Zeiss Meditec bremst die Kosten ein
Carl Zeiss Meditec bremst die Kosten ein
Medizintechnikkonzern will zweistelligen Millionenbetrag einsparen – Erholung braucht mehr Zeit als angenommen
hek Frankfurt
Mit einer Mischung aus „taktischen Resilienzmaßnahmen“ und „mittelfristigen Transformationsprojekten“ antwortet der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec auf die aktuelle Geschäftsflaute. Ersteres soll zur Einsparung eines niedrigen bis mittleren zweistelligen Mill.-Euro-Betrags im nächsten Geschäftsjahr führen. Es seien weitere Maßnahmen zur Kostendämpfung in Vertrieb und Marketing sowie in Forschung und Entwicklung eingeleitet worden, teilt das zum Stiftungskonzern Zeiss gehörende Unternehmen mit.
Selektiv bei Einstellungen
Die Personaleinstellungen seien massiv zurückgefahren worden, berichtet Vorstandschef Markus Weber im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Neue Mitarbeiter würden nur sehr selektiv an Bord geholt. Es gebe keine betriebsbedingten Kündigungen, wohl aber würden Zeitarbeitsverträge etwa in der Produktion nicht verlängert. Zudem sollen die Sachkosten weiter reduziert werden. „Das Programm wird uns wohl noch einige Quartale begleiten“, glaubt CFO Justus Felix Wehmer. Denn es gebe keine Indiktionen, dass sich das weltwirtschaftliche Klima signifikant verbessere. Die Spanne für die angestrebten Einsparungen sei weit gesetzt, um auf Marktentwicklungen reagieren zu können.
Die mittelfristigen Transformationsprojekte beziehen sich auf Innovationen, Fertigung und Kommerzialisierung. Diese Initiativen seien noch wichtiger als die Kostensenkungen, heißt es. „Nach vielen Jahren starken Wachstums gilt es jetzt, wieder die Voraussetzungen für nachhaltige Produktivitätssteigerungen zu schaffen“, stellt das Management in der Quartalsberichterstattung klar. Das bedeute, mehr aus der Innovations-Pipeline herauszuholen und die Kostenoptimierung in der Produktion voranzutreiben.
Erholung braucht Zeit
„Eine Erholung der Märkte dürfte deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als zu Beginn des Geschäftsjahrs angenommen“, sagt Weber. Der Auftragseingang habe sich aber zuletzt stabilisiert. Dem auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierten Konzern macht das schwache Gerätegeschäft zu schaffen. Mitte Juni versetzte Zeiss Meditec Investoren mit einer Gewinnwarnung in Aufregung. Die im MDax vertretene Aktie hat seit Herbst 2021 zwei Drittel ihres Werts verloren.
Den adjustierten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2023/24 veranschlagt Zeiss Meditec nun auf 225 Mill. bis 275 Mill. Euro ohne Dorc (Dutch Ophthalmic Research Center). Die Spanne liegt 10 Mill. Euro über der im Juni genannten Range, was Wehmer auf die Bereinigung von Goodwilleffekten aus weiteren Übernahmen zurückführt. Materiell entspreche die Guidance der im Juni genannten Range. Die alte Prognose zielte auf einen Gewinn in Vorjahreshöhe (348 Mill. Euro). Beim Umsatz peilt der Konzern 2 Mrd. Euro an plus 100 Mill. Euro von Dorc für die zweite Geschäftsjahreshälfte.
„Gewisse Sättigung“ in den USA
Nach neun Monaten kam Zeiss Meditec auf 162,7 Mill. Euro Ebit, ein Drittel weniger als in der Vorjahreszeit. Die Marge sackte von 16,2% auf 10,9%. Der Umsatz blieb währungsbereinigt stabil und erreichte 1,49 Mrd. Euro. Akquisitionsbereinigt gab er 5% nach. Auffällig sind die Erlöseinbußen in Amerika von währungsbereinigt 11,9%. Weber macht dafür eine „gewisse Sättigung“ nach dem Verkaufsboom während der Corona-Pandemie verantwortlich. Dies trifft Zeiss Meditec stärker als Konkurrenten wie Alcon und Johnson & Johnson, die einen viel höheren Anteil des stabilen Verbrauchsmaterialgeschäfts haben, während Zeiss Meditec in den USA am schwankenden Geräteverkauf hängt. Die Marktanteile in Nordamerika seien keinesfalls gesunken, versichert der CEO: „Wir gewinnen mehr Tender im Vergleich zum Wettbewerb als vorher.“
In der Region Europa/Naher Osten/Afrika zog der Umsatz dagegen kräftig um währungsbereinigt 19,1% an. Gerade aus Italien, Spanien und Frankreich seien Wachstumsbeiträge gekommen. Im wichtigen chinesischen Markt gilt der Vorratsabbau als abgeschlossen, aber bei den neuen staatlichen Vergabesystemen für Intraokularlinsen gibt es Verzögerungen, die den Absatz bremsen.