BaFin schaltet sich ein bei Payment-Problemen
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Die seit einer Woche andauernden Probleme bei Kartenzahlungen in Deutschland haben auch die Behörden auf den Plan gerufen. Wie nun bekannt wurde, hat die BaFin eine Abfrage bei betroffenen Zahlungsdienstleistern gestartet, um sich ein Bild vom Ausmaß der Störung zu machen. In dem Schreiben wird auf eine schnelle Behebung der Störung gedrungen, wofür es am Dienstag auch schon erste Anhaltspunkte gab, da über den Dienstleister Telecash in großer Menge neue Terminals an den Handel ausgeliefert wurden.
Die BaFin steht dabei in engem Austausch mit der Bundesbank und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BIS). Von der Bundesbank heißt es, der gleichzeitig auftretende Ausfall vieler Bezahlterminals sei „ein gravierender Vorfall für den Kartenzahlungsverkehr. Wenngleich eine systemische Bedeutung für das Gesamtsystem nicht gegeben ist, so kann diese Störung das Verbrauchervertrauen beschädigen.“
Service läuft aus
Betroffen sind Terminals des US-Dienstleisters Verifone, der insbesondere von den PSPs Concardis und Payone genutzt wird. Zwischen 7% und 9% der Terminals in Deutschland für den Vor-Ort-Verkauf stammen von Verifone – vor drei Jahren war es noch ein Drittel. Der Service für das fragliche Modell sollte im Laufe dieses Jahres auslaufen, was einige PSPs, Händler und Banken auch schon frühzeitig veranlasst hatte, Ersatz zu beschaffen und vor Ort den entsprechenden Austausch vorzunehmen. Verantwortlich für die Störung soll ein Zertifikatsfehler im Betriebssystem sein, der sich mit Ablauf der Gültigkeit ergab und dessen Ankündigung – davon gibt es Screenshots auf Twitter – wohl nicht von allen PSPs beachtet wurde.
Die BaFin will sich zur Ursache der Störung – ein Patch per Software-Update scheiterte – noch nicht äußern, bescheinigte den Zahlungsdienstleistern aber, sie hätten „umgehend reagiert“. BaFin und Bundesbank bekunden, nach Behebung des Problems gemeinsam mit der deutschen Kreditwirtschaft eine grundlegende Aufarbeitung durchführen zu wollen. Dabei dürfte es dann auch um die im Hintergrund koordinierende Deutsche Kreditwirtschaft (DK) gehen. Die hatte nämlich eine Übergangsregelung für den Einsatz der betroffenen „H5000“-Terminals abgenickt, obwohl Verifone die Einstellung des Supports angekündigt hatte und selbst einen Wechsel der Geräte empfohlen hatte. Da die Funktionalität der Geräte eingeschränkt ist, hatten manche PSPs (und mit ihnen die angeschlossenen Händler) den Wechsel vorgezogen.
So lief bei Aldi Süd alles problemlos, während Kunden bei Aldi Nord nicht wie üblich mit Karte zahlen konnten. Die DK muss sich nun fragen lassen, ob sie bei den Empfehlungen zum Gerätetausch bzw. den Übergangsregeln alles richtig gemacht hat – und die BaFin wird hinterfragen müssen, ob die Selbstregulierung der Branche zu den technischen Standards in der Zahlungsabwicklung künftig enger begleitet werden muss.