Jörg Oliveri del Castillo-Schulz will die Commerzbank nicht umkrempeln. Das sei nicht nötig, denn wie der neue Chief Operating Officer nach wenigen Wochen im Amt erzählt, kann das, was er vorgefunden hat, sich sehen lassen für eine Bank, noch dazu eine deutsche: 150 sogenannte APIs, also Schnittstellen, die eine Interaktion mit einem Ökosystem aus Fintech-Anbietern und anderen Dienstleistern ermöglichen. Eine „Lieferorganisation“ mit über 5000 Mitarbeitern, die es seit mehr als zwei Jahren gewohnt sind, in interdisziplinären Teams agil zu arbeiten. Und ein Cloud Banking, das nicht bloß auf dem Reißbrett existiert, sondern über das bereits rund 40% der Anwendungen laufen. Bewege sich eine Organisation einmal auf diesem Level, gehe es vor allem darum, Prioritäten zu setzen. Dafür zu sorgen, dass die richtigen Initiativen umgesetzt werden: „Stop starting, start finishing – das muss jetzt unser Credo sein.“

Als Spezialist für Transformationsprozesse, die er im Laufe seiner Karriere in der IT-Industrie, als externer Berater bei Finanzdienstleistern und anderen Unternehmen sowie als interner Manager etwa bei der IKB begleitete, weiß er um die Gefahr, sich zu verzetteln, wenn agile Teams die Freude an der Projektarbeit entdeckt haben. Um das zu verhindern, würden künftig der Fortschritt und die Marktaussichten jedes Projekts regelmäßig überprüft: „Wenn sich abzeichnet, dass es nicht fliegt, stellen wir es lieber ein und setzen die Kreativität und das Können des Teams anderweitig ein.“ In dieser Position fühlt sich der gebürtige Pfälzer, der seinen klangvollen Namen seiner italienischen Ehefrau verdankt, als Steuermann im zentralen Nervensystem der Bank. „Die IT lässt sich gar nicht mehr von der Bank trennen“, sagt er: „Eine Bank ist heute nichts anderes als Information im Fluss.“