Nachhaltigkeitsrisiken

BaFin moniert geringen ESG-Einsatz kleiner Banken

Nur wenige kleine und mittelgroße Banken und Sparkassen erfassen Nachhaltigkeitsrisiken bereits systematisch, moniert die BaFin. Die Empfehlung der Aufsicht bleibt allerdings vage.

BaFin moniert geringen ESG-Einsatz kleiner Banken

jsc Frankfurt

Die deutsche Finanzaufsicht ruft kleinere und mittelgroße Banken und Sparkassen dazu auf, Nachhaltigkeitsrisiken stärker als bisher in ihrem Geschäft zu beachten. Gerade die sogenannten weniger bedeutenden Institute, die nicht direkt von der EZB, sondern von der BaFin beaufsichtigt werden, schätzen Nachhaltigkeitsrisiken derzeit nur vereinzelt als wesentlich ein, wie die Aufsicht im aktuellen „BaFin Journal“ berichtet. Das liege womöglich am Geschäftsmodell der kleineren Adressen, an einer spät eingesetzten Regulierung in der Kreditwirtschaft und an mangelnden Methoden zur Bewertung der Risiken. Gleichwohl seien Fortschritte notwendig, so die BaFin: „Auch und gerade kleinere­ Institute könnten im Falle von Konzentrationsrisiken gegenüber bestimmten Wirtschaftssektoren und regionalen Abhängigkeiten wesentlich von Nachhaltigkeitsrisiken betroffen sein.“

Um den Stand im Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken zu ermitteln, hat die Aufsicht 381 Antworten von Finanzunternehmen aller Art ausgewertet. Neben Banken zählen kapitalverwaltende Adressen wie Fondshäuser, Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherer dazu. Nachhaltigkeitsrisiken werden den Angaben nach bereits von einer breiten Mehrheit beachtet, doch hinkt die Kreditwirtschaft hinterher. Jeweils rund zwei Drittel der befragten Banken und Sparkassen berücksichtigt bereits physische und transitorische Risiken wie den Klimawandel einerseits sowie Sozial- und Governance-Kriterien andererseits. In anderen Zweigen der Finanzwirtschaft rangiert die Umsetzungsquote in allen Fällen oberhalb der Marke von 80%.

Noch größer ist der Rückstand, wenn nach speziellen Methoden der Risikosteuerung gefragt wird: Denn die Gefahren, die sich aus mangelnder Nachhaltigkeit ergeben könnten, will zwar jeweils eine breite Mehrheit „aktiv steuern“. Doch die Zahl der Finanzadressen, die zugleich auch Methoden wie bestimmte Limit-Schranken und Engagement-Regeln bereits etabliert haben, ist in den verschiedenen Zweigen jeweils geringer. Besonders weit klafft die Lücke in der Kreditwirtschaft auseinander: Eine knappe Mehrheit will Nachhaltigkeitsrisiken aktiv steuern, doch von diesen Instituten verfügt wiederum nur ein kleiner Teil über entsprechende Methoden.

Welche Instrumente sich Banken und andere Finanzadressen konkret aneignen sollten, geht aus dem BaFin-Bericht allerdings nicht hervor. Neben „strategischen und organisatorischen Festlegungen“ hebt die Aufsicht die Rolle interner Stresstests hervor, die nur von einer Minderheit der befragten Unternehmen eingesetzt werden, am häufigsten noch in der Versicherungswirtschaft. Die Erwartung der Aufsicht ist vage: Die beaufsichtigten Adressen sollen sich demnach „angemessen mit Nachhaltigkeitsrisiken auseinandersetzen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen“.

Wertberichtigt Seite 6

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