Umsatz und Auftragseingang enttäuschen

Zeiss Meditec streicht Gewinnprognose zusammen

Seit drei Monaten steht die Aktie von Carl Zeiss Meditec unter Druck. Nun muss der Medizintechnikkonzern seine Gewinnprognose drastisch kürzen. Umsatz und Auftragseingang enttäuschen.

Zeiss Meditec streicht Gewinnprognose zusammen

Carl Zeiss Meditec kappt Gewinnprognose

Medizintechnikkonzern steht vor Ertragseinbruch – Aktienkurs stürzt ab

hek Frankfurt

Der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec bleibt im laufenden Geschäftsjahr weit hinter den eigenen Ertragserwartungen zurück. Statt eines operativen Gewinns in Vorjahreshöhe (348 Mill. Euro) rechnet das Management nach eigenen Angaben jetzt nur noch mit 215 Mill. bis 265 Mill. Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit). Die Auswirkungen der Übernahme der niederländischen Dorc bleiben bei dieser Prognose außen vor.

Die Gewinnwarnung überrascht insofern, als das alte Gewinnziel im vor knapp sechs Wochen publizierten Halbjahresbericht noch bestätigt wurde, allerdings unter dem Vorbehalt, dass sich der Umsatz in der zweiten Hälfte des bis 30. September 2024 laufenden Geschäftsjahres beschleunigt. Investoren reagierten am Montag vergrätzt: Die im MDax vertretene Aktie sackte im Handelsverlauf um 17% ab. Sie hat seit Mitte März rund 40% ihres Werts verloren.

Gerätegeschäft bremst

Umsatz und Auftragseingang beschreibt das auf Augenheilkunde und Geräte für die Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen als schwach. Ursache sei vor allem das Gerätegeschäft, das unter dem restriktiven Investitionsklima bei wichtigen Kundengruppen insbesondere in Nordamerika leide. Zudem sei die Sommer-Saison für Operationen zur Sehschärfenkorrektur in China nur langsam angelaufen. Daher seien die Bestellungen für refraktive Verbrauchsmaterialien im dritten Quartal des Geschäftsjahres bisher hinter den Werten des Vorjahres zurückgeblieben. Zusätzlicher Gegenwind komme vom neuen staatlichen Vergabesystem für Intraokularlinsen in China, dessen Einführung langsamer verlaufe als erwartet.

Neben der Umsatzflaute schlagen auch vorsichtigere Annahmen für den Verbrauchsmaterialienabsatz in der zweiten Geschäftsjahreshälfte auf den Gewinnausblick durch. Der schwächere Produktmix verringere den operativen Hebeleffekt, erläutert Zeiss Meditec. Denn die Verbrauchsmaterialien werfen vergleichsweise hohe Margen ab.

Kostensenkungen angekündigt

Laut der US-Bank J.P. Morgan impliziert die Gewinnwarnung, dass der Analystenkonsens für das operative Ergebnis in diesem Jahr um mehr als 30% sinkt. Gegensteuern will das Management mit einer Senkung der operativen Kosten vor allem in Vertrieb und Marketing sowie in Forschung und Entwicklung. Details zum Sparprogramm soll es am 6. August mit den Resultaten des dritten Quartals geben.

Das Jahresziel für den Umsatz siedelt die Tochter des Stiftungskonzerns Zeiss nun bei 2 Mrd. Euro an. Es liegt um etwa 6% unter der alten Vorgabe von 2,1 Mrd. bis 2,15 Mrd. Euro. Nach acht Monaten, also bis Ende Mai, stehen 1,26 Mrd. Euro Umsatz in den Büchern, 3% weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Ebit gab um 26% auf 135 Mill. Euro nach. Diese Angaben klammern die Dorc-Übernahme (Dutch Ophthalmic Research Center) einschließlich Integrationskosten aus. Den hinzukommenden Umsatzbeitrag der neuen Tochter veranschlagt Zeiss Meditec unverändert auf 100 Mill. Euro für die zweite Geschäftsjahreshälfte.

Mittelfristziel bleibt

Im April und Mai seien Auftragseingang, Umsatz und Ebit in Summe hinter dem Vorjahr zurückgeblieben, räumt Zeiss Meditec ein.

Zuversichtlicher äußert sich der Konzern zum kommenden Geschäftsjahr 2024/25, für das unter Verweis auf neue Produkte in beiden Geschäftseinheiten erneutes Wachstum angekündigt wird. Am Mittelfristziel einer Ebit-Marge von nachhaltig über 20% hält Zeiss Meditec ausdrücklich fest. Aktuell vergrößert sich allerdings der Abstand zur Vorgabe: Bezogen auf die Mitte der neuen Prognose schrumpft die Ebit-Marge der laufenden Rechnungsperiode auf 12%. Im vergangenen Geschäftsjahr war die Umsatzrendite bereits von 20,9 auf 16,7% gesunken.

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