Bank of England stresst Fondsmanager

Studie: Abflüsse bei Anleihenfonds könnten Risikoaufschläge für Corporate Bonds in die Höhe treiben

Bank of England stresst Fondsmanager

Die Bank of England hat ein Arbeitspapier vorgelegt, das sich mit möglichen Auswirkungen der massenhaften Rückgabe von Fondsanteilen auf die Risikoaufschläge befasst, die Emittenten von Corporate Bonds abverlangt werden. Demnach könnten sich wöchentliche Abflüsse von 1 % des von Fonds gehaltenen Volumens in Form eines um 40 Basispunkte höheren Kupons bemerkbar machen.hip London – Die Bank of England hat in einem gestern vorgelegten Arbeitspapier die möglichen Auswirkungen einer Verkaufspanik bei auf Unternehmensanleihen spezialisierten Fonds in einer Art Stresstest simuliert. Der Studie zufolge könnten wöchentliche Abflüsse von 1 % des von Fonds gehaltenen Gesamtvolumens dazu führen, dass die Zinsen für Investment-Grade-Anleihen von Firmen um rund 40 Basispunkte steigen. Abflüsse in dieser Höhe seien während der Finanzkrise zu beobachten gewesen. Wöchentliche Abflüsse von 1,3 % könnten allerdings schon für einen Anstieg um 70 Basispunkte sorgen. Denn ein Drittel höhere Abflüsse als während der Krise würden zu einem dysfunktionalen Markt führen, die Handelshäuser wären überfordert.Es sei noch zu früh, um aus solchen Simulationen Maßnahmen abzuleiten, schrieb Alex Brazier, Executive Director und Mitglied des finanzpolitischen Komitees (FPC) der Notenbank. Aber die daraus gewonnenen Einsichten könnten künftig Einfluss auf makroprudenzielle Maßnahmen mit Bezug auf marktbasierte Finanzierungsaktivitäten haben. Zudem könnten sie auch zu einer anderen Sicht führen, wenn es darum geht, welches Niveau der Widerstandsfähigkeit für Banken angemessen ist. Ein schockverstärkendes marktbasiertes Finanzierungssystem brauche ein stärkeres Kernbankensystem. Zudem ließen sich aus solchen Simulationen Schlüsse auf das genaue Design der Vorgaben ableiten, die “Banken und anderen” gemacht werden könnten, um sicherzustellen, “dass sie ihre eigene Sicherheit so weit wie möglich auf eine Art und Weise erreichen, die auch die Stabilität der marktbasierten Finanzierung voranbringt”.Brazier erinnert im Vorwort an die Erfahrungen mit offenen Immobilienfonds, die im Sommer vergangenen Jahres die Anteilsrücknahme aussetzen mussten, weil Anleger rund um das EU-Referendum massenhaft zum Ausgang strebten. Der Ansturm sorgte dafür, dass die Liquiditätsreserven komplett aufgezehrt wurden. Im Nu war ein Drittel der in offenen Immobilienfonds geparkten 35 Mrd. Pfund eingefroren. Sechs von 15 täglich gehandelten Fonds wurden geschlossen. Wenn noch Transaktionen am Gewerbeimmobilienmarkt stattfanden, waren es meist Fonds, die Objekte veräußern mussten, um ihre Anleger auszahlen zu können. Das Problem: Anlegern wird der Eindruck vermittelt, täglich ihr Geld zurückerhalten zu können, obwohl der Verkauf der damit erworbenen Gewerbeimmobilien drei bis sechs Monate in Anspruch nehmen kann. Ähnliches gilt für Investitionen in Infrastruktur oder andere illiquide Assets, die in ähnliche Produkte gepackt werden. In Bausch und Bogen”Besonders viel Neues steht nicht drin”, sagte James McAlevey, ein mit Unternehmensanleihen befasster Senior Portfolio Manager bei Aviva Investors (verwaltetes Vermögen: 319 Mrd. Pfund), zu dem Papier. “Sie haben nicht nach Branchen unterschieden, was interessant hätte sein können.” Stattdessen werde der Markt in Bausch und Bogen abgehandelt. Es sei auch noch ein wenig früh, um aussagefähige Schlüsse zu den Auswirkungen auf Risikoprämien ziehen zu können. “Der Aufsicht ist klar, wie wichtig funktionierende Finanzmärkte für die Finanzstabilität sind”, sagte McAlevey. Bankkredite spielten in Großbritannien und Kontinentaleuropa – anders als in den Vereinigten Staaten – aber immer noch eine größere Rolle bei der Unternehmensfinanzierung als Anleihen.—– Wertberichtigt Seite 6