Förderbanken

Treibende einer nachhaltigen Entwicklung

Für Förderbanken bedeutet Nachhaltigkeit eine neue, alte Rolle. Vertrauen ist dabei die Grundlage für erfolgreiches Handeln – und nichts geht über eigene Erfahrungen.

Treibende einer nachhaltigen Entwicklung

Die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit in den Unternehmen hat sich verändert. Nachhaltigkeit ist von einem Randthema zu einem steuerungsrelevanten Unternehmensziel geworden. Eine erfolgreiche Umsetzung der unterschiedlichen Facetten von ESG – Environment, Social und Governance – wird immer mehr zur Grundlage für eine zukunftsorientierte Ausrichtung von Unternehmen. Zum strategischen Instrumentarium für einen erfolgreichen Weg in die Zukunft gehören damit Maßnahmen, die die Umwelt für zukünftige Generationen erhalten: Strategien zum Klimaschutz, zum Einsatz erneuerbarer Energien, zur Steigerung der Ressourceneffizienz und zur Minimierung von Luft- und Abwasseremissionen.

Nicht weniger wichtig ist der soziale Aspekt der Unternehmensentwicklung. Darunter fallen die Gewährleistung von Rechten der Arbeitnehmenden, die Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz, eine angemessene Vergütung, die Gewährung der Versammlungs- und Gewerkschaftsfreiheit sowie die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards in der Lieferkette.

Gute Unternehmensführung

Und nicht zuletzt ist die Umsetzung und Einhaltung von Maßnahmen einer guten Unternehmensführung ein wichtiger Faktor für eine nachhaltige Entwicklung. Hierzu zählen funktionierende Aufsichtsstrukturen, ein ausgebautes Compliance-System, eine weitreichende Unternehmenstransparenz, eine wer­tebezogene Unternehmensethik sowie ein effektives Risikomanagement und die Bekämpfung von Korruption.

Nachhaltigkeit hat also viele Facetten, und gerade das ermöglichte in der Vergangenheit ganz unterschiedliche Auslegungen. Mittlerweile entwickelt sich ein vereinheitlichtes und strukturiertes Verständnis von Nachhaltigkeit – und das aus gutem Grund: Das Thema Nachhaltigkeit hat nicht nur eine weltpolitische Dimension erreicht. Es werden Schritt für Schritt rechtliche Vorgaben auf unterschiedlichen Ebenen erlassen und umgesetzt.

Mit dem EU-Aktionsplan zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum wurde bereits 2018 eine Reihe von Gesetzesvorhaben angestoßen, die den europäischen Kapitalmarkt von Grund auf verändern werden. Die Europäische Union (EU) verfolgt mit ihrem Aktionsplan drei Ziele: Die Umlenkung der Finanzströme hin zu nachhaltigen Aktivitäten, die Inte­gration von Nachhaltigkeitsrisiken in das Risikomanagement von Finanzmarktakteuren sowie die Erhöhung der Transparenz und Langfristigkeit von Investitionen.

Die am 6. Juli 2021 vorgelegte Aktualisierung der Sustainable-Fi­nance-Strategie der EU-Kommission hat die zentrale Rolle des Fi­nanz­sektors und der Nachhaltigkeit nochmals verdeutlicht. Die Finanzströme sollen zu nachhaltigen Verwendungszwecken gelenkt werden und damit maßgeblich dazu beitragen, dass uns und künftigen Generationen eine lebenswerte Welt erhalten bleibt.

Besonderer Stellenwert

Dem Finanzsektor werden damit neue Aufgaben zugewiesen: In der Vergangenheit sollte er vornehmlich die volkswirtschaftliche Kreditversorgung sicherstellen; nun bekommt er eine zentrale Rolle als gesellschaftliches Steuerungsin­strument. Aus gutem Grund: Mit der Ausgestaltung seiner Produkte beeinflusst der Finanzsektor die Entscheidungen von Haushalten und Unternehmen. Über die Regulierung der Banken können deshalb Kapitalströme wirkungsvoll gesteuert und so beispielsweise die Einhaltung der Klimaziele maßgeblich unterstützt werden.

Ansatzpunkte sind alle Aktivitäten, die sich auf die Verringerung von Umwelt- und Klimaschäden, die Förderung von sozialer Teilhabe und eine Stärkung gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung beziehen. Aus dieser Vielschichtigkeit resultiert ein ganzes Bündel an regulatorischen Vorgaben für die Finanzmärkte und die Finanzmarktagierenden. Die in den nächsten zwei Jahren vorgesehene Umsetzung der im EU-Sustainable-Finance-Action-Plan vorgesehenen Regulierungen betreffen fast alle Unternehmensbereiche. Von der Taxonomie über die Offenlegung bis zu den Instrumenten, mit denen Nachhaltigkeitszielsetzungen erreicht werden sollen, wurden und werden umfangreiche Festlegungen vereinbart. Aber auch auf nationaler Ebene wird das Thema in der Aufsicht und im politischen Raum intensiv diskutiert und gewinnt zunehmend an Verbindlichkeit.

Als landeseigenes Unternehmen sehen wir uns in einer Vorbildfunktion: Wir wollen Flagge zeigen und andere Unternehmen dazu motivieren, im Klimaschutz aktiv zu werden. Zwar werden Nachhaltigkeitsthemen und insbesondere der Klimaschutz mittel- und langfristig für alle Unternehmen entscheidende Wettbewerbsfaktoren; kurzfristig sind die notwendigen Aktivitäten und Umstellungen jedoch häufig kostentreibend. Wenn eine Regierung gesellschaftliche Erwartungen an die Privatwirtschaft formuliert, sollten öffentliche Unternehmen diese vorleben. Nur so entstehen gesellschaftliche Akzeptanz und ein Bewusstsein für das Thema. Unsere Vorbildrolle ist also bereits im Eigentümerverhältnis angelegt.

Unser Unternehmenszweck macht eine zweite Besonderheit deutlich: Die Einflussnahme auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen ist seit jeher nicht Nebeneffekt, sondern die Hauptaufgabe der L-Bank. Während bei privatwirtschaftlichen Unternehmen in der Regel die individuelle Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund steht, ist bei der L-Bank die Gewinnerzielung lediglich Mittel zum Zweck. Erzielte Gewinne kommen der Förderung zugute und dienen damit gesellschaftlichen Zielen. Der Einsatz unseres breitgefächerten Instrumentenkastens wird also schon immer von wirtschafts- und sozialpolitischen Zielsetzungen geleitet – und unter diesen nehmen Nachhaltigkeitsziele einen immer höheren Stellenwert ein.

Robert Bosch hat es einmal sehr prägnant auf den Punkt gebracht: „Lieber Geld verlieren als Vertrauen.“ Dieser Leitsatz gilt im übertragenen Sinne auch für uns: Wir können unsere Wirkung am besten entfalten, wenn uns Vertrauen entgegengebracht wird. Dabei stehen wir sowohl im Hinblick auf unsere Vorbildfunktion als auch in Bezug auf die Zielrichtung unseres Handelns, also in unserer Rolle als Impulsgeberin und Wegbereiterin für Unternehmen, staatliche Körperschaften und Privatpersonen, unter besonderer Beobachtung.

Gleichzeitig genießen wir als staatliche Förderbank in vielerlei Hinsicht einen Vertrauensvorschuss. Aber auch wir erleben, dass vertrauensbildende Erfahrungen nur schwer zu ersetzen sind. Für uns als Förderbank ist das ein kritischer Aspekt, da wir nur punktuell Kontakt zu ausgewählten Personenkreisen haben und in der Regel keine dauerhaften Kundenbeziehungen aufbauen. Viele, beispielsweise in der Eigenheimförderung, kommen nur einmal im Leben mit uns in Kontakt. Die mit uns gemachten Erfahrungen haben deshalb nur eine eingeschränkte Langzeit- und Breitenwirkung.

Wo auf Erfahrungen nicht zurückgegriffen werden kann, können „Hilfskonstrukte“ weiterhelfen. Die Verpflichtung auf definierte Grundsätze der Unternehmensführung ist eine solche Maßnahme. Ein solcher Public-Corporate-Governance-Kodex (PCGK) wurde 2009 den Unternehmen des Bundes vorgegeben; 2013 hat das Land Baden-Württemberg in seinem Kodex landesspezifische Festlegungen vorgenommen. Diese wurden in einer im Jahr 2018 erfolgten Novellierung unter anderem durch die Verpflichtung zu einer systematischen Befassung mit Nachhaltigkeitsaspekten ergänzt.

Die Einhaltung des Kodex wird im jährlich zu erstellenden Corporate-Governance-Bericht dokumentiert. Abweichungen müssen in einer „Entsprechenserklärung“ begründet werden. Das Handeln der landesbeteiligten Unternehmen gewinnt dadurch an Transparenz und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Leitung und die Überwachung der landesbeteiligten Unternehmen wird gefestigt.

Die L-Bank arbeitet zusätzlich gezielt daran, das ihr entgegengebrachte Vertrauen zu stärken. Mit Selbstverpflichtungen wie der Win-Charta und der damit verbundenen Verpflichtung auf deren Nachhaltigkeitsleitsätze, unserem validierten Emas-Umweltmanagementsystem oder zuletzt der Unterzeichnung der Klimaschutzvereinbarung. Mit diesen Instrumenten strukturieren wir unser vorbildliches und ganzheitlich engagiertes Handeln. Die damit verbundene Berichterstattung verdeutlicht unser Engagement als Unternehmen und kommuniziert transparent die Einflussnahme unserer Förderung auf die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft.

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