Er hat die Europäische Union (EU) grün gemacht. Nicht etwa in politischer Hinsicht, sondern am Kapitalmarkt. Siegfried Ruhl (49) kam 2020 von dem im Großherzogtum Luxemburg beheimateten Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), bei dem er Head of Funding & Investor Relations war, als Advisor zum Generaldirektorat für Budgetfragen der Europäischen Kommission. Für Bondmarktakteure ist Ruhl also kein Unbekannter. Investoren sehen in ihm denn auch den maßgeblichen Akteur beim Aufbau und der Implementierung der Refinanzierungsaktivitäten der EU an den Geld- und Kapitalmärkten. 2020 kam die EU mit ihrem ersten Social Bond, der gleich Rekordorders anzog. Im vierten Quartal 2021 startete die EU dann mit ihrem ersten Green Bond durch. Die EU wird in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Player auf dem boomenden Markt der Green Bonds, denn von den grünen Schuldpapieren, mit deren Erlöse Klima- und Umweltprojekte finanziert werden, soll es seitens der EU Emissionen von bis zu 250 Mrd. Euro geben, und das wird nach Ansicht von Marktteilnehmern die führende Rolle des europäischen Kapitalmarktes im Bereich von Nachhaltigkeit (Sustainable Finance) weiter stärken. Die regelmäßigen Emissionen von EU-Bills und EU-Bonds werden nach Einschätzung von Investoren den europäischen Kapitalmarkt bereichern. Die sicheren und liquiden Schuldverschreibungen der EU werden von Marktteilnehmern zunehmend als Ergänzung des Marktes für Staatsanleihen gesehen, mehr und mehr Banken handeln die EU-Emissionen gemeinsam mit den Staatsanleihen, die damit die Stabilität des europäischen Kapitalmarktes erhöhen und Anlegern Diversifikation ermöglichen.