Branchenstudie

Wirtschaftsprüfer versprühen Optimismus

Die Zeichen stehen auf Wachstum: Nach einem sehr guten Jahr 2022 rechnen die deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften auch mittelfristig mit hoher Dynamik. Ihre Expertise ist gegenwärtig verstärkt bei Restrukturierungen und ESG-Themen gefragt.

Wirtschaftsprüfer versprühen Optimismus

Wirtschaftsprüfer versprühen Optimismus

Restrukturierungen sorgen für Geschäft – Branche erwartet hohe Dynamik auch in den kommenden Jahren

swa Frankfurt

Zweistellige Umsatzsteigerungen prägen das Geschäft der deutschen Wirtschaftsprüfer. Das Marktvolumen hat 2022 mit einem Zuwachs um 7,7% auf 18,2 Mrd. Euro deutlich zugelegt, wie aus Zahlen des Marktforschers Lünendonk & Hossenfelder hervorgeht. Den Vogel abgeschossen hat die Big-4-Gesellschaft Deloitte mit einem Umsatzsprung um fast 24%, während der Marktführer PwC mit einem Plus von 6,8% eher am unteren Ende angesiedelt ist. Die vier Marktführer zusammen sind im Durchschnitt um 11% gewachsen, fasst Jörg Hossenfelder die Ergebnisse seiner Studie zusammen.

Keine der 25 größten Prüfungsgesellschaften hierzulande hat 2022 einen Umsatzrückgang gezeigt. “Es war ein sehr, sehr gutes Jahr für die Branche, unabhängig von Nachholeffekten aus der Corona-Pandemie”, unterstreicht Hossenfelder. Es herrsche große Zuversicht in der Branche, dass der Schwung in den kommenden Jahren anhält. Dabei rechnen die Big 4, die gemeinsam auf einen Marktanteil von 48% kommen, mit den stärksten prozentualen Zuwächsen. Aber auch die Top 25 ohne die vier Platzhirsche erwarten für 2023 ein durchschnittliches Wachstum von 9,5%. Sie rechnen sich Chancen aus in den Geschäftsbereichen Tax, Corporate Finance und Audit. Alle 25 führenden Branchenunternehmen planen der Lünendonk-Analyse zufolge Honorarerhöhungen in der Abschlussprüfung, nachdem sie im vergangenen Jahr schon höhere Rechnungen gestellt haben.

Fachkräftemangel bremst

Im Verfolgerfeld der Big 4 haben sich einige Firmen deutlich nach vorne geschoben, wenngleich der Abstand riesig bleibt. Mit BDO, Ebner Stolz und Rödl & Partner weisen drei mittelständische Prüfungsgesellschaften inzwischen einen Umsatz von mehr als 300 Mill. Euro aus. Sieben Unternehmen kommen unterdessen auf Erlöse von mehr als 100 Mill. Euro. Das größte Hindernis für organisches Wachstum sehe das Gros der Studienteilnehmer weiterhin im Fachkräftemangel sowie in der gestiegenen Fluktuation. Künstliche Intelligenz werde mehr als Chance denn als Risiko betrachtet.

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Anders als zu vermuten wirke sich das “Trendthema” EU-Taxonomie bislang kaum im Geschäft aus. Das sollte sich mit der Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung in einem deutlich breiteren Kreis an Unternehmen jedoch ändern. “In den meisten Unternehmen steht ESG auf der Agenda, sie haben aber noch nicht mit der Umsetzung begonnen”, erklärt Michael Häger, Vorstandschef von Grant Thornton. Angesichts der Konjunkturlage rechnen nahezu alle Top-25-Prüfungsunternehmen mit einer hohen Nachfrage nach Restrukturierungsprojekten. Das Thema ist ein Dauerbrenner im Markt, wobei die Prüfer aktuell höchsten Bedarf in der Automobilindustrie einschließlich der Zuliefererbetriebe ausmachen sowie in Handel und Immobilienwirtschaft.

Regulierung nimmt zu

Die Branche selbst ist von Umbrüchen gekennzeichnet. “Der Markt wird immer enger”, sagt BDO-Vorstand Jens Freiberg. Die zunehmende Regulierung etwa im Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) reduziere die Zahl der Prüfer im Segment der börsennotierten Mandanten, weil es zu komplex wird. Außerhalb Europas ist die Branche in der ESG-Beratung mit zunehmender Konkurrenz außerhalb der eigenen Branche konfrontiert, weil sich zunehmend nicht regulierte Berater ins Geschäft bringen, ergänzt Häger. Daraus könne sich ein Wettbewerbsnachteil für die hoch regulierten Anbieter entwickeln, zumal die neuen Rivalen auch in der Finanzierung mehr Spielraum haben.

Die Zeichen stehen auf Wachstum: Nach einem sehr guten Jahr 2022 rechnen die deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durch die Bank auch mittelfristig mit hoher Dynamik. Ihre Expertise ist gegenwärtig verstärkt in Restrukturierungen und in ESG-Themen gefragt, genauso wie in Transformationsprojekten.

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