Nachhaltigkeit

Standards sorgen für Transparenz und Steuerungsimpulse

Mit der Gründung des ISSB und neuen Regeln für die Nachhaltigkeitsberichterstattung werden hohe Erwartungen verknüpft. Transparenz und Steuerungsimpulse sind nur zwei davon.

Standards sorgen für Transparenz und Steuerungsimpulse

Einer der wichtigsten Beschlüsse, die im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP 26) bekanntgegeben wurden, ist die Ankündigung der IFRS Foundation, mit dem International Sustainability Standards Board (ISSB) ein Gremium zu schaffen, das internationale Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung kapitalmarktorientierter Unternehmen setzen soll.

Das neue Gremium ist eine Reaktion auf die zunehmenden Forderungen nach einer qualitativ hochwertigeren, transparenteren und einheitlicheren Offenlegung von Leistungsindikatoren für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu weltweit einheitlichen, konsistenten und verlässlichen Nachhaltigkeitsberichtsstandards, die Investoren und anderen Kapitalmarktteilnehmern wertvolle Informationen über die nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen von global tätigen Unternehmen liefern.

Das Interesse von Investoren beschränkt sich schon lange nicht mehr ausschließlich auf die finanzielle Leistung, sondern umschließt auch die dieser zugrundeliegenden Kräfte. Langfristiger Unternehmenserfolg basiert letztlich auf einer guten Governance, einem Bewusstsein für die Umwelt und Gesellschaft, in der Unternehmen operieren, sowie einer leistungsfähigen Mannschaft.

Entsprechend beeinflusst die Leistung der Unternehmen bei den ESG-Themen auch Anlageentscheidungen: Kapitalmarktteilnehmer müssen die Chancen und Risiken von Investitionen, die sich für die einzelnen Unternehmen aus ESG-Themen ergeben, richtig bewerten können. Einheitliche Berichtsstandards werden sie in die Lage versetzen, das Kapital effizienter in nachhaltig agierende Unternehmen zu investieren. Künftige Chancen und Risiken, die beispielhaft mit dem Übergang zu einer kohlenstofffreien Welt verbunden sind, können so noch stärker in die Investitionsentscheidung einfließen.

Transparent wird die Leistung der Unternehmen bei den ESG-Themen durch die Berichterstattung. Als weltweit tätiger Logistikkonzern hat Deutsche Post DHL Group schon vor Jahren die Notwendigkeit von Transparenz im Bereich der Nachhaltigkeit erkannt und kann daher auf eine lange Tradition der Nachhaltigkeits­berichterstattung zurückblicken. Bereits im „Umweltbericht 2003“ hat das Unternehmen erstmals umfassend Rechenschaft über wesentliche Nachhaltigkeitsbelange abgelegt und diese ab 2006 in einem Nachhaltigkeitsbericht zusammengefasst. Seit 2008 orientiert sich die Berichterstattung an den freiwilligen Standards der „Global Reporting Initiative“ (GRI). Mit dem Geschäftsjahr 2017 hat Deutsche Post DHL Group erstmalig eine nichtfinanzielle Erklärung abgegeben und diese vollständig als umfangreiches Kapitel in den Geschäftsbericht 2020 übernommen – damit werden nun alle zentralen Themen in einem Bericht abgedeckt.

Im Laufe dieser Zeit wurden Deutsche Post DHL Group und andere kapitalmarktorientierte Unternehmen Zeugen eines immer umfas­senderen und dichteren Spektrums an Berichtsvorgaben. Mittlerweile herrscht in der ESG-Berichterstattung kein Mangel an freiwilligen Standards und regulatorischen Vorgaben. Zu den freiwilligen GRI-Standards ist eine Vielzahl an staatlichen und überstaatlichen Regelungen hinzugekommen. Dies reicht von der Non Financial Reporting Directive (NFRD) bis hin zur gerade implementierten EU-Taxonomie. Weiterhin sind bei der ESG-Berichterstattung die Vorgaben der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) zu berücksichtigen. Ergänzt wird das Regelwerk durch die Erwartungen der ESG-Rating­agenturen.

Für Investoren ist die Informationslage jedoch aufgrund der mangelhaften Vergleichbarkeit der heterogenen Nachhaltigkeitsinformationen problematisch. Anders ist dies bei finanziellen Kennzahlen wie Umsatz oder Konzernjahresergebnis, die auf internationalen Berichtsstandards basieren. Deswegen ist die Gründung des ISSB die richtige Entscheidung, um Investoren qualitativ hochwertige, weltweit vergleichbare Nachhaltigkeitsinformationen analog zur Bilanzierung zu liefern. An die Stelle von bisweilen zumeist freiwilligen und überbordenden Nachhaltigkeitsangaben treten zukünftig dringend benötigte vergleichbare internationale Standards.

Aber nicht nur den Investoren, auch den berichterstattenden Unternehmen werden klare, verbindliche und eindeutige Standards sehr helfen. Dies gilt zum einen natürlich für die Berichterstattung selbst, zum anderen aber auch bei der Ausrichtung der unternehmerischen Aktivitäten auf mehr Nachhaltigkeit. Deutsche Post DHL Group bekennt sich in ihrer im März 2021 veröffentlichten Nachhaltigkeitsstrategie ausdrücklich zu ambitionierten Nachhaltigkeitszielen. Die Auswirkungen der noch zu entwickelnden Berichtsstandards auf die tatsächlichen Aktivitäten von Unternehmen im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens können gar nicht hoch genug eingeschätzt werden: Standards sind wirksame Instrumente, die beispielsweise aktiv auf die Reduktion von Treibhausgasen hinwirken können.

Während international gültige Vorschriften, beispielsweise für die CO2-Bepreisung, kaum vereinbar sind, verhindern einheitliche Messmethoden und Berichtsstandards Wettbewerbsverzerrungen. Diese machen die Risiken aus dem CO2-Ausstoß für die Märkte transparent. Sind die Kosten für Treibhausgasemissionen bekannt, werden klima- und umweltfreundlichere Investitionen entscheidungsrelevant durchgerechnet. Auf diese Weise schafft ein Standard, was sich mit Vorschriften nur sehr schwer durchsetzen lässt: die tatsächliche Reduzierung von Treibhausgasen.

Deutsche Post DHL Group begrüßt die Gründung des ISSB mit dem Hauptsitz in Frankfurt am Main und hat die Bewerbung von Anfang an stark unterstützt. Dieser Standort eignet sich besonders, um die Unabhängigkeit des ISSB als internationaler Standardsetzer sicherzustellen und die Konvergenz zwischen internationalen und europäischen Nachhaltigkeitsberichtsstandards zu er­reichen. Aus der Perspektive eines weltweit agierenden Unternehmens wird auch die Verteilung der Verantwortlichkeiten auf mehrere internationale Standorte befürwortet, um die internationale Reichweite des ISSB zu unterstreichen.

Es ist überaus positiv, dass sich die IFRS Foundation der Aufgabe angenommen hat, über das ISSB hochwertige, einheitliche und kontrollierbare Standards in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablieren. Das neue Gremium wird eng mit dem International Accounting Standards Board (IASB) zusammenarbeiten, um die Kompatibilität zwischen den IFRS-Rechnungslegungsstandards und den IFRS-Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen zu gewährleisten. Dies deckt sich auch mit der Denkweise der Investoren. Sie interessieren sich längst nicht nur dafür, wie viel Geld ein Unternehmen verdient, sondern auch dafür, auf welche Weise, denn nur nachhaltig wirtschaftende Unternehmen werden langfristig erfolgreich sein.

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