Aus der Sicht des Kunden denken und handeln

Digitalisierung ist mehr als nur Technologie - Stillstand ist keine Option

Aus der Sicht des Kunden denken und handeln

Die Märkte verändern sich im Sog der Digitalisierung schneller als je zuvor. Die Bedürfnisse der Kunden haben sich bereits massiv gewandelt. Sie informieren sich im Internet, vergleichen und bewerten, bestellen und empfehlen. Diejenigen Anbieter, die den Kunden keine komfortablen Lösungen zur Verfügung stellen, haben keine Chance, am Markt zu bestehen.Uns als Immobilienfinanzierer betrifft dies natürlich auch, wenn auch vielleicht (noch) nicht in ebensolchem Maße wie die Retailbanken. Dennoch ist die gewerbliche Immobilienfinanzierung analog geprägt, da die Finanzierungen so individuell wie die Investitionsvorhaben sind. Insofern müssen wir herausfinden, welche Digitalisierungsmaßnahmen für uns und unser Geschäftsmodell passen – und hier gilt es planvoll die richtigen Ansatzpunkte für die Digitalisierung in unserem Hause herauszufinden. Resonanz als ErfolgsmesserWas ist aber digitale Transformation? Hier geht das Verständnis weit auseinander. Einige verstehen darunter den Einsatz digitaler Technologien, andere reduzieren den Begriff auf Dinge wie Webshops oder Social-Media-Kampagnen. Letztlich handelt es sich meiner Meinung nach um einen durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungsprozess für Unternehmen mit dem Ziel, Kundennutzen und Performance zu steigern. Wie groß die Transformation sein muss, hängt vom jeweiligen digitalen Unternehmensmodell ab. Und das ist für jedes Unternehmen anders.Digitale Unternehmen denken und handeln aus Sicht des Kunden. Und so führen sie auch ihre Unternehmen. Sie investieren in Technologien, bauen digitale Kompetenzen in allen Funktionen auf und kooperieren mit externen Netzwerkpartnern. Digitalisierung zieht sich durch alle Bereiche des Unternehmens und durch alle Hierarchien. Daher müssen diese Unternehmen flach organisiert und hervorragend vernetzt sein. Und sie sind schnell. Es geht ums Tun, ums Adaptieren und Lernen. Und das alles in kurzer Zeit. Unternehmen, die das alles schaffen, sind flexibel und agil. Die Resonanz des Kunden wird zum Erfolgsmesser.Klassisch strukturierten Unternehmen wird dies sicherlich schwerfallen. Sie haben ausgeprägte Hierarchien und traditionelle Denkmuster. Fehler sind tunlichst zu vermeiden, Budgets werden über Jahre geplant und Entscheidungen müssen vielfach verschiedene Ebenen durchlaufen und dauern dadurch länger.Digitale Kompetenzen sind nur in kleinen Schritten erlernbar. Aktivitäten an der einen Stelle offenbaren die bestehenden Lücken an anderer Stelle. Die erforderliche Verzahnung von Marketing, Produkt und IT erweist sich als schwerfällig und so manches Budget entpuppt sich als Herausforderung. Wie groß der Umgestaltungsbedarf wirklich ist, wird den Unternehmen meist erst auf halbem Weg bewusst. Ein bloßes Auslagern digitaler Themen oder das Implementieren isolierter digitaler Zellen, ohne das gesamte Unternehmen mit ins Boot zu holen, wird keinen Erfolg bringen. Interaktion, Kommunikation und das Wissen jedes einzelnen Mitarbeiters um die Notwendigkeit der Digitalisierung sind essenzielle Voraussetzungen für eine Transformation. Externe UnterstützungDaher haben wir als hochspezialisierter Immobilienfinanzierer lange darüber nachgedacht, wie wir das Thema Digitalisierung strategisch angehen wollen. Ausgangsbasis war die Frage, wie die digitale Berlin Hyp in drei bis fünf Jahren aussehen soll. Uns war es wichtig, relevante technologische Trends und mögliche Auswirkungen auf unser Geschäft frühzeitig zu erkennen und Ideen systematisch zu entwickeln und zu integrieren. Dass die Berlin Hyp sich externe Unterstützung mit ins Boot holt, war sehr schnell klar. Denn bei aller bereits vorhandenen Kreativität im Hause können neben dem laufenden Geschäft fundamental neue Wege nicht allein entwickelt werden. Daher haben wir uns verschiedene Partner angesehen, um auszuloten, wer zu unserem Hause und zu unserer Unternehmenskultur am besten passt.Die Entscheidung fiel dann auch ganz bewusst nicht auf ein traditionelles Beratungsunternehmen, sondern auf ein junges Berliner Unternehmen aus der Start-up-Szene, das sowohl über Unternehmens- als auch Start-up-Expertise verfügt. Ein gemischtes Team aus Mitarbeitern der Bank und des beauftragten Unternehmens entwickelt nun gemeinsam in einem halbjährigen Projekt digitale Möglichkeiten für die Berlin Hyp. Einzige Maßgabe hierbei ist: Es muss radikal aus Kundensicht gedacht werden! Welche Bedürfnisse hat der Kunde, die er selbst vielleicht noch gar nicht kennt? Wichtig ist hierbei, die Kundensicht aus allen Richtungen zu beleuchten, also eine externe und eine interne Sichtweise zu haben. Wie müssen wir unsere internen Prozesse verändern, damit dies für den Kunden einen Mehrwert bringt? Und welche neuen Produkte sind für unsere Kunden interessant? Kulturwandel berücksichtigenNeben der Ideenfindung und der technischen Realisierung ist jedoch ein weiterer Punkt nicht zu unterschätzen: der mit der Digitalisierung zwangsläufig einhergehende Kulturwandel. Wir müssen die Digitalisierung auch leben und weit über den eigenen Zuständigkeitsbereich hinausdenken. Und dies gilt für jeden Mitarbeiter unseres Hauses. Andere Arbeitsweisen auszuprobieren, sich besser zu vernetzen, neue Ideen zuzulassen und alte Zöpfe abzuschneiden, das ist es, was wir für unsere Digitalisierungsinitiative brauchen. Und wir müssen uns darüber klar werden, dass wir diesen Prozess kontinuierlich und konsequent gehen müssen. Denn Stillstand ist keine Option.—Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender der Berlin Hyp AG