Nach Milliardenverlust

ZF sucht mit Partnerschaften Ausweg aus der Krise

Der Autozulieferer ZF will mit Partnern Geschäftssegmente stärken und Investitionen teilen. So wird aus dem „Konzerntanker eine Flotte von Schnellbooten“, wie Vorstandschef Holger Klein hofft.

ZF sucht mit Partnerschaften Ausweg aus der Krise

ZF sucht mit Partnerschaften Ausweg aus der Krise

Milliardenverlust im vergangenen Jahr – Verschuldung weiter gestiegen – Trübe Geschäftsaussichten

jh München

Die Lage für ZF wird immer heikler. Im vergangenen Jahr rutschte das Ergebnis des hinter Bosch zweitgrößten deutschen Autozulieferers vor und nach Steuern tief in die Verlustzone. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von gut 1 Mrd. Euro. Zudem stieg die Nettoverschuldung zum Jahresende um 485 Mill. auf 10,5 Mrd. Euro, die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 19,2%.

„Noch nie befand sich unsere Branche so klar inmitten des perfekten Sturms“, sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Klein in der Online-Bilanzpressekonferenz. Er begründete dies mit „schwachen Märkten, Strukturdefiziten, bürokratischen Belastungen und erheblichen Kostensteigerungen“. Als weitere Erschwernisse nannte er unter anderem die Unklarheit über die Entwicklung der Elektromobilität, die Abschottung von Märkten und stark gestiegene Kapitalkosten.

Es geht um das Herz von ZF

Klein betonte, für den Stiftungskonzern gehe es nicht nur um die Transformation zur Elektromobilität, sondern auch darum, den „großen Tanker ZF in eine starke Flotte von wendigen Schnellbooten“ umzuwandeln. Um Stärken zu stärken und Potenziale zu erschließen, ist das Unternehmen auf der Suche nach Partnern für einige Segmente. Eines ist die Antriebstechnik, die laut Klein viele als das Herz von ZF ansähen. Entscheidungen gebe es noch nicht, berichtete Klein. „Aber wir bereiten die Antriebssparte darauf vor, so eigenständig zu werden, dass sich ein Partner beteiligen kann.“ Es gebe Gespräche, es sei aber entgegen bestehender Spekulationen im Moment nicht geplant, die Sparte zu verkaufen.

Mit einem Partner will ZF zu den drei größten Anbietern gehören, somit von Skaleneffekten profitieren und im Fall der Fahrerassistenzsysteme wettbewerbsfähig bleiben. Die erheblichen Investitionen dafür könne das Unternehmen derzeit nicht allein stemmen. Zur Zukunft von ZF Lifetec, der ausgegliederten Airbag-Sparte, sagte Klein, dass die Optionen Börsengang oder Verkauf verfolgt würden. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete vor kurzem von einem Interesse des irischen Autozulieferers Adient sowie von zwei Private-Equity-Gesellschaften. Der Vorstandschef äußerte sich dazu nicht: „Wir sind mitten im Prozess.“

Trübe Aussichten auf 2025

Im vergangenen Jahr hat ZF eine Partnerschaft mit Foxconn für die Montage von Achssystemen in einem Joint Venture geschlossen. Seit 2021 gibt es eine Entwicklungskooperation für Fahrzeug-Software mit dem indischen Unternehmen KPIT Technologies.

Der Ausblick des ZF-Vorstands auf dieses Jahr lässt keine Belebung des Geschäfts erwarten. Klein rechnet nicht mit „einer wesentlichen Umsatzveränderung“. Im vergangenen Jahr sank der Erlös um 11% auf 41,4 Mrd. Euro. Ohne Portfolio- und Währungseffekte ging er um knapp 3% zurück. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern soll zwischen 3 und 4% liegen. 2024 sank sie auf 3,6 (i.V. 5,1)%. Auf die Frage nach dem Nettoergebnis antwortete Finanzvorstand Michael Frick, aus heutiger Sicht zeichne sich für 2025 kein Verlust ab. Das könne sich aber wegen möglicher Sondereffekte schnell ändern. Der Nettoverlust von 1 Mrd. Euro 2024 enthalte solche Effekte in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Ein Teil davon sind Restrukturierungkosten.

7.000 Beschäftigte weniger

ZF plant wegen Überkapazitäten seit längerem einen Abbau von Arbeitsplätzen; in Deutschland sollen 11.000 bis 14.000 Stellen bis Ende 2028 wegfallen. 2024 verringerte sich das Personal hierzulande um rund 4.000 auf 52.000, weltweit um 7.100 auf etwa 162.000. Die Umbaukosten bezifferte Frick mit 626 Mill. Euro.

Wegen solcher Kosten werde die Nettoverschuldung in diesem Jahr nicht sinken, kündigte Frick an. Auf dem derzeitigen Margenniveau erziele ZF zwar einen positiven Cashflow. Doch der Mittelzufluss genüge nicht, um die Schulden zu senken. Grund für die hohe Verschuldung sind die zwei großen Akquisitionen TRW 2015 und Wabco 2020.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.