Anleger gehen gegen Ratingagenturen vor
Der Fondsverband BVI und der Versicherungsverband GDV haben sich in Brüssel über die drei großen US-Ratingagenturen beschwert und von der EU-Kommission regulatorische Schritte verlangt, um die Marktmacht von S&P, Moodys und Fitch zu beschränken. Kritisiert werden vor allem hohe Preissteigerungen. ahe Brüssel – Die Verbände der deutschen Fonds- und der deutschen Versicherungsbranche – BVI und GDV – haben genug vom Preisgebaren der großen US-Ratingagenturen und haben bei der Europäischen Kommission eine gemeinsame Beschwerde eingereicht. Man sei “besorgt” über das “negative Geschäftsverhalten” von Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch, hieß es in einem Brief an die zuständige Generaldirektion Fisma, der der Börsen-Zeitung vorliegt.Kritisiert werden unter anderem wiederholte übermäßige Gebührenerhöhungen, die den beiden Verbänden zufolge bei 5 bis 25 % jährlich liegen. “Aus unserer Sicht nutzen diese Ratingagenturen ihre oligopolartige Marktposition inakzeptabel zum Nachteil sowohl von Privatanlegern als auch von institutionellen Anlegern und damit letztendlich von Verbrauchern aus”, heißt es in dem Schreiben. Dadurch werde die Effizienz der Kapitalmärkte in der EU stark beeinträchtigt. Und darüber hinaus benachteilige dies europäische Marktteilnehmer und Ratingagenturen im internationalen Wettbewerb.Die Fondsmanager und die Versicherer gehören zu den größten institutionellen Anlegergruppen in der EU und sind als solche regelmäßige Nutzer von Ratingdaten für ihr Anlage- und Risikomanagement, für regulatorische Berichterstattung oder auch für Rechnungslegungszwecke. Die beiden Verbände verwiesen darauf, dass externe Bonitätsinformationen nicht zuletzt aus regulatorischen Gründen für europäische Fondsmanager, Versicherer und andere institutionelle Anleger wie Banken “unverzichtbar” seien. Fehlende ESMA-KompetenzenRegulierte und überwachte Benutzer von Kreditratingdaten müssten entsprechende Regeln von Solvency II (Versicherer) oder OGAW, AIFMD und Mifid II (Vermögensverwalter) erfüllen. Aufgrund ihrer marktbeherrschenden Stellung seien institutionelle EU-Anleger derzeit aber de facto zu Lizenzvereinbarungen mit den größten in den USA ansässigen Ratingagenturen gezwungen, monierten BVI und GDV.Und damit seien die Anleger nicht nur mit den massiven – zum Teil auch indirekten – Preiserhöhungen konfrontiert, hieß es in dem Brief, sondern auch mit neuen Datenlizenztypen, die darauf abzielten, alle Anwendungsfälle der Bonität entlang der Wertschöpfungskette zu erfassen, einem zunehmenden Datenlizenz-Management sowie steigenden Compliance- und Prüfungsanforderungen. Nach Ansicht von BVI und GDV muss die EU-Kommission dieses Problem entschieden durch regulatorische Eingriffe angehen. Der EU-Marktaufsichtsbehörde ESMA fehlten derzeit die erforderlichen Regulierungsbefugnisse, “um die Nutzer von Ratingdaten effizient vor dem oligopolistischen Verhalten der Ratingagenturen zu schützen”, hieß es in dem Schreiben.Als mögliche Maßnahme empfehlen die Fondsmanager und Versicherer unter anderem eine “Mifid-ähnliche Datenschutzfunktionen”, die in die Credit Rating Agency Regulation (CRAR) aufgenommen werden könnte. Dies soll die Kosten für die Datenproduktion und Zusatzdienste offenlegen. Zudem ist ihrer Ansicht nach in einer Überarbeitung der aktuellen Gesetzeslage sicherzustellen, dass auch alle Tochterunternehmen der Ratingagenturen in den Geltungsbereich der CRAR fallen. Mehr TransparenzDie Verbände forderten Brüssel auf, eine strenge und transparente Kostenregulierung von Ratingagenturen einzuführen und die Aufsichtsbefugnisse der ESMA entsprechend zu stärken. Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz der Websites der Europäischen Ratingplattform und der Ratingagenturen könnten in diesem Zusammenhang verbessert werden, in dem unter anderem der Zugriff auf Daten-Feeds von Ratingdaten in standardisierten, strukturierten, maschinenlesbaren Formaten ermöglicht würde, hieß es als einer von mehreren Vorschlägen in diesem Bereich.