Im PodcastDaniel von der Schulenburg

Ardian will mehr in deutsche Infrastruktur investieren

Friedrich Merz will über ein 500 Mrd. Euro schweres Infrastrukturpaket private Investoren anlocken. Investoren begrüßen das Vorhaben, doch Daniel von der Schulenburg vom Finanzinvestor Ardian sieht noch mehr Fragen als Antworten und ist noch nicht in Rambo-Zambo-Stimmung.

Ardian will mehr in deutsche Infrastruktur investieren

Im Podcast: Daniel von der Schulenburg

Infrastruktur-Investor hat Fragen an Friedrich Merz

Finanzinvestor Ardian trotz geplanten Finanzpakets reserviert, will aber mehr in deutsche Infrastruktur investieren

Von Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Friedrich Merz will über sein 500 Mrd. Euro schweres Schuldenpaket für Investitionen in deutsche Infrastruktur mehr private Investoren anlocken. „Wir gehen davon aus, dass wir mit diesem Sondervermögen auch private Investitionen in großem Umfang auslösen“, sagte der designierte Bundeskanzler. Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht werden, wie Daniel von der Schulenburg im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ deutlich macht.

Der Infrastrukturchef von Ardian für die Regionen Deutschland, Benelux und Nordeuropa findet es zwar positiv, dass die Politik durch die Initiative private Investoren mitnehmen will. Der Investor betont jedoch, dass die Gespräche noch in einem frühen Stadium seien und es mehr Fragen als Antworten gäbe. So sei noch unklar, um welche Infrastruktursektoren es bei der Initiative wirklich gehe oder wie Infrastrukturunternehmen mitwirken können.

Daniel von der Schulenburg hat noch viele Fragen an die Politik

Schließlich gehe es nicht immer nur darum, die bestehende Infrastruktur zu privatisieren. Vielmehr könnten theoretisch Energieunternehmen (im Investorenbesitz) auch gemeinsam mit Geldern aus dem geplanten Sondervermögen in neue Infrastruktur investieren. „Wie das Kapital wirklich in den Markt und in die Erneuerung der Infrastruktur fließt und wie private Investoren da mitspielen können – das wäre eine Kernfrage“, so von der Schulenburg.

Auch ohne das neue Finanzpaket gibt es in Deutschland schon Infrastrukturbereiche, in denen Ardian viele Transaktionen sieht. Von der Schulenburg nennt hier vor allem die erneuerbaren Energien und den Glasfaserausbau, wo bereits sehr gut Zugang für private Investoren geschaffen worden sei. In anderen Bereichen sei das weniger der Fall. Beispielsweise im Transportsektor, bei Flughäfen, Autobahnen, dem Brückenbau oder auch häufig in der regionalen Energieinfrastruktur, die oft in der Hand der Kommunen oder Länder liegen würde.

Wo Ardian in Deutschland Investment-Möglichkeiten sieht

Die Energiewende sei ein Thema, das Ardian weiterhin spannend findet. Genauso wie Investitionen im Bereich erneuerbarer Energien. „Wir überlegen, wie man in Fernwärmenetze und -lösungen investieren kann“, sagt von der Schulenburg. Auch im Solar- und Windbereich schaue man sich Themen an und beschäftige sich zudem mit dem Glasfaserbereich und Datenzentren.

In diesen Sektoren sähe Ardian im Moment die meisten Opportunitäten. Pro Infrastruktur-Deal investiert der französische Finanzinvestor im Schnitt rund 1 Mrd. Euro. Zuletzt habe man in dieser Größenordnung länger an einer Transaktion im deutschen Energiesektor gearbeitet, die jedoch nicht zum Abschluss gekommen sei, da die Konditionen nicht gepasst hätten.

Ardian hofft auf einen deutschen Infrastruktur-Deal

So bleibt es dabei, dass Ardian im Bereich Infrastruktur weltweit zwar rund 36 Mrd. Dollar verwaltet, mit dem Versorger EWE aber nur ein deutsches Unternehmen im Portfolio hat. Generell würde Ardian von der Schulenburg zufolge in Deutschland künftig gerne mehr investieren. „Ich hoffe, dass wir die Anzahl unserer Investitionen mindestens verdoppeln können“, sagt von der Schulenburg. Bei derzeit lediglich einem deutschen Portfoliounternehmen wäre das allerdings nur eine Transaktion und dürfte Merz sicherlich noch nicht in Rambo-Zambo-Stimmung versetzen.

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