen war vor seinem Wechsel zu Cohesity COO von VMware und löste an der Spitze des Cohesity-Vorstands den Gründer Mohit Aron ab, der als CTO im Unternehmensvorstand bleibt. Die Mehrheit von Cohesity liegt dem CEO zufolge nach wie vor bei Venture-Capital-Investoren. Direkt im Gründungsjahr 2013 investierten Wing Venture Capital und Sequoia in den Datendienstleister, auch Softbank zählt inzwischen zum Kreis der Geldgeber.

Mit Minderheitsanteilen sind auch strategische Investoren an Bord: Cisco, Hewlett Packard Enterprise (HPE) und Amazon halten Anteile an Cohesity. Die prominenten Namen sind keine reinen Geldgeber, sondern haben auch strategische Bedeutung: „Vielfach ergänzen sich Produkte, da bietet sich eine enge Zusammenarbeit an“, sagt Poonen. Der Name des Partners könne dann auch Türen öffnen.

Ungünstiges Börsenumfeld

Mit Poonen könnte das Unternehmen einen entscheidenden Schritt gehen: Ende 2021 machte Cohesity ihre Börsenpläne öffentlich, Marktbeobachter trauten dem Unternehmen damals eine Bewertung von mehr als 5 Mrd. Dollar zu. Allerdings liegen die Pläne zurzeit auf Eis. Komplett vom Tisch ist der IPO allerdings nicht, sagt Poonen: „Das Börsenumfeld und die Bewertungen im Tech-Sektor sind derzeit einfach nicht vorteilhaft.“ In einem günstigeren Umfeld sei ein IPO aber möglich. „Der Börsengang wäre ein Meilenstein, aber wir haben aus finanzieller Sicht keinen Handlungsdruck.“

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