BaFin zerpflückt Vergütung

Aufseher bescheinigen nach Prüfung allen 14 untersuchten Banken Mängel

BaFin zerpflückt Vergütung

Deutschlands Banken schludern bei der Umsetzung der Vergütungsvorgaben, wie die BaFin nach einer Prüfung von 14 Instituten berichtet. Was etwa die Identifikation von Risikoträgern angeht, genügt kein einziges Haus den Anforderungen.bn Frankfurt – Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) lässt nach einer Überprüfung kaum ein gutes Haar an der Vergütungspraxis großer Banken. Bei allen geprüften 14 Instituten haben die Aufseher mehr oder minder große Mängel bei der Einhaltung von Vorgaben der Institutsvergütungsverordnung festgestellt, wie Raimund Röseler, Exekutivdirektor der Bankenaufsicht, am Montag deutlich machte.Die Mängelliste der Aufseher ist lang: Sie reicht von der Identifikation der Risikoträger, also jener Mitarbeiter, deren Vergütung besonderen Anforderungen unterliegt, da ihre Arbeit das Risikoprofil einer Bank wesentlich beeinflusst, über die Art der Bonusermittlung und die Berechnung der Gesamtvergütung bis hin zur Regelung von Auszahlungsrestriktionen. So fehlen “angemessene Kriterien” für Malus-Regelungen, wie die BaFin moniert. Malusse sollen dafür sorgen, dass Banken mit Sperrfristen belegte Boni je nach Performance einbehalten.In den vergangenen Jahren sind die Vorgaben für Vergütungen europaweit strikter gefasst worden, da exzessive Entgelte und falsche finanzielle Anreize als wesentliche Ursachen der Finanzkrise gelten. In Deutschland trat schon im Oktober 2010 die Instituts-Vergütungsverordnung in Kraft. Deren Umsetzung aber erregte bald den Unmut der BaFin, insbesondere weil die Zahl der von Banken als Risikoträger identifizierten Mitarbeiter teils drastisch gefallen war, sobald für deren Vergütung besondere Anforderungen in Kraft getreten waren. In Sachen Risikoträger hat die BaFin bei ihrer Überprüfung nun Mängel “bei allen zwölf als bedeutend im Sinne der Instituts-Vergütungsverordnung eingestuften Instituten” diagnostiziert. Bei den übrigen zwei Häusern, die sich nicht als bedeutend eingestuft hatten, war wiederum “die Qualität der Risikoanalyse”, die hinter der Selbsteinstufung stand, “mangelhaft”, wie mitgeteilt wird.Hintergrund: Als bedeutend eingestufte Institute müssen Risikoträger identifizieren und auch etwa einen Vergütungsausschuss einrichten. Zum Zeitpunkt der BaFin-Prüfung im vergangenen Jahr galt ein Institut als bedeutend, wenn es im jüngsten Dreijahresdurchschnitt auf mindestens 10 Mrd. Euro Bilanzsumme kam und angesichts seiner Größe, Vergütungsstruktur und Art seiner Geschäftsaktivitäten selbst zu dem Schluss kam, dass es bedeutend sei.Zu Jahresbeginn ist der Grenzwert mit einer Novelle der Verordnung auf 15 Mrd. Euro gestiegen. Zugleich wurde die Beweislast umgekehrt: Nun müssen Institute mit mehr als 15 Mrd Euro Bilanzsumme der Aufsicht darlegen, warum sie nicht bedeutend sind. Unter den Radar der EZB-Aufsicht fallende sowie systemrelevante Institute gelten ohnehin als bedeutend. Auch kann die BaFin Häuser mit einer Bilanzsumme von weniger als 15 Mrd. Euro zu bedeutenden Instituten im Sinne der Verordnung erklären. Millionäre ohne RisikenWas der Aufsicht besonders sauer aufstößt: Unter den in Deutschland beschäftigten Mitarbeitern der untersuchten Institute fanden sich 87 Einkommensmillionäre. Die Banken aber stuften nicht einmal die Hälfte, und zwar 40, als Risikoträger ein, deren Arbeit das Risikoprofil einer Bank wesentlich beeinflusst.Wäre bei der Prüfung die neue, mit Jahresbeginn im Kreditwesengesetz (KWG) verankerte Bonusdeckelung Maßstab gewesen, hätten nur vier der Institute den Anforderungen genügt, teilt die BaFin weiter mit: “Bei sieben weiteren Instituten wären die Verhältnisse zwischen fixer und variabler Vergütung nur dann KWG-konform, wenn eine Erhöhung des Höchstwerts auf 200 % der Fixvergütung gebilligt wurde”, heißt es.Deutschland ist nach Großbritannien das Land mit den meisten Einkommensmillionären im Banking. Im Ausland tätige Mitarbeiter deutscher Banken eingeschlossen, verdienten 2012 insgesamt 212 Banker mindestens 1 Mill. Euro, wie ein Bericht der European Banking Authority zeigt. Davon arbeiteten 100 im Investment Banking, 17 im Retail Banking, 17 im Asset Management und 78 in anderen Geschäftsbereichen. Im Durchschnitt verdienten sie knapp 1,6 Mill. Euro. Dabei entfielen 68 % der Gesamtvergütung auf variable Bestandteile. Zwei Drittel der variablen Vergütung unterlagen dabei Sperrfristen.