Online-Modehändler

Zalando-Umsatz schrumpft erstmals seit Gründung

Die schlechte Verbraucherstimmung und das ungewöhnlich hohe Vergleichsniveau haben dem Online-Modehändler Zalando den ersten Umsatzrückgang seit Firmengründung 2008 eingebrockt.

Zalando-Umsatz schrumpft erstmals seit Gründung

hek Frankfurt

Nach dem Schub durch die Corona-Pandemie ist bei Zalando das Wachstum im Startquartal 2022 versiegt. Das über die Plattform abgewickelte Bruttowarenvolumen (GMV) nahm zwar noch marginal um 1% auf 3,2 Mrd. Euro zu, doch der Umsatz schrumpfte im Vergleich zur Vorjahreszeit um 1,5% auf 2,2 Mrd. Euro. Das ist der erste Erlösrückgang in der Geschichte des 2008 gegründeten Online-Modehändlers.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) rutschte mit 51,8 Mill. Euro klar in den roten Bereich. In den ersten drei Monaten 2021 waren 93,3 Mill. Euro Gewinn angefallen. Mit Blick auf das Gesamtjahr ist nach Einschätzung des Managements nun nur noch das untere Ende der Pro­gnosespanne zu erreichen.

Anfang März hatte Zalando den Kapitalmarkt bereits auf eine flache Geschäftsentwicklung eingestimmt. Insofern wurden die gesunkenen Markterwartungen weitgehend erfüllt. Laut der US-Bank J.P. Morgan liegt der präzisierte Ausblick knapp unter dem Marktkonsens, so dass dieser kaum noch sinken dürfte. Für Goldman Sachs hingegen hat das operative Ergebnis die Erwartungen verfehlt. Investoren reagierten enttäuscht. Die im Dax vertretene Aktie brach gestern im Verlauf um 9% ein.

In der Telefonkonferenz sprach Co-CEO Robert Gentz von einem herausfordernden Start ins Jahr. Den schleppenden Geschäftsgang führte der Mitgründer auf steigende Inflation, höhere Kosten für Haushalte und den Krieg in der Ukraine zurück. Das Konsumentenvertrauen habe sich signifikant verschlechtert. „Das Hauptthema der Menschen ist gerade nicht, Mode zu kaufen“, sagt Gentz. Zudem war das Startquartal 2021 ungewöhnlich stark ausgefallen, so dass das Unternehmen nun gegen hohe Vergleichswerte kämpft.

Um die Logistikkosten einzudämmen, will Zalando vermehrt Mindestbestellvolumina für kostenfreie Zustellung einführen. Davon sei auch Deutschland betroffen, sagte Gentz auf Nachfrage. Bisher gibt es solche Untergrenzen in neun der 23 Länder, in denen Zalando vertreten ist. Der Konzern macht keine Angaben, in welchen weiteren Märkten Mindestwerte eingeführt werden sollen.

In den ersten drei Monaten schossen die Logistikkosten je Bestellung um 10% nach oben – Folge der gestiegenen Retourenquote, niedrigerer Volumina und höherer Kosten. Somit absorbierten die Fulfillment-Kosten 29,5% des Umsatzes, 4 Prozentpunkte mehr als im Vergleichsquartal. Zudem hat Zalando die Werbung intensiviert, um die Nachfrage anzukurbeln. Die Marketingkostenquote blieb aber mit 7,6% stabil.

Aufgrund der Lieferkettenengpässe und in Erwartung steigender Nachfrage hatte Zalando die Lager aufgefüllt. Das habe jetzt zu Überbeständen und suboptimalem Verkauf von Sommerware geführt, erläuterte Gentz. Nach seinen Angaben haben sich die Kundenpräferenzen verschoben. Verbraucher hätten entweder hochpreisige Ware gekauft oder seien vom mittleren Preissegment zu günstigen Einstiegsprodukten ge­wechselt. Reise-, Strand- und Bürobekleidung sei vermehrt nachgefragt worden, Jeans, T-Shirts und Unterwäsche weniger.

Hoher Cash-Abfluss

Bei der Jahresprognose, die ein Umsatzwachstum zwischen 12% und 19%, eine GMV-Ausweitung um 16 bis 23% sowie ein Ebit zwischen 430 Mill. und 510 Mill. Euro vorsieht, peilt Zalando nun das untere Ende der Bandbreiten an. Für die zweite Jahreshälfte erwartet Gentz eine deutliche Beschleunigung des Geschäfts. Als neue Märkte sollen 2022 Ungarn und Rumänien hinzukommen. Das Investitionsbudget veranschlagt Zalando auf 400 Mill. bis 500 Mill. Euro. An der Prognose, bis 2025 mehr als 30 Mrd. Euro Bruttowarenvolumen zu erreichen, hält Zalando ungeachtet des Wachstumsknicks im Berichtsquartal fest. 2021 waren es 14,3 Mrd. Euro.

Der freie Cashflow sackte in den ersten drei Monaten drastisch auf minus 532 Mill. Euro ab. Eine Firmensprecherin führt den Abfluss auf den schwächeren Abverkauf ­ – der operative Cashflow lag mit 462 Mill. Euro im Minus – und den Erwerb eigener Aktien zurück. Im Vorjahresquartal waren lediglich 143 Mill. Euro abgeflossen.

Wertberichtigt Seite 8

Zalando
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal        
in Mill. Euro20222021
Kundenzahl (Mill.)48,841,8
Bruttowarenwert31833152
Umsatz22052238
Bereinigtes Ebit−5293
in % des Umsatzes−2,44,2
Nettoergebnis−6135
Investitionen6640
Freier Cashflow−532−143
Finanzmittel15952124
Börsen-Zeitung