Autoversicherung bremst den Marktführer
mic München
Die HUK-Coburg hat erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt eine Schaden- und Kostenquote von über 100% in ihrer Kfz-Versicherung verzeichnet. Wie der Versicherer am Dienstag mitteilte, stieg sie um gut zehn Prozentpunkte auf 103,6% (siehe Grafik). „Wir haben dort die Reaktion auf die deutliche Inflation verarbeitet“, sagte Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann in München.
Der Marktführer in der Autoversicherung steckte rund 180 Mill. Euro zusätzlich in die Reserven. Damit habe man auf Preissteigerungen für aktuelle Schäden und vor allem langlaufende Personenschäden reagiert, sagte Heitmann. Ohne diese Reservestärkung wäre die Combined Ratio vier Prozentpunkte niedriger ausgefallen und damit knapp unter der 100-%-Schwelle geblieben. Mit dem 103,6-%-Wert sank das versicherungstechnische Ergebnis der Kraftfahrtversicherung von 218 Mill. Euro auf 37 Mill. Euro und blieb damit knapp in den schwarzen Zahlen.
„Die Autoreparaturen sind deutlich teurer geworden“, sagte Heitmann. Dies sei der wesentliche Treiber: „Wir gehen davon aus, dass das anhält.“ Kfz-Spartenvorstand Jörg Rheinländer detaillierte, im vergangenen Jahr sei die durchschnittliche Schadenhöhe in der Kfz-Haftpflichtversicherung um 8 % gestiegen. In der Autoversicherung erhöhte sich der Aufwand für Versicherungsfälle inklusive Nachreservierung um 15,1 % auf 3,9 Mrd. Euro. Damit sei die Netto-Schadenquote von 82,9 % auf 94,8 % geklettert.
In den ersten drei Monaten 2023 setze sich die Teuerung fort und auch die Schadenhäufigkeit sei eher überraschend gestiegen, sagte Rheinländer: „Das verdeutlicht, dass wir auch bei den Beiträgen nachziehen müssen.“ Konkrete Preissteigerungen nannte der Vorstand unter Verweis auf das Kartellrecht nicht.
Im vergangenen Jahr hatte die HUK-Coburg den Markt beim Wachstum der Beitragseinnahmen in der Kfz-Versicherung stärker übertroffen als im Bestandswachstum: Während der Markt in beiden Kategorien um 1 % zulegte, erhöhte die HUK-Coburg den Vertragsbestand um 1,9 %, die Beiträge aber um 3,1 %. Rheinländer erklärte dies mit Abgrenzungen von Segmenten und sagte, der Versicherer habe seine Preise im Marktschnitt angehoben.
Neugeschäft geht zurück
Heitmann kündigte an, die HUK-Coburg wolle im laufenden Jahr erneut schneller als der Markt wachsen. Er bestätigte die Angaben aus dem Geschäftsbericht, dass der Bestand stabil bleiben, aber die Beitragseinnahmen deutlich steigen sollen. „Wir hören, dass im Moment die Bestellungen von Fahrzeugen im deutschen Markt signifikant zurückgehen“, sagte der HUK-Coburg-Chef.
Im Wechselgeschäft zum Jahresende habe die HUK-Coburg 5 000 Verträge verloren, sagte Heitmann. Die Coburger beginnen, nachdem sie sich jahrelang gegen diesen Branchentrend gewehrt hatten, die Hauptfälligkeit der Verträge vom Jahresende wegzuverlegen.
Im vergangenen Jahr steigerte die HUK-Coburg die Zahl der versicherten Fahrzeuge (inklusive Mopeds) von 13,4 auf 13,7 Millionen. Das Neugeschäft fiel mit 1,22 Millionen wesentlich geringer aus als in den Vorjahren. 2021 sind es noch 1,44 Millionen gewesen. Heitmann verwies darauf, dass die Zahl der Transaktionen – Neu- und Gebrauchtwagenverkäufe, die einen Anlass zum Versichererwechsel bieten – von 11 Millionen im Jahr 2019 auf unter 9 Millionen gesunken sei. Die HUK-Coburg versichere nun 282000 Elektroautos nach 185000 im Vorjahr. Die Zahl der Telematik-Kunden sei von 450000 auf rund 500000 gestiegen.
Den Geschäftsverlauf 2022 stufte Heitmann als zufriedenstellend ein. Allerdings sorgten neben dem Gegenwind in der Autoversicherung zwei Effekte dafür, dass der Gewinn um 62% auf 146 Mill. Euro sank.
Hohe Abschreibungen
Einerseits ging das Ergebnis aus Kapitalanlagen um 39% auf 500 Mill. Euro zurück, denn die Zinserhöhungen ließen die Abschreibungen auf festverzinsliche Anleihen um 226 Mill. auf 414 Mill. Euro klettern. Die stillen Lasten betrugen Ende Dezember 4,4 Mrd. Euro. Saldiert mit den stillen Reserven seien es 1,8 Mrd. Euro, sagte Controlling-Vorstand Thomas Sehn. Zweitens ließ die fehlende Absetzbarkeit von Abschreibungen und Nachreservierungen die Steuerquote auf gut 60% steigen.
Die neue Wohngebäude-Versicherung, die die HUK-Coburg-Kunden zu einem Elementarschutz verpflichtet, wird Heitmann zufolge gut angenommen. Von September bis Ende Februar seien 38250 Verträge abgeschlossen worden (vgl. BZ vom 10. Januar). 75% der Kunden hätten jene der zwei Varianten gewählt, die mehr Risiken absichere.
Wertberichtigt Seite 2
HUK-Coburg | ||
Konzernzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Gebuchte Bruttobeiträge | 8 507 | 8 218 |
Kraftfahrtversicherung | 4 427 | 4 295 |
Haftpflicht-, Unfall-, Sachversicherung | 1 110 | 1 050 |
Leben | 809 | 823 |
Kranken | 1 856 | 1 760 |
Kapitalanlageergebnis | 500 | 824 |
Ergebnis vor Steuern | 384 | 629 |
Überschuss | 146 | 381 |
Kapitalanlagen | 38 882 | 37 741 |
Mitarbeiterzahl | 10 127 | 10 123 |
Quelle: HUK-CoburgBörsen-Zeitung |