Aareal Bank beugt sich EZB-Dividendenappell

W&W prüft noch - HSBC droht Ärger mit Anteilseignern - J.P. Morgan erwartet Gewinneinbruch - Allianz stoppt Aktienrückkäufe

Aareal Bank beugt sich EZB-Dividendenappell

Nach anderen großen Instituten beugt sich auch die Aareal Bank der aufsichtlichen Aufforderung zum Dividendenaufschub in der Krise. W&W prüft noch. Derweil muss HSBC nach ihrem Verzicht auf eine Ausschüttung mit einer Klage von Kleinaktionären rechnen. Unterdessen setzt die Allianz Aktienrückkäufe aus.bn/sck Frankfurt/München – Die Liste der Kreditinstitute, die nach dem Dividendenappell der Bankenaufseher ihre Ausschüttungspolitik revidieren, wird länger. So hat nun der Vorstand der Aareal Bank beschlossen, “abweichend von dem im Jahresabschluss veröffentlichten Gewinnverwendungsvorschlag der Hauptversammlung” vorzuschlagen, den Bilanzgewinn 2019 “zunächst nicht zur Ausschüttung einer Dividende zu verwenden”. Damit folge das Gremium nach eingehender Prüfung der Aufforderung der EZB, bis zumindest 1. Oktober 2020 keine Dividenden für 2019 und 2020 auszuschütten, behalte sich aber vor, einer eventuellen weiteren Hauptversammlung einen neuen Gewinnverwendungsvorschlag zu unterbreiten, wenn die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sicherer bewertet werden könnten und die Marktsituation dies zulasse. Der Immobilienfinanzierer hatte je Anteilsschein 2 Euro oder knapp 120 Mill. Euro ausschütten wollen, was gut 5 % des harten Kernkapitals entspricht.Vor dem Wochenende hatten bereits die Deutsche Pfandbriefbank, die Helaba, die DZ Bank und die BayernLB ihren Dividendenbeschluss vertagt. Bei der LBBW steht diese Entscheidung Kreisen zufolge bevor. W&W hat mitgeteilt, man beobachte die Entwicklungen in der Krise “weiterhin sehr genau, insbesondere in Bezug auf die Aussagen der BaFin, um entsprechend gegebenenfalls neu entscheiden zu können”.Die Frage der Ausschüttung sorgt europaweit für erhitzte Debatten. So hat sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gegen eine entsprechende Empfehlung der europäischen Versichereraufsichtsbehörde EIOPA zum Dividendenstopp gewandt. Wie viele andere deutsche Versicherer will denn auch die Nürnberger Versicherungsgruppe ausschütten. “Die Nürnberger sieht nach heutigem Stand keine Veranlassung, auf eine Dividendenzahlung zu verzichten”, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage der Börsen-Zeitung. Im deutschen Bankensektor herrschte wiederum Unklarheit, ob die Aufforderung auch für Institute aus den Verbünden der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken gelte, bis der bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Single Supervisory Mechanism (SSM) dies bejahte.Die Rechtsgrundlage, auf deren Basis sich der SSM dabei bewegt, ist dabei weniger klar, als die Ankündigungen der Banken dies erkennen lassen. Zwar ist die EZB laut EU-Verordnung befugt, von den Instituten zu verlangen, “Nettogewinne zur Stärkung der Eigenmittel einzusetzen”. Allerdings hat sie, wie bei Juristen bedauert wird, offenbar “Bammel”, auf dieser Basis entsprechende Verwaltungsakte zu erlassen, und setzt lieber auf Appelle. Ginge es vor Gericht, müsste sie womöglich nachweisen, dass die jeweilige Bank mit ihrer Eigenkapitalquote ohne Dividendenstopp unter ihre individuelle Mindestanforderung fallen würde, was ihr im Falle kapitalstarker Institute schwerfallen dürfte. Die Aareal Bank etwa zeigt per Ende 2019 eine harte Kernkapitalquote von 19,6 %. Die Aufsicht setzt also auf ihre natürliche Autorität bzw. auf das Bemühen der Institute, es sich mit ihrer Aufsicht nicht zu verscherzen.Dies birgt Rechtsrisiken für die Banken, denn zumindest außerhalb Eurolands mag dieses Motiv nicht jeder Aktionär als Grund akzeptieren. So erwägen in Hongkong ansässige Anteilseigner von HSBC, die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung zu verlangen, und prüfen mögliche juristische Schritte gegen das Haus, nachdem dieses einer Aufforderung der Prudential Regulation Authority zum Dividendenverzicht gefolgt ist. Der neuen HSBC Shareholders Alliance, einer Gruppe von Kleinaktionären, seien bereits Anteilseigner mit einem Stimmrechtsanteil von 2 % beigetreten, sagte der Initiator, Ken Lui, Reuters. “Unser Ziel ist, 5 % einzusammeln, damit wir eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen können.”Unterdessen schließt im Licht der Krise auch J.P. Morgan für den Extremfall einen Dividendenverzicht nicht mehr aus. Die Bank stellt sich auf einen herben Gewinnrückgang infolge der Pandemie ein. Sollte sich die Krise aber im Rahmen des von der US-Notenbank Fed 2019 entwickelten Stressszenarios bewegen, dürfte J.P. Morgan in jedem Quartal 2020 in den schwarzen Zahlen bleiben, wie es im Jahresbericht heißt. Wie J.P. Morgan Mitte März hat am Montag auch die Allianz angekündigt, Rückkäufe von Aktien auszusetzen. Das laufende Programm über 1,5 Mrd. Euro soll nach der Hälfte der Summe vorerst gestoppt werden.