Adam Kostyál

„Wir registrieren Interesse deutscher Unternehmen“

Inmitten der Pandemie erlebt der globale IPO-Markt einen Boom. Laut der Unternehmensberatung EY ist das weltweite Volumen an Börsengängen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 26% auf 263 Mrd. Dollar gestiegen, was dem höchsten Niveau seit zehn Jahren...

„Wir registrieren Interesse deutscher Unternehmen“

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

Inmitten der Pandemie erlebt der globale IPO-Markt einen Boom. Laut der Unternehmensberatung EY ist das weltweite Volumen an Börsengängen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 26% auf 263 Mrd. Dollar gestiegen, was dem höchsten Niveau seit zehn Jahren entspricht. Zu den Handelsplätzen, denen die schwunghafte Entwicklung zugutekam, zählt die Nasdaq Stockholm. „Mit 79 neuen Listings, von denen 45 Neuemissionen bzw. IPOs waren und die zusammen 3 Mrd. Euro eingenommen haben, war Stockholm und die nordische Region 2020 einer der aktivsten Märkte“, sagte Adam Kostyál, Senior Vice President und Head of European Listings der Nasdaq Nordic, der Börsen-Zeitung. Kostyál ist auch für das neue Jahr zuversichtlich. „Wenn nicht etwas Unvorhersehbares geschieht, rechne ich mit einem ähnlichen Level an Aktivitäten dieses Jahr, wenn nicht sogar mit einem noch aktiveren.“

Nasdaq Stockholm umwirbt kleine und mittelgroße europäische Unternehmen und kann diesbezüglich einige Erfolge vorweisen. „Europäische Unternehmen nutzen unseren Markt, um Kapital aufzunehmen, oder auch für ein Zweitlisting“, so Kostyál. „Wir haben mehr als 30 ausländische Unternehmen bei uns gelistet, zumeist kleine und mittelgroße Firmen. Die IPO-Volumina liegen in der Regel in einer Größenordnung zwischen 20 und 30 Mill. Euro.“

Auch zwei deutsche Unternehmen sind in Stockholm gelistet. Neben Traton (Zweitlisting) handelt es sich um Media and Games Invest, die im Scale-Segment gelistet ist und sich im zurückliegenden Oktober auch in Stockholm hat listen lassen, verbunden mit einer Ausgabe neuer Aktien, mit denen 28 Mill. Euro erlöst wurden. Neben Deutschland sind Unternehmen aus Frankreich, Großbritannien, Irland und der Schweiz an der Nasdaq Stockholm gelistet.

Kostyál hofft, mehr deutsche Unternehmen für ein Listing gewinnen zu können, und ist diesbezüglich optimistisch. „Unternehmen beobachten, dass Peers sich in Stockholm listen lassen, und das zu denselben Kosten wie an ihrem Heimatmarkt. Für deutsche Firmen aus bestimmten Sektoren wie beispielsweise Cleantech, Biotech und Gaming ergibt es Sinn, sich den schwedischen Markt für eine erfolgreiche Kapitalaufnahme anzuschauen. Wir versuchen, mit einem Sektoransatz deutsche und andere internationale Unternehmen für ein Listing in Stockholm zu gewinnen. Darin sehen wir eine große Chance für uns, und wir registrieren ein zunehmendes Interesse deutscher Unternehmen.“

Kostyál zufolge bietet Stockholm ein interessantes Ökosystem für junge Unternehmen, die ihr Wachstum über den Kapitalmarkt finanzieren wollen. Es gebe eine Vielzahl von Beratern, die bereit seien, Zeit in kleinere Kapitalmarkttransaktionen zu investieren, und eine Vielzahl von Anlegern, die bereit seien, sich mit jungen, auch ausländischen Wachstumsunternehmen zu befassen und in diese zu investieren. „Ein Ökosystem mit einer derart engagierten Community gibt es an anderen europäischen Handelsplätzen nicht.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.