Veralterung von Büroimmobilien

75 Millionen Quadratmeter könnten wegfallen

Nach einer Studie von Garbe, PwC und Colliers sind 55% der Büroflächen in deutschen Großstädten von Obsoleszenz bedroht. Chancen bietet eine Umnutzung in Wohn- und Life-Science-Objekte.

75 Millionen Quadratmeter könnten wegfallen

75 Millionen Quadratmeter könnten wegfallen

wbr Frankfurt

Nach einer Studie zur Zukunft der Büroimmobilien in Deutschland des Anlagemanagers Garbe sowie PwC und Colliers sind rund 55% der Büroflächen in deutschen Großstädten von wirtschaftlichen und ökologischen Verfall bedroht. Chancen bietet eine Umnutzung in Wohn- und Life-Science-Objekte.

Studie: 75 Millionen Quadratmeter Bürofläche könnten wegfallen – Wohnungen als Alternative

Rund 75 Millionen Quadratmeter Büroflächen in den deutschen A- und B-Städten sind laut einer Studie des Investmentmanagers Garbe Institutional, PwC Deutschland und Colliers von wirtschaftlicher Obsoleszenz bedroht. Das entspricht 55% aller Flächen in diesen Städten. Hauptgründe sind verschärfte ESG-Regulierungen (Environmental, Social, Governance) und der Trend zum Homeoffice. Hinzu kommt ein erwarteter Nachfragerückgang von bis zu 24 Millionen Quadratmetern.

Unzureichende ESG-Investments

Die Studie untersucht mögliche Auswege aus der Obsoleszenz, die im Wesentlichen durch unzureichende Klimainvestitionen entstehen könnte. Im Fokus stehen die Umnutzung von Büroflächen in Wohnimmobilien und die Entwicklung von Life-Science-Objekten.

In den 21 deutschen A- und B-Städten mit mehr als 250.000 Einwohnern wurden 59% der insgesamt 136 Millionen Quadratmeter Bürofläche vor 1995 gebaut. Diese Immobilien sind oft nicht mehr wettbewerbsfähig und benötigen umfassende Modernisierungen. Besonders in Randlagen von B-Städten ist die Gefahr groß, dass die Objekte aufgrund geringerer Mietsteigerungspotenziale zu „Stranded Assets“ werden.

Ökologische Veralterung

Das „Stranding“ beschreibt das wirtschaftliche oder ökologische Veralten von Büroflächen. Schon bei moderaten Investitionskosten von 5 Euro pro Quadratmeter und Monat sind etwa 55% der Büroflächen von Obsoleszenz bedroht, da sie nicht mehr wirtschaftlich wären. Ohne Modernisierungen droht langfristiger Leerstand, was wirtschaftliche und ökologische Folgen nach sich zieht.

Bis zu 200.000 Wohnungen

Die Umnutzung von Büroflächen in Wohnimmobilien gilt in der Branche immer häufiger als eine Lösung. Bis zu 20 Millionen Quadratmeter obsoleter Büroflächen könnten in Wohnraum umgewandelt werden, so die Studie. Das würde 170.000 bis 200.000 neuen Wohnungen entsprechen. Diese Sanierungen und Umnutzungen könnten erhebliche CO₂-Einsparungen bringen, da Neubauten vermieden würden. Allerdings hänge die Wirtschaftlichkeit stark von der Lage und den möglichen Mieteinnahmen ab.

Life-Science als Alternative

Eine weitere Möglichkeit sieht die Studie in der Umwandlung von Büroimmobilien in Life-Science-Objekte. Dieser Sektor wachse durch die zunehmende Nachfrage nach medizinischer Versorgung und technologischen Innovationen und biete Potenzial für nachhaltige Investitionen. Allerdings seien nur 3 bis 4 % der obsoleten Büroflächen für eine solche Umnutzung geeignet, heißt es in der Studie.

Trotz dieser Umnutzungsmöglichkeiten bleibt ein Großteil der bedrohten Büroflächen ohne direkten Ausweg. Rund 65% der obsoleten Büroflächen könnten weder in Wohnraum noch in Life-Science-Objekte umgewandelt werden. Alternative Nutzungen wie Schulen, Einzelhandel oder Unterkünfte für Geflüchtete seien denkbar, böten aber wenig Potenzial.

Wichtig beim Thema Umnutzung seien regulatorische und politische Maßnahmen zur Förderung der Wirtschaftlichkeit. Ohne entsprechende Anreize könnten viele Projekte nicht realisiert werden. Gleichzeitig böten die Veränderungen Chancen für innovative Lösungen und eine nachhaltige Stadtentwicklung, so die Autoren.

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