EINZELHANDEL

Zu Lasten der Kleinen

Die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts hat begonnen. In den USA startet sie traditionell mit dem "Black Friday" - dem Tag nach Thanksgiving, an dem die Einzelhändler mit Sonderangeboten und Rabatten den Konsum anregen. Inzwischen bieten auch immer...

Zu Lasten der Kleinen

Die heiße Phase des Weihnachtsgeschäfts hat begonnen. In den USA startet sie traditionell mit dem “Black Friday” – dem Tag nach Thanksgiving, an dem die Einzelhändler mit Sonderangeboten und Rabatten den Konsum anregen. Inzwischen bieten auch immer mehr Online-Händler am darauf folgenden “Cyber Monday” Nachlässe an. Und je bekannter diese Aktionstage in Deutschland werden, desto umsatzstärker werden sie auch hierzulande. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet 2019 mit einem Erlöszuwachs an diesen beiden Tagen von 22 % auf 3,1 Mrd. Euro.Etwa 60 % der Verbraucher, die am Black Friday bzw. Cyber Monday auf Schnäppchenjagd gehen, nutzen diese auch für Weihnachtseinkäufe. So kommt eins zum anderen. Denn die steigenden Ausgaben an diesen zwei Tagen tragen dazu bei, dass der HDE wieder einmal einen Rekordumsatz im Weihnachtsgeschäft voraussagt: Die Erlöse im deutschen Einzelhandel sollen im November und Dezember um 3 % auf mehr als 102 Mrd. Euro klettern. Wachstumstreiber bleibt der Online-Handel, dessen Umsatz um fast 11 % auf knapp 15 Mrd. Euro steigen soll.Doch die Aussagen des HDE zum Geschäftsverlauf in der Woche vor dem 1. Advent lassen erkennen, wer die Verlierer dieser Trends zu Käufen im Internet und rabattstarken Aktionstagen sind: Vor allem kleinere Händler und mittelständische Unternehmen in vielen Innenstädten hätten von schwachen Kundenfrequenzen berichtet. Auch weniger bekannte Online-Händler dürften vom Konsumrausch nicht viel abbekommen haben.Das hat viele Gründe, signifikant ist aber, dass sich das Käuferinteresse immer mehr auf Häuser konzentriert, die erstens hohe Bekanntheit aufweisen und zweitens online – und im besten Falle auch noch stationär – aktiv sind, etwa Amazon, Zalando oder die Otto Group. Diese können sich spektakuläre Rabatte leisten – bei ihnen rechnen sie sich auch. Dagegen wird bei kleinen und mittelgroßen Händlern der Umsatzverlust durch solche Sonderangebote nicht durch zusätzliche Käufe ausgeglichen.Doch dem Handel droht insgesamt Unheil. Erhebungen zeigen, dass die Verbraucher die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt kritisch sehen. Ihnen ist nicht entgangen, dass die Konjunktur lahmt und der Beschäftigungsaufbau deutlich an Dynamik verliert. Dadurch sinken die Einkommenserwartungen, was die Ausgabebereitschaft dämpft.Der Handel mag sich am Erfolg der jüngsten Aktionstage und am Weihnachtsgeschäft erfreuen – mittelfristig wird er nicht mehr viel Gelegenheit dazu haben.