Absicherung gegen Großschäden
mic München
Die Allianz Re hat ihre Rückversicherungsdeckung für Naturkatastrophen neu justiert. „Wir haben die Struktur verfeinert und ausgebaut“, erläutert CEO Holger Tewes-Kampelmann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung mit Blick auf die Erneuerungsrunde Anfang 2022. Auch angesichts der Preiserhöhungen für Rückversicherung hat die Allianz für die Aggregatdeckung, die im Jahr 2020 eingeführt wurde, mehr Selbstbehalt gewählt.
Mit der neuartigen Deckung hatte die Allianz Re in der dritten Säule ihres Geschäfts vor zwei Jahren darauf reagiert, dass die Frequenz von größeren Schäden zugenommen hat. Die Kappung jährlicher maximaler Belastungen aus einem Ereignis – beispielsweise 600 Mill. Euro für Sturm in Westeuropa, beim zweiten Sturm 300 Mill. Euro – greife in diesen Fällen nicht ausreichend, sagt Tewes-Kampelmann.
Die Aggregatdeckung wurde bisher aktiv, wenn Einzelschäden von jeweils mehr als 30 Mill. Euro in einem Jahr einen Betrag von addiert 1,3 Mrd. Euro überschreiten. Weitere 300 Mill. Euro seien dann rückversichert gewesen, von 1,6 Mrd. Euro an müsse erneut die Allianz zahlen, sagt Tewes-Kampelmann: „Dies hat im Jahr 2021 Entlastung geliefert.“ Das Grundkonzept habe sich also bewährt.
In der neuen Struktur trägt die Allianz mit einem höheren Selbstbehalt der Tatsache Rechnung, dass ihr Geschäft wächst und die Preise für die Absicherung gestiegen sind. Die neue Struktur greift zwar schon ab 1,2 Mrd. Euro und bietet eine Rückversicherung von 500 Mill. Euro, so dass die Allianz erst bei einem Gesamtschaden von mehr als 1,7 Mrd. Euro wieder aus der eigenen Tasche zahlen muss. Aber es werden nur noch die Schäden mit jenem Betrag rückversichert, der 30 Mill. Euro übersteigt.
Weniger Volatilität
Die Absicherungen zielen darauf ab, das Schwanken der kombinierten Schaden- und Kostenquote infolge von Naturkatastrophen auf weniger als zwei Prozentpunkte um den Erwartungswert von rund 2% zu beschränken, sagt Tewes-Kampelmann.
Sehr zufrieden ist der Allianz-Re-Chef mit dem Drittgeschäft, das die vierte Säule des Rückversicherers bildet. Einerseits ermögliche es Diversifikationseffekte, weil man Sachversicherungsrisiken hereinholen könne, die die Allianz nur eingeschränkt gezeichnet habe. Tewes-Kampelmann nennt beispielhaft Ernteversicherung und Engagements in Asien. Andererseits sei die kombinierte Schaden- und Kostenquote mit durchschnittlich 94% im Zeitraum 2015 bis 2020 sehr gut, weil die Allianz Re für das externe Geschäft niedrige Fixkosten habe. Notwendige Ressourcen für die Abwicklung von Rückversicherungsverträgen im Bereich IT oder beispielsweise Finanzen seien vorhanden, weil sie sowieso für die interne Rückversicherung benötigt würden.
Das Fazit von Tewes-Kampelmann: Die Volatilität des Versicherungsgeschäfts ist seiner Meinung nach erfolgreich in der Allianz Re gepoolt worden. Die Geschäftsergebnisse seien entsprechend schwankend, aber im Schnitt der vergangenen zehn Jahre sehe man einen sehr signifikanten Ergebnisbeitrag, den man im Konzern halten könne: „Wir sind ein volatiler, aber über die Zeit stabiler Ergebnisbringer.“ Dies zeige auch, dass das Geschäft richtig bepreist werde.