Kleine und mittelgroße Institute unter der Lupe

Banken schlagen sich im Stresstest wacker

Die Aufseher von Bundesbank und BaFin zeigen sich im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Abschneiden der von ihnen beaufsichtigten Institute im Stresstest. Den Ausreißern, die unter die Kapitalvorgaben rutschten, wollen sie sich genauer annehmen.

Banken schlagen sich im Stresstest wacker

Banken schlagen sich im Stresstest wacker

Schub bei Zinserträgen stärkt kleine und mittelgroße Institute – Personalsuche als größte Herausforderung

fir Frankfurt

Die Aufseher von Deutscher Bundesbank und BaFin zeigen sich im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Abschneiden der von ihnen beaufsichtigten Institute im aktuellen Stresstest. Um die Ausreißer, die unter die aufsichtlichen Kapitalschwellen gerutscht sind, wollen sie sich gesondert kümmern.

Die kleinen und mittelgroßen deutschen Finanzinstitute haben sich nach Auffassung der Finanzaufseher von BaFin und Bundesbank in einem harten Abwärtsszenario wacker geschlagen. Zweck der alle zwei Jahre stattfindenden Übung, an der nun rund 1.200 Banken und Sparkassen teilgenommen haben, war es, die Widerstandsfähigkeit unter widrigen wirtschaftlichen Bedingungen und die Auswirkungen auf Erträge und Kapitalpuffer im Zeitraum 2024 bis 2026 zu untersuchen.

Kapitalbasis solide

Nach dem im Stresstest ermittelten durchschnittlichen Rückgang der harten Kernkapitalquote um 3,7 Prozentpunkte auf 14,5% sei die Kapitalbasis weiterhin solide, befanden die Bankenaufseher, BaFin-Exekutivdirektor Raimund Röseler und Bundesbank-Vorstandsmitglied Michael Theurer, am Montag anlässlich der Vorstellung der Stresstest-Resultate.

Härtere Annahmen

„Die Schockvorgaben im adversen Szenario waren dieses Jahr deutlich härter“, erklärte Röseler. Dass die auch als Less Significant Institutions (LSI) bezeichneten kleineren und mittelgroßen Institute dennoch weitgehend robust und zur Zufriedenheit der Aufseher abschnitten, sei damit zu erklären, dass sie diesmal von einer besseren Ausgangslage profitiert hätten. So kam den Instituten der Ertragsschub durch die Zinswende zugute, der es ihnen zudem erlaubte, ihre Kapitalpuffer aufzustocken.

„Lehrjahre“ in Krise genutzt

„Es sah schon einmal schlechter aus bei den deutschen LSIs“, sagte Röseler. „Unsere Übung hat gezeigt, dass die deutschen Institute auch unter Stress widerstandsfähig und insgesamt gut kapitalisiert sind.“ Sie hätten vergangene Krisenjahre als „Lehrjahre“ genutzt, um besser gegen Widrigkeiten aufgestellt zu sein. Das ist ihm zufolge vor allem bei Zinsänderungsrisiken der Fall. „Stand heute könnten die deutschen LSIs im Schnitt auch die sehr anspruchsvollen Herausforderungen einer ,Jahrhundertkrise' meistern“, so der BaFin-Bankenaufseher.

Die 1.200 geprüften Institute stehen den Angaben zufolge für 91% aller Kreditinstitute in Deutschland und machen etwa 40% der aggregierten Bilanzsummen aus. Die größten Finanzhäuser hierzulande wie Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank und die großen Landesbanken stehen unter Kontrolle der EZB-Bankenaufsicht und werden von dieser und der europäischen Regulierungsbehörde EBA Stresstests unterzogen.

Besonderes Augenmerk auf anfällige Institute

Die Stresstest-Ergebnisse sollen in die Aufsichtsarbeit von Bundesbank und BaFin eingehen und ausgemachte Risiken etwa in die Beurteilung der aufsichtlichen Eigenmittelempfehlung einfließen, heißt es. Besonders anfällige Institute würden „frühzeitig einer noch intensiveren Aufsicht“ unterworfen. Eine mittlere zweistellige Zahl von dem Stresstest unterzogenen Banken hatte den Aufsehern zufolge die aufsichtlichen Kapitalanforderungen unterschritten.

Zinsanstieg angenommen

Dass der Stresstest einen deutlichen Zinsanstieg skizzierte, obwohl aktuell am Markt eher Zinssenkungen erwartet würden, verteidigte Bundesbank-Vorstand Theurer damit, „eben gerade nicht die Belastungen im ,Normalfall', sondern die in einem extremen wirtschaftlichen Umfeld“ ermitteln zu wollen.

An die Banken appellierte er, neben den von der Aufsicht verlangten Stressszenarien auch andere Extremvarianten und ihre Folgen durchzurechnen - seiner Aussage nach wohlwissend, welche Arbeit damit verbunden sei. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass derartige Übungen mit sehr viel Aufwand für die Mitarbeitenden der Banken verbunden sind. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass diese personelle wie finanzielle Zusatzbelastung ein lohnendes Investment ist.“

Einer den Stresstest flankierenden Umfrage zur Ergebnis- und Risikoentwicklung zufolge erwarten die Institute zunehmende Wertberichtigungen. „Die Banken und Sparkassen sind weiterhin dazu bereit, zusätzliche Risiken in ihre Bücher zu nehmen und ihre Kreditvergabe zu erhöhen“, sagte Theurer. Da das harte Kernkapital laut Planungen allerdings stärker als die risikogewichteten Aktiva steige, sei diese Risikonahme vertretbar. Wenn es um die Entwicklung der Gewerbeimmobilien geht, zeige sich der Großteil der Finanzhäuser - anders als bei Wohnimmobilien - wenig optimistisch. Als größte Herausforderungen betrachten die Banken die Personalgewinnung (76%), Kampf um Kundeneinlagen (60%) sowie die Eintrübung der Wirtschaft (37%).

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