Von der Kundenbindung bis zur künstlichen Intelligenz
Wir leben im Jahrhundert der Biowissenschaft, im Bio-Century. Seit vor rund 40 Jahren mit Humaninsulin das erste biopharmazeutische Medikament in größeren Mengen hergestellt wurde, hat sich die Branche rasant entwickelt. Mittlerweile hat der globale Biopharmamarkt ein Volumen von 350 Mrd. Euro und macht damit gut ein Drittel des gesamten Pharmamarkts aus. War im Jahr 2000 nur eines der zehn umsatzstärksten Medikamente ein Biopharmazeutikum, so fanden sich 20 Jahre später bereits sechs dieser Präparate in den Top Ten.
Biopharmazeutische Erkenntnisse und Verfahren sind die Basis für viele Therapien, etwa in der Behandlung verschiedener Krebsarten. Zuletzt wurden vielversprechende Fortschritte bei der Entwicklung neuartiger Therapien erzielt. Dazu zählen insbesondere zell- und gentherapeutische Verfahren wie die CAR-T-Technologie, bei der Abwehrzellen aus dem Blut entnommen und außerhalb des Körpers so verändert werden, dass sie beispielsweise Krebszellen erkennen und bekämpfen können. Großes Potenzial verspricht auch die mRNA-Technologie, die derzeit erfolgreich bei den Impfstoffen gegen das Coronavirus zum Einsatz kommt.
Eindrucksvoller Beleg
Ohnehin hat die Pandemie gezeigt, wozu die biopharmazeutische Industrie imstande ist: Die Fortschritte und Leistungen der Lebenswissenschaften und der Biopharmabranche sind derzeit so sichtbar und im Fokus einer breiten Öffentlichkeit wie nie zuvor. Aussagefähige Tests und hochwirksame Impfstoffe gegen das Coronavirus wurden in ungekannter Geschwindigkeit entwickelt und die Produktion in kürzester Zeit aufgebaut. Diese Errungenschaften sind ein eindrucksvoller Beleg für die Innovationskraft und Leistungsfähigkeit dieser Industrie.
Sie machen zugleich Mut für die Zukunft. Denn die Branche befindet sich in einer hochinnovativen und dynamischen Phase. Ende 2021 gab es weltweit mehr als 2600 klinische Studien mit neuartigen Behandlungsformen wie Zell- und Gentherapien oder biotechnologisch bearbeiteten Gewebeprodukten. Somit sind bei der Behandlung bisher nur schwer oder gar nicht therapierbarer Krankheiten – außer Krebs etwa auch Rheuma und Alzheimer – weitere Durchbrüche möglich, die Hoffnung für Millionen von Patienten geben.
Eine wichtige Rolle spielen dabei Produkte von Sartorius. Als Partner der biopharmazeutischen Industrie sind wir darauf fokussiert, unseren Kunden die Werkzeuge und Technologien an die Hand zu geben, um solche Durchbrüche zu erreichen. Wir wollen Forschern, Entwicklern und Ingenieuren dabei helfen, Therapeutika und Vakzine möglichst schnell und zu möglichst geringen Kosten zu entwickeln und herzustellen. So arbeiten beispielsweise alle relevanten Hersteller von Coronavirus-Impfstoffen mit Produkten von Sartorius – für die Impfstoffproduktion liefern wir etwa Bioreaktoren, Filter oder sterile Beutel.
Um mit dem wachsenden medizinischen Wissen Schritt halten zu können, sind Erhalt und Ausbau der eigenen Innovationsfähigkeit wichtige Faktoren. Bei Sartorius fußt die Innovationsstrategie auf drei Säulen: Wir setzen auf unsere eigene technologische Expertise, die enge Zusammenarbeit mit Kunden, der Wissenschaft und anderen Partnern sowie auf gezielte Ergänzungen unseres Produktportfolios durch Zukäufe von Unternehmen mit komplementären innovativen Technologien.
Für eine noch engere Kooperation mit unseren Kunden investieren wir allein in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt rund 1 Mrd. Euro. Ein Schwerpunkt ist der Ausbau unserer weltweiten Produktionskapazitäten, in Deutschland und anderen europäischen Ländern, in Afrika, den USA und in Asien. Dadurch erhöhen wir nicht nur die angesichts der steigenden Nachfrage notwendigen Produktionskapazitäten und unsere Liefergeschwindigkeit, sondern rücken mit der Produktion auch geografisch näher an unsere Kunden heran.
Zudem eröffnen wir weltweit Applikationszentren, in denen Kunden Sartorius-Technologien auf ihre Funktionalität, Effizienz und Handhabung überprüfen oder neue Anlagen testen und anpassen können, bevor diese an den Kundenstandorten aufgebaut werden. So gelingt es uns, die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser zu verstehen und zu erfüllen sowie gemeinsam mit ihnen passgenaue Lösungen zu entwickeln.
Innovation durch Kooperation
Mit externen Partnern wie Forschungsinstituten, Unternehmen oder Universitäten identifizieren wir künftige Schlüsseltechnologien und Anwendungsfelder und entwickeln neue Lösungsansätze. Ein Beispiel dafür ist das „Sartorius Artificial lntelligence Lab“, das wir mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) betreiben. Aktuell forschen Sartorius und das DFKI an Deep-Learning-Algorithmen und Methoden zur Bilderkennung von Zellen und Organoiden, also künstlich erzeugten Zellgruppen, zur Analyse und Modellierung biologischer Systeme und zur Simulation und Optimierung von biopharmazeutischen Produktionsverfahren.
KI wird die Forschung im Life-Science-Bereich wesentlich beeinflussen und grundsätzlich neue Forschungsansätze und Methoden ermöglichen. Wir sind überzeugt, dass sich auf diese Weise die Entwicklungszeiten und die Kosten für neue Therapien erheblich verkürzen lassen und aus dieser Partnerschaft wichtige Innovationen hervorgehen werden.
Darüber hinaus engagieren wir uns bei Start-ups: So sind wir an einem jungen Unternehmen beteiligt, das einen sprachgesteuerten digitalen Laborassistenten entwickelt hat, und an zwei Start-ups, die an Technologien zur Herstellung innovativer Zelltherapeutika arbeiten. Zusammen mit einem Partner arbeiten wir eng mit einem Start-up in dem neuen Gebiet therapeutischer Exosome, welche die Heilung beschleunigen, das Immunsystem positiv beeinflussen oder ungewollte Reaktionen drosseln können, beispielsweise bei Allergien, chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen.
Einen Schritt früher in der Innovationsentwicklung setzt die von Sartorius auf den Weg gebrachte Life Science Factory an, die vor kurzem auf dem Gelände unseres ehemaligen Firmensitzes nahe der Göttinger Innenstadt eröffnet wurde. Ziel der gemeinnützigen Gesellschaft ist es, das enorme vorhandene wissenschaftliche Potenzial zu nutzen, Forschung und Entwicklung innovativer Technologien mit einem klaren Anwendungsfokus zu stärken und den Raum zu bieten, in denen junge Unternehmer und Wissenschaftler ihre ersten Schritte außerhalb akademischer Institutionen gehen können. Mit kostengünstigen, flexiblen Laborräumlichkeiten und Inkubationsprogrammen dient die Life Science Factory dabei als Plattform einer lebendigen Start-up-Szene in Göttingen im Bereich der Lebenswissenschaften, in der sich junge Gründer frei entwickeln können und die über die Region hinaus kreative Köpfe anzieht.
Ein weiterer Eckpfeiler unserer Innovationsstrategie sind Akquisitionen. In den vergangenen 30 Monaten haben wir acht Übernahmen getätigt und dafür mehr als 1,4 Mrd. Euro investiert. Dabei ist es nicht unser Ziel, Umsatz und Marktanteile zuzukaufen, vielmehr wollen wir unser bestehendes Angebot mit neuen Technologien komplementär ergänzen und es damit noch relevanter für unsere Kunden machen. Der Fokus liegt dabei auf besonders innovativen und stark wachsenden Bereichen wie Technologien für die Entwicklung und Herstellung von Gen- und Zelltherapeutika oder dem Gebiet der Bioanalytik.
Die Lebenswissenschaften befinden sich in einer gleichzeitig von vielen Innovationen sowie langfristigen und starken Wachstumstrends geprägten Phase. Forscher sammeln kontinuierlich Daten, testen Verfahren und entwickeln Technologien – jeden Tag werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen. Indem wir Innovationen voranbringen, wollen wir bei Sartorius dazu beitragen, dass diese Erkenntnisse schneller und kostengünstiger in eine effektive Patientenversorgung umgesetzt werden. Das Bio-Century hat gerade erst begonnen.