Insolvenzen

Zahl der Großinsolvenzen steigt nur langsam

Die Zahl der Großinsolvenzen ist in Deutschland nahezu konstant, auch wenn das Insolvenzgeschehen insgesamt an Fahrt aufnimmt. Zwei Branchen stechen besonders hervor.

Zahl der Großinsolvenzen steigt nur langsam

Zahl der Großinsolvenzen steigt nur langsam

Mode- und Gesundheitsbranche legen besonders deutlich zu

sar Frankfurt

Die Zahl der Insolvenzen steigt in Deutschland von niedrigem Niveau aus, bei Großinsolvenzen von Unternehmen mit mehr als 10 Mill. Euro Umsatz ist die Dynamik allerdings deutlich geringer. Das zeigen Daten der Restrukturierungsberatung Falkensteg für das erst Halbjahr 2023.

Über alle Branchen hinweg meldeten demnach im ersten Halbjahr 109 Unternehmen mit mehr als 10 Mill. Euro Jahresumsatz Insolvenz an, ein Plus von lediglich 3,8% im Vergleich zu den 105 Insolvenzen im Vorjahreshalbjahr. Über alle Umsatzklassen hinweg gab es dagegen im ersten Halbjahr 6.977 Insolvenzen, ein Anstieg um fast 23,6% gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 5.644 Insolvenzen.

Mode- und Gesundheitsbranche auffällig

Besonders stark sind die Insolvenzen in der Modebranche sowie dem Gesundheitswesen gestiegen. Über alle Umsatzzahlen hinweg verdoppelte sich die Zahl der Fashion-Insolvenzen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr von 40 auf 82. Zu den bekanntesten Krisenfällen zählen der Bekleidungshändler Hallhuber sowie die Schuhhandelskette Reno. Immerhin 16 Insolvenzen betrafen im ersten Halbjahr Unternehmen mit mehr als 10 Mill. Euro Umsatz, nach nur zwei Fällen im Vorjahr.

Im Gesundheitssektor mussten zuletzt mehrere große Altenpflegeketten Insolvenz anmelden, und auch bei Krankenhäusern mehren sich die Krisenfälle. Im Umsatzsegment über 10 Mill. Euro Umsatz stieg die Zahl der Insolvenzen im Gesundheitswesen von vier auf nunmehr 13 im ersten Halbjahr 2023, über alle Umsatzklassen hinweg ist ein Anstieg von 128 auf 226 Fälle zu verzeichnen.

Die meisten Insolvenzen bei Unternehmen mit mehr als 10 Mill. Euro Umsatz entfielen im ersten Halbjahr 2023 wie auch in den vorherigen Halbjahren erneut auf den Maschinen- und Anlagenbau. 22 Unternehmen aus dieser Branche gerieten in Schieflage. Über alle Umsatzklassen hinweg entfielen die meisten Insolvenzen in den ersten sechs Monaten des Jahres auf den Einzelhandel (424 Insolvenzen), gefolgt vom Bereich Konsumgüter mit 279 Fällen.

Zurückhaltung bei Banken

Tillmann Peeters, Partner der Restrukturierungsberatung Falkensteg, rechnet für die zweite Jahreshälfte mit einer weiteren Zunahme der Insolvenzfälle. "Die Indikatoren für die deutsche Wirtschaft zeigen nach unten. Dies wird sich deutlich im Insolvenzgeschehen niederschlagen", sagt Peeters.

Investoren und Banken seien bei der Kreditvergabe zudem zurückhaltender geworden oder hätten die Konditionen verschärft, beobachtet er. Der Zinsanstieg verteuere darüber hinaus auch die Finanzierung von Transaktionen – und das mitunter so stark, dass sie unrentabel werden.

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