Natwest gibt sich zugeknöpft
Natwest gibt sich zugeknöpft
Konservativer Ausblick trotz steigender Nettozinsmarge, bereinigtes Vorsteuerergebnis trifft Markterwartungen
Natwest hat im Auftaktquartal die Wende geschafft. Die Nettozinsmarge stieg im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten, statt wie erwartet zu schrumpfen. Dennoch blieb das Management des einst unter dem Namen Royal Bank of Scotland bekannten Instituts beim Ausblick konservativ.
hip London
Die Zahlen von Natwest haben am Freitag den Trend bestätigt, der sich in der Quartalsberichterstattung der britischen Großbanken abgezeichnet hatte. Beim Rivalen Lloyds Banking Group hatte sich der Rückgang der Nettozinsmarge verlangsamt. Bei Barclays stieg sie bereits. Und bei der schottischen Großbank verbesserte sie sich um 6 Basispunkte zum Schlussquartal 2023. Das Nettozinsergebnis lag über den Markterwartungen.
Geringere Risikovorsorge
Wie das einst als Royal Bank of Scotland bekannte Institut mitteilte, schrumpfte das bereinigte Vorsteuerergebnis zwar von 1,82 Mrd. im Vorjahresquartal auf 1,33 Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt aber nur 1,26 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Dass die Risikovorsorge geringer als erwartet ausgefallen war, trug zu der positiven Überraschung bei. Natwest legte nur die Hälfte der 186 Mill. Pfund für mögliche Kreditausfälle zur Seite, die Analysten dafür angesetzt hatten.
Wesentliche Rolle in der Wirtschaft
„Unsere Performance basiert auf der wesentlichen Rolle, die wir in der Wirtschaft und in den Leben unserer 19 Millionen Kunden spielen“, sagte Chief Executive Paul Thwaite. „Obwohl die makroökonomische Ungewissheit anhält, steigen Zuversicht und Aktivität der Kunden. Sowohl die Kreditvergabe als auch das Einlagenvolumen sind in dem Quartal gestiegen, die Wertberichtigungen dagegen niedrig geblieben, was unser gut diversifiziertes Geschäft widerspiegelt.“
Gegenwind flaut ab
„Der britische Bankensektor macht einen starken Eindruck“, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Wie bereits ihre Mitbewerber hat Natwest auf eine Abschwächung des Gegenwinds hingewiesen, der sich in den vergangenen Quartalen auf die Performance auswirkte.“
Structural Hedge
Die Analysten von Peel Hunt gehen nunmehr davon aus, dass die Nettozinsmargen im weiteren Jahresverlauf steigen werden, nicht zuletzt dank steigender Beiträge von Absicherungsgeschäften (Structural Hedge). „Die Ergebnisse machen einen nachhaltigeren Eindruck“, schrieben die Analysten Robert Sage und Stuart Duncan.
Natwest | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Quartal | ||
in Mill. Pfund | 2024 | 2023 |
Erträge gesamt | 3.475 | 3.876 |
Operative Kosten | 2.052 | 1.988 |
Wertberichtigungen | -93 | -70 |
Vorsteuerergebnis | 1.330 | 1.818 |
Nettoergebnis | 918 | 1.279 |
Cost-Income-Ratio (%) | 58,4 | 49,8 |
Eigenkapitalrendite (%) | 14,2 | 19,8 |
Kernkapitalquote (%) | 13,5 | 14,4 |
Leverage Ratio (%) | 5,1 | 5,4 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 698 | 696 |
Schwaches Hypotheken-Neugeschäft
Zu den Warnsignalen zählte das schwindende Hypotheken-Neugeschäft. Brutto wurden für 5,2 Mrd. Pfund neue Wohnimmobiliendarlehen ausgereicht. Ein Jahr zuvor hatte dieser Wert noch bei 9,9 Mrd. Pfund gelegen, im Schlussquartal 2024 bei 5,6 Mrd. Pfund. Zudem verzeichnete die Bank im Vergleich zu den Wettbewerbern zuletzt die höchsten Abwanderungsverluste von Einlagenkunden. Dennoch stellt sich die Frage, ob das Management nicht etwas zu konservativ in die Zukunft blickt.
Gewinnziel bekräftigt
Es bestätigte nur die bei der Vorstellung der Zahlen für 2023 vorgestellten Ziele. Demnach dürften sich die Erträge 2024 zwischen 13,0 Mrd. und 13,5 Mrd. Pfund bewegen. Analysten hatten zuletzt im Schnitt 13,6 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Bei den Kosten rechne man nun damit, dass sie stabil bleiben, wenn man die höhere Bankenabgabe unberücksichtigt lasse. Im vergangenen Jahr hatten sie vor Kosten für Rechtsstreitigkeiten bei 7,64 Mrd. Pfund gelegen.
Veränderte Zinserwartungen
Als die Ziele formuliert wurden, rechnete man noch damit, dass die Bank of England im laufenden Jahr fünf Leitzinssenkungen vornehmen würde, wie der Analyst Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods betont. Das hätte negative Folgen für die Nettozinsmarge haben können. Inzwischen erwartet jedoch so gut wie niemand mehr, dass die Geldpolitik schnell und deutlich gelockert wird. Am Markt werden zwei Zinsschritte eingepreist. Firth leitet daraus ab, dass die Erträge um bis zu 200 Mill. Pfund höher ausfallen könnten.
Zum weiteren Abverkauf der Staatsbeteiligung gab es nichts Neues. Im März hatte Schatzkanzler Jeremy Hunt für den Sommer ein Angebot für Kleinanleger in Aussicht gestellt.