Auswege aus der Geldvernichtung
Auswege aus der Geldvernichtung
Deutsche halten laut einer Umfrage an Sparbuch und Tagesgeld fest und verschenken Milliarden – Werben für Finanzbildung
fir Frankfurt
Von den 70% der Deutschen, die regelmäßig oder gelegentlich sparen, bevorzugt die große Mehrheit klassische Formen wie Tagesgeld- und Festgeldkonto, Bausparen oder auch das gute, alte Sparbuch. Kein Wunder, steht doch Sicherheit in der Anlageentscheidung an oberster Stelle.
Sicherheit, Verfügbarkeit, Rendite
Diese Präferenz gaben 52% der Teilnehmer der repräsentativen Studie „So investiert Deutschland“ an, für die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos im November im Auftrag der Commerzbank bundesweit 3.200 volljährige Menschen befragt hatte. An zweiter Stelle der Anlagekriterien rangiert Verfügbarkeit (39%), und erst an dritter Stelle kommt Rendite (35%).
Wertpapiere nachrangig
Wertpapiere spielen also eine untergeordnete Rolle. Nur jeder Fünfte verfüge über einen Wertpapier-Sparplan, sagte Jörn Pyhel, der die Studie bei Ipsos verantwortet, am Mittwoch bei der Vorstellung der Ergebnisse. Jeder Vierte kauft zumindest gelegentlich Aktien, Anleihen oder ETFs.
64 Mrd. Euro an Kaufkraft verloren
Durch das konservative Anlageverhalten seien den Deutschen allein im vergangenen Jahr 64 Mrd. Euro an Kaufkraft entgangen, verdeutlichte Thomas Schaufler, Privat- und Unternehmerkundenvorstand der Commerzbank, bei der Präsentation der Studie. 2.140 Mrd. Euro schlummerten ihm zufolge hierzulande auf Konten von Privatleuten. Bei einer durchschnittlichen Inflation von 6% und einem EZB-Einlagenzins von 3% belaufe sich der Kaufkraftverlust also auf 3% - mithin 64 Mrd. Euro, die den Sparern verloren gegangen seien. "Nutzt man die Möglichkeiten auf der Investmentseite nicht, vernichtet man Geld", mahnte er.
Aus Sparern Anleger machen
Um dieser Form der Geldvernichtung entgegenzuwirken und aus Sparern Anleger zu machen, wirbt der Commerzbank-Vorstand vor allen Dingen für Finanzbildung, und zwar schon in der Schule, und darüber hinaus für die Inanspruchnahme von qualifizierter Anlageberatung. Wichtig sei, die Eintrittshürden für das Wertpapiersparen so gering wie möglich zu halten, etwa über geringe Mindestbeträge. An die Politik richtete sich neben der Frage der Ausbildung auch die Bitte, Steueranreize für langfristige Investments zu gewähren.
Mehrheitlich sind der Umfrage zufolge die Deutschen mit ihrer finanziellen Situation und dem, was sie auf die hohe Kante legen, zufrieden. 40% sparen demnach regelmäßig, 30% gelegentlich. Im Schnitt werden monatlich mehr als 100 Euro zurückgelegt. Von den 28% der Befragten, die nicht sparen, gaben 87% an, nicht über die finanziellen Möglichkeiten zu verfügen. „Von einer fehlenden Sparneigung kann kaum gesprochen werden", sagte Pyhel.
Hoffnungsfroher Ausblick
54% der Menschen in Deutschland blicken ihm zufolge, was ihre Geldanlage angeht, zuversichtlich in die Zukunft. Das sei ein erfreulicher Befund und im aktuellen wirtschaftlichen wie politischen Umfeld auch etwas überraschend.