Straßenverkehrstechnik

Yunex hofft auf neuen Eigentümer mit Geld

Yunex Traffic bereitet sich auf eine Zukunft außerhalb des Mutterkonzerns Siemens vor. Yunex-Chef Markus Schlitt sieht ein gutes Marktumfeld nach der Corona-Pandemie.

Yunex hofft auf neuen Eigentümer mit Geld

Reuters München

 – Die Straßenverkehrstechnik-Tochter von Siemens, Yunex Traffic, bereitet sich auf eine Zukunft außerhalb des Münchner Technologiekonzerns vor. „Wir sind in den letzten Jahren erfolgreich gewachsen, aber unser Geschäft verlangt flexiblere, mittelständische Strukturen“, sagte Yunex-Traffic-Chef Markus Schlitt der Nachrich­tenagentur Reuters. „Dabei gibt es keine Gedankenverbote. Alle Konstellationen­ sind möglich, und wir werden ohne Eile die beste für uns finden.“ Finanzkreisen zufolge hat die Investmentbank Morgan Stanley den Auftrag, sich nach einem neuen Eigentümer für Yunex umzusehen. Die Firma könnte dabei mit 700 bis 850 Mill. Euro bewertet werden. Schlitt wollte sich dazu nicht äußern.

Siemens hat die zur Bahntechnik-Sparte Mobility gehörende Tochter zur Jahresmitte ausgegliedert, aber offengelassen, ob und wann der Anbieter von Ampelsteuerungen, Mautsystemen und Anlagen zur Verkehrsbeeinflussung und -überwachung verkauft werden soll. Mit der Signaltechnik für Züge – eine der Domänen von Siemens – gebe es wenige Synergien, sagte Schlitt. „Städte müssen Mobilität ganzheitlich begreifen und alle Verkehrssysteme aufeinander abstimmen“ – also Schiene und Straße. „In der Praxis beschäftigen sich damit aber unterschiedliche Behörden, Abteilungen und Unternehmen.“

Yunex-Chef Schlitt wünscht sich einen Eigentümer, der Geld für Investitionen mitbringt. „Die Straßenverkehrstechnik steht vor einer neuen Zeitrechnung. Digitalisierung und Software werden dabei eine zentrale Rolle spielen“, sagte er Reuters­. „Es gibt Terabyte von Daten aus dem Verkehr, die bisher ungenutzt­ und nicht verknüpft sind.“ Yunex wolle eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der Branche spielen – dazu seien keine Milliarden nötig. „Das größte Schwergewicht wird die Standards setzen. Wir sind heute das einzige wirklich globale Unter­nehmen in dieser fragmentierten Branche und haben gute Voraus­setzungen dafür.“ Zu den lokalen Rivalen der Siemens-Tochter gehören die österreichischen Firmen Kapsch Traffic Com und Swarco.

Schlitt verspricht dafür eine Wachstumsstory: „Wir rechnen auch weiter mit einem hohen einstelligen Marktwachstum. Ausgehend von einem Umsatz von 600 Mill. Euro wollen wir damit klar auf die Milliarde zugehen.“ Yunex sei stabil durch die Corona-Pandemie gekommen.

Markt zieht an

Der Markt ziehe gerade wieder an. „Wir erwarten, dass die Städte jetzt die Themen angehen, die sie durch die Pandemie und die Klimadebatte erkannt haben“, sagte der Yunex-Chef. „Es geht darum, Mobilität in den Städten – etwa durch intelligente Mautsysteme – attraktiv zu gestalten.“