Nationwide schluckt Virgin Money
Nationwide kauft Virgin Money für rund 3 Mrd. Pfund
Konsolidierung des britischen Bankenmarkts nimmt Fahrt auf
hip London
Die Konsolidierung des britischen Bankenmarkts nimmt Fahrt auf: Die Nationwide Building Society wird Virgin Money UK für 2,9 Mrd. Pfund übernehmen. Wie die beiden Finanzdienstleister mitteilten, sollen die Aktionäre 218 Pence je Aktie in bar und eine Schlussdividende von 2 Pence je Aktie erhalten. Nationwide sichert sich durch den überraschenden Zukauf nicht nur mehr Volumen im Kredit- und Einlagengeschäft, sondern erweitert dadurch auch ihr Kreditkarten- und Firmenkundengeschäft. Virgin Money hat 6,6 Millionen Retail- und Geschäftskunden und bei Kreditkarten einen Marktanteil von 8,6% in Großbritannien.
Susannah Streeter, Head of Money & Markets Hargreaves LansdownDass ein genossenschaftliches Institut eine börsennotierte Bank übernimmt, ist selten, aber Nationwide will nicht in der Vergangenheit stecken bleiben.
Abschlag von 35% auf den Nettoinventarwert
Zuletzt erwarb Barclays das Bankgeschäft der führenden Supermarktkette Tesco. Wie der Branchenexperte Joseph Dickerson von Jefferies in einer ersten Einschätzung herausstrich, entspricht der Kaufpreis für Virgin Money dem 0,65-fachen greifbaren Nettoinventarwert. Das entspricht einem Abschlag von 35%. Im Vergleich zum Schlusskurs vom Mittwoch entspricht der Kaufpreis einer Prämie von 38%. Barclays zahlte für die wesentlich kleinere Tesco Bank den 0,6-fachen Nettoinventarwert. Auch die Supermarktkette J Sainsbury sucht nach einem Abnehmer für ihr Bankgeschäft.
Markenvereinbarungen doch kein Hindernis
Dickerson zufolge ist der Deal für Nationwide strategisch sinnvoll. Am Markt habe man bislang die Vereinbarungen zwischen Virgin Money und Richard Bransons Virgin Enterprises zu den Markenrechten für ein mögliches Hindernis bei einem Verkauf gehalten. Der Zukauf werde zunächst als rechtlich getrennte Einheit mit eigenem Board und eigener Banklizenz geführt, teilten Nationwide und Virgin Money mit. Er soll dann über mehrere Jahre hinweg schrittweise integriert werden. Die Marke Virgin Money werde erst sechs Jahre nach Abschluss der Transaktion aufgegeben.
Zweitgrößter Hypothekenanbieter
Virgin Enterprises, die 14,5% an Virgin Money hält, will dem Deal zustimmen. Die 7.300 Mitarbeiter des Übernahmeziels müssen vorerst keine Stellenstreichungen fürchten. Die Gruppe entstand vor fünf Jahren aus dem Erwerb von Virgin Money durch CYBG. Aus der Fusion mit Nationwide geht der zweitgrößte Hypotheken- und Sparkontenanbieter des Landes hervor. "Das versetzt Nationwide in die Lage, es mit den vier großen High-Street-Banken aufzunehmen", sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. "Dass ein genossenschaftliches Institut eine börsennotierte Bank übernimmt, ist selten, aber Nationwide will nicht in der Vergangenheit stecken bleiben."
Debbie Crosby, CEO NationwideWichtig ist, dass Nationwide eine Building Society bleiben wird. Eine vereinigte Gruppe würde mehr Menschen im Vereinigten Königreich die Vorteile eines faireren Banking und genossenschaftlichen Eigentums bringen.
Überführung in genossenschaftliches Eigentum
"Wichtig ist, dass Nationwide eine Building Society bleiben wird", betonte CEO Debbie Crosby. "Eine vereinigte Gruppe würde mehr Menschen in Großbritannien die Vorteile eines faireren Banking und genossenschaftlichen Eigentums bringen."
Dazu gehöre auch das Versprechen, bestehende Filialen nicht zu schließen. Branchenweit ist die Zahl der Filialen von 14.689 im Jahre 1986 auf 7.745 im vergangenen Jahr zurückgegangen. Nationwide ließ sich von UBS beraten. Virgin Money gingen Goldman Sachs und J.P. Morgan Cazenove zur Hand.