Insurtech-Start-up

Alan wird Frankreichs zwölftes Einhorn

Der Anbieter einer rein digitalen Krankenzusatzversicherung hat eine neue Finanzierungsrunde abgeschlossen, durch die er mit 1,4 Mrd. Euro bewertet wird. Bis 2023 will er in Europa auf eine Million Mitglieder kommen.

Alan wird Frankreichs zwölftes Einhorn

Von Gesche Wüpper, Paris

Frankreich hat ein neues Einhorn namens Alan. Dabei wurde das Insurtech-Start-up bei seiner Gründung 2016 noch von so manch einem Vertreter der Versicherungsbranche skeptisch beäugt. Das hat sich inzwischen deutlich geändert.

Denn der Anbieter einer rein digitalen Krankenzusatzversicherung ist nicht nur das erste unabhängige Unternehmen, das in Frankreich seit 1986 die Zulassung als Krankenversicherer erhalten hat, sondern neben Blablacar, Deezer und Ynsect auch eines von nur zwölf französischen Start-ups, das mit mehr als 1 Mrd. Dollar bewertet wird. Bei einer Serie-D-Finanzierungsrunde, durch die es auf eine Bewertung von 1,4 Mrd. Euro kommt, konnte das von Jean-Charles Samuelian-Werve und Charles Gorintin gegründete Insurtech gerade 185 Mill. Euro einsammeln. Organisiert wurde die Finanzierungsrunde, an der sich er­neut Index Ventures, Ribbit Capital und Temasek beteiligten, von der New Yorker Investmentplattform Coatue Management zusammen Dragoneer aus San Francisco und der Agnelli-Beteiligungsholding Exor.

Expansion ins Ausland

Das Einhorn, das von der französischen Regierung für die Start-up-Bestenliste Next 40 ausgewählt wurde, hat sich nun das Ziel gesetzt, bis 2023 in Europa auf mehr als eine Million Mitglieder zu kommen, in Frankreich rentabel zu werden und 400 neue Mitarbeiter einzustellen. Derzeit hat Alan rund 161000 Mitglieder, 350 Beschäftigte und auf Jahresbasis berechnete Einnahmen von rund 100 Mill. Euro. Vor kurzem ist der Versicherer auch in Spanien und Belgien am Start. „Seit einem Jahr gewinnen die Grundtendenzen, auf die wir setzen, an Bedeutung“, sagt Co-Gründer Samuelian-Werve.

Das Gesundheitssystem gerechter, transparenter und persönlicher ge­stal­ten, hat sich Alan auf die Fahnen geschrieben. Frankreich, wo Bürger über die Sécurité Sociale krankenversichert sind, aber bestimmte Leistungen nur von Zusatzversicherungen abgedeckt werden, hat 2019 insgesamt 11,3% seines Bruttoinlandsproduktes für die Gesundheit ausgegeben. „Unser Gesundheitssystem ist eines der großzügigsten der Welt, doch leider entspricht es nicht den Erwartungen seiner Nutzer und seiner Akteure“, postuliert das Start-up.

Er habe festgestellt, dass Gesundheitssysteme nirgends auf der Welt mit dem Rhythmus des modernen Lebens mithalten könnten, sagt Samuelian-Werve. Für die Versicherten seien die Wartezeiten, bis etwas erstattet werde, zu lang.

Alan erstattet dagegen nach eigenen Angaben in 86% der Fälle die Kosten innerhalb von einer Stunde. Das Insurtech will nun auch neue Funktionalitäten entwickeln, da­run­ter eine medizinische Conciergerie.

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