ABN Amro will deutschen Private-Banking-Riesen schmieden
ABN Amro plant deutschen Private-Banking-Riesen
Niederländer stehen vor Übernahme der alten Trinkaus & Burkhardt
lee Frankfurt
Die niederländische Großbank ABN Amro will im deutschen Wealth Management offenbar an der Marktführerschaft der Deutschen Bank und der Commerzbank rütteln. Nach Informationen der Börsen-Zeitung plant der Finanzkonzern die Übernahme des deutschen Geschäfts mit vermögenden Privatkunden der HSBC Continental Europe SA. Die einst als Trinkaus & Burkhardt firmierende Einheit steht Brancheninsidern zufolge schon seit einiger Zeit zum Verkauf. Ein Sprecher von ABN Amro lehnte es am Freitag ab, die Information zu kommentieren.
Zusammen 96 Mrd. Euro an verwalteten Vermögen
Zusammen mit der bereits zu ABN Amro gehörenden Bethmann Bank und Hauck Aufhäuser Lampe, die der Konzern für 672 Mill. Euro kaufen will, würde ein neuer Riese auf dem wachsenden deutschen Markt entstehen. Rechnerisch würden die drei Einheiten zusammen Vermögen von rund 96 Mrd. Euro verwalten und damit – je nach Berechnungsweise – womöglich an den beiden Großbanken vorbeiziehen. Da jedes Haus das Geschäft anders abgrenzt, sind die Rangfolge und die Marktanteile in der Branche umstritten.
Skaleneffekte erforderlich
Unumstritten ist jedoch, dass nach dem Massengeschäft auch im gehobenen Privatkundengeschäft der Druck wächst zu digitalisieren. Zum einen, um den veränderten Ansprüchen der jüngeren Kunden gerecht zu werden und die erbrachte Leistung besser dokumentieren zu können. Zum anderen aber auch, weil die Bedeutung von Digital Assets in der Vermögensverwaltung an Bedeutung gewinnt. Klassische Privatbanken können die dafür erforderlichen IT-Investitionen in der Regel nicht stemmen. Deshalb drängen zunehmend international tätige Banken in das Geschäft, die groß genug sind, um Skaleneffekte zu realisieren.
Überproportionales Wachstum in Deutschland
Für Großbanken wie ABN Amro, Deutsche Bank oder die Commerzbank ist das Geschäft mit vermögenden Privatkunden attraktiv, weil es stabile Erträge bietet und die Abhängigkeit von der Zinsentwicklung reduziert. Außerdem wächst das Private Banking in Deutschland stärker als das margenschwache Massengeschäft, das zuletzt nur dank der historischen Zinserhöhungen der Notenbanken einen Schub erhalten hat. Daneben drängen aber auch Schweizer und Liechtensteiner Institute auf den deutschen Markt, der insbesondere mit Blick auf den erfolgreichen Mittelstand als attraktiv gilt.