Vonovia will sich von 65.000 Wohnungen trennen
ab Köln
Die drastisch gestiegenen Kapitalkosten im Gefolge der Zinswende zwingen Vonovia zur Suche nach neuen Kapitalquellen. Daher stellt Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern 65000 Wohnungen mit einem Verkehrswert von 13 Mrd. Euro zum Verkauf, wie Vonovia-Chef Rolf Buch bei der Vorlage des Zwischenberichts erläuterte. Das Verkaufsportfolio setzt sich aus Einzelverkäufen, Mehrfamilienhäusern und einem „nicht strategischen“ Portfolio zusammen. Der Verkauf dürfte sich über mehrere Jahre erstrecken. Erst im Mai hatte Vonovia das für 2022 vorgesehene Privatisierungsvolumen von 3 000 auf 3 300 Einheiten aufgestockt. Inklusive der im Vorjahr übernommenen Deutsche Wohnen haben die Bochumer knapp 550 000 Wohnungen im Bestand.
Zudem prüft Deutschlands größter Vermieter Möglichkeiten, neue Investorengruppen an Bord zu holen. Gedacht wird dabei an direkte Beteiligungen einzelner Adressen an Teilportfolien. Vonovia werde aber Mehrheitseigentümer und Bewirtschafter bleiben.
Mit der 18 Mrd. Euro schweren Übernahme im Vorjahr hatte Vonovia die Verschuldung in die Höhe getrieben. Mit 43,3% lag der Loan-to-Value (Verschuldungsgrad) zum 30. Juni zwar wieder im Zielband von 40 bis 45%, neuerdings nimmt Vonovia aber den unteren Rand der Spanne ins Visier. Alljährlich müssen 3 bis 4 Mrd. Euro refinanziert werden. Den Finanzierungsbedarf für den laufenden Turnus hat Vonovia den Angaben zufolge jedoch gedeckt.
Jenseits der geänderten Rahmenbedingungen in der Finanzierung läuft das operative Geschäft in gewohnten Bahnen. Dank Konsolidierung von Deutsche Wohnen hat sich der operative Mittelzufluss (Group FFO) im Halbjahr um gut 36 % auf 1,1 Mrd. Euro erhöht. Der FFO je Aktie stieg dagegen nur um 5,5 % auf 1,34 Euro, da Vonovia zur Finanzierung des Erwerbs im Dezember das Grundkapital um 35 % erhöht hatte. Aus der Neubewertung des Bestands resultierte ein Wertzuwachs um 3,8 Mrd. Euro. Davon entfielen 3,1 Mrd. Euro auf Bestandsaufwertungen.
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Bericht Seite 9