Compliance-Umfrage

Banken betreiben mehr Aufwand gegen Finanzkriminalität

Die digitalen Bedrohungen für Banken steigen – und mit ihnen die Kosten. Um sich gegen Hacker, Betrüger und andere Kriminelle zu wappnen, haben Banken im vergangenen Jahr weltweit über 200 Mrd. Dollar aufgewendet.

Banken betreiben mehr Aufwand gegen Finanzkriminalität

Aufwand gegen Finanzkriminalität steigt

Banken weltweit geben mehr als 200 Mrd. Dollar im Jahr aus – Bedrohung wächst

fir Frankfurt

Im Kampf gegen Finanzkriminalität haben Banken in aller Welt im vergangenen Jahr einer Umfrage zufolge insgesamt 206 Mrd. Dollar ausgegeben. Von 1.181 befragten Entscheidungsträgern in Compliance-Abteilungen gaben 98% an, dass die Kosten in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen seien, heißt es im am Dienstag veröffentlichten "True Cost of Financial Crime Compliance Report" des Datendienstleisters Lexis Nexis Risk Solutions. Um wie viel, ist dem Bericht nicht zu entnehmen. Aufgrund einer neuen Methodik sei in diesem Jahr ein Vergleich noch nicht möglich, sagte eine Sprecherin.

Europa gibt am meisten aus

Die höchsten Ausgaben entfallen mit 85 Mrd. Dollar auf die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA), gefolgt von den USA und Kanada mit 61 Mrd. Dollar. In Asien belaufen sich die Kosten auf 45 Mrd. und in Lateinamerika auf 15 Mrd. Dollar. Dass Finanzinstitute in der EMEA-Region im Vergleich mit Nordamerika 40% höhere Kosten tragen, begründen die Autoren des Berichts zum Teil mit der zunehmenden Komplexität von Compliance-Anforderungen. Die Klage über Regulierung ist dabei universell: Vier von fünf an der Umfrage teilnehmenden Managern in EMEA wie weltweit bemängelten, dass komplexe Vorschriften sowie zu überwachende Finanzsanktionen ihre Geschäftsprozesse einschränkten.

Kostentreiber Regulierung

Eine wachsende Belastung durch Regulierungsvorgaben machen sie auch als wichtigsten Grund für den Anstieg der Kosten weltweit aus: 38% der befragten Bankmanager haben dies demnach ins Feld geführt. 32% nannten als weiteren Kostentreiber Ausgaben für technologiegetriebene Lösungen, um etwa mittels fortgeschrittener Automatisierung und Datenanalyse im Kampf gegen Finanzkriminalität zu bestehen.

29% gaben an, dass die sich verändernden Bedrohungen durch Finanzkriminalität eine Herausforderung darstellen, auf die reagiert werden müsse. Die digitale Transformation habe zwar Wachstumschancen eröffnet, befindet Lexis Nexis, die Institute aber auch einem höheren Risiko von Finanzkriminalität ausgesetzt. "Der Übergang zum digitalen Banking hat die Anfälligkeit der Institute für ausgeklügelte Finanzkriminalität erhöht", heißt es.

Digitalisierung bringt neue Risiken

Moderne Technologien brächten neue Formen digitalen Betrugs mit sich. So ist eine Mehrheit der Befragten der Meinung, dass Finanzkriminalität durch digitale Zahlungen (59%), Kryptowährungen (58%) und künstliche Intelligenz (56%) erleichtert werde. Angreifer nutzten Schwachstellen in digitalen Zahlungssystemen aus, indem sie sich als Nutzer ausgäben, betrügerische Mails verschickten oder Transaktionen manipulierten.

Des Weiteren seien komplizierte und zeitaufwändige Kundenkontrollprozesse bei der Kontoeröffnung zu berücksichtigen, die als Kostenfaktor wirkten. So sprachen 27% der Befragten die digitale Identifizierung von Neu- und Bestandskunden (Know your customer, KYC) an.

Um die Kosten der Kriminalitätsbekämpfung, die sich bei Banken wie Verbrauchern niederschlügen, in den Griff zu bekommen und gleichzeitig Regulierung und Kundenbedürfnissen gerecht zu werden, wirbt der Senior Vice President von Lexis Nexis, Grayson Clarke, dafür, dass Banken ihre Zusammenarbeit intensivieren.

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