Ostdeutscher Sparkassenverband (OSV)

Abschreibungen bei Ost-Sparkassen höher als Betriebsergebnis

Die ostdeutschen Sparkassen haben im vergangenen Jahr zwar erstmals seit 2015 wieder einen steigenden Zinsüberschuss erzielt. Die von der EZB eingeleitete Zinswende hat aber auch zu massiven Wertberichtigungen geführt.

Abschreibungen bei Ost-Sparkassen höher als Betriebsergebnis

Der kräftigte Zinsanstieg im vergangenen Jahr hat den 43 im Ostdeutschen Sparkassenverband (OSV) zusammengeschlossen Sparkassen für 2022 Wertberichtigungen im Wertpapiergeschäft in Höhe von 1,42 Mrd. Euro beschert. Die Abschreibungen lagen damit rund 100 Mill. Euro über dem Betriebsergebnis vor Bewertung, wie Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender in Berlin erläuterte. Seinen Worten zufolge dürften die Korrekturen zumeist keine dauerhaften Verluste sein. Denn Sparkassen hielten ihre festverzinslichen Papiere in der Regel bis zur Endfälligkeit, bevor sie zu 100% zurückgezahlt würden. Der OSV gehe davon aus, dass „mehr als 90%“ der Abschreibungen bei Endfälligkeit der Papiere wieder zurückflössen, davon allein 500 Mill. Euro in den nächsten vier Jahren.

Der OSV vertritt die Interessen der Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt und repräsentiert damit rund 10% der Bilanzsumme des deutschen Sparkassenlagers. Das größte vom Verband vertretene Institut, die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS), hatte bereits in der vergangenen Woche einen Bewertungsaufwand für 2022 von 414 Mill. Euro gemeldet.

Zender verwies darauf, dass dagegen 21 der OSV-Sparkassen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auch im vergangenen Jahr Vorsorgereserven hatten bilden können – etwa, weil sie stark im Kreditgeschäft seien oder Absicherungsmaßnahmen durchgeführt hätten. Seinen Angaben zufolge hatten die Ost-Sparkassen mit den jetzt wertberichtigten Anlagen in den letzten zehn Jahren 12,4 Mrd. Euro an Zusatzerträgen erwirtschaftet. Die Wertberichtigungen hätten sich im gleichen Zeitraum dagegen nur auf etwa 2 Mrd. Euro summiert.

Zender stellte noch einmal klar, dass der Zinsanstieg auch von den Sparkassen weiterhin gewollt und begrüßt werde. Das Problem sei lediglich die Geschwindigkeit, mit der die Europäische Zentralbank (EZB) die radikalen Änderungen eingeleitet habe.

Bei den Eigenanlagen dominieren auch bei den Ost-Sparkassen die festverzinslichen Papiere. Die Anlagen in Aktien hatten Ende 2022 nur noch ein Volumen von 550 Mill. Euro, was 0,8% der gesamten Eigenanlagen entsprach. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,8% gewesen.

Verbandsgeschäftsführer Zender sprach trotz der Abschreibungen von einem „insgesamt guten“ Geschäftsverlauf. Erstmals seit 2015 verzeichnete der OSV wieder einen Anstieg des Zinsüberschusses, der auf 2,13 (i.V. 1,97) Mrd. Euro kletterte. Auch der Provisionsüberschuss legte auf 991 (960) Mill. Euro zu – ebenso wie der Einlagenbestand um 1,9% auf 130 Mrd. Euro. Allerdings musste der Verband einräumen, dass dies das schwächste Einlagenwachstum der vergangenen zehn Jahre gewesen war. Der Bestand der Spareinlagen sank 2022 sogar um 3% beziehungsweise 1,3 Mrd. Euro. Der Kreditbestand legte hingegen kräftig um 9% auf 76,7 Mrd. Euro zu.

Für das laufende Jahr stellte der geschäftsführende OSV-Präsident Ludger Weskamp ein höheres Betriebsergebnis in Aussicht, ohne eine genaue Prognose abzugeben. Die neue Lage am Finanzmarkt werde dazu führen, dass die Sparkassen wieder mehr Erträge erwirtschafteten, wenn sie Geld anlegten, betonte er. Das Baufinanzierungsgeschäft werde sich dagegen wegen der hohen Zinsen zunächst weiter rückläufig entwickeln.

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