Entwicklung der Zinserträge

Banken zehren noch von Zinsanhebungen

Die zehn Zinsanhebungen der EZB 2022 und 2023 haben den deutschen Banken enorme Zuwächse der Zinseinnahmen beschert. Davon profitieren sie nach Expertenmeinung trotz jüngster Zinssenkung auch weiterhin.

Banken zehren noch von Zinsanhebungen

Banken zehren noch von Zinsboom

Erträge deutscher Institute dürften auch im zweiten Halbjahr hoch bleiben

fir Frankfurt
Bericht Seite 7

Der von deutschen Banken erwirtschaftete Zinsüberschuss wird voraussichtlich weiterhin auf vergleichsweise hohem Niveau verharren, wenngleich der Höhepunkt erreicht sein dürfte. „In diesem Jahr wird es bei den Zinsüberschüssen gut aussehen“, sagt Heinz-Gerd Stickling, Partner der Beratungsgesellschaft ZEB. Auch danach dürften die Banken seiner Ansicht nach noch stark von den Effekten der Mitte 2022 eingeleiteten Zinswende der EZB zehren.

Insgesamt zehn Zinsanhebungen hatten den Banken enorme Steigerungen der Zinseinnahmen beschert. Je stärker das Einlagengeschäft, desto stärker hätten die Finanzinstitute davon profitiert, sagt Stickling.

Europas Großbanken legen zu

Daran ändere auch die im Juni erfolgte Zinssenkung der EZB um 25 Basispunkte wenig. Wie stark die Wirkung der Zinsanstiege ist, veranschaulicht eine ZEB-Prognose für die nach Bilanzsumme 50 größten Banken Europas, die auch für deutsche Institute die Richtung anzeigt. Demnach legt das kumulierte Zinsergebnis im Zeitraum 2021 bis 2024 von 328 Mrd. Euro um ein Drittel auf 432 Mrd. Euro zu, was auch der wesentliche Treiber für das Wachstum des Betriebsergebnisses von 188 Mrd. Euro auf 252 Mrd. Euro ist.

Weit über Werten vor 2023

Für das nächste Jahr erwartet ZEB dann einen überschaubaren Rückgang des Zinsergebnisses um 4 Mrd. auf 428 Mrd. Euro und eine etwas stärkere Abschwächung des Gewinns auf 239 Mrd. Euro. Damit liegen die Beträge aber noch weit über den vor 2023 erzielten.

Jüngsten Zinsschritt eingepreist

Die jüngste Zinssenkung und mögliche folgende Zinsschritte nach unten könnten die Kreditnachfrage zwar ankurbeln, doch seien bislang im Kreditgeschäft kaum Auswirkungen zu erkennen, wie der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) und ING Deutschland auf Anfrage sagen. So liegt die Zinssenkung nur Wochen zurück, zudem sei die EZB-Entscheidung erwartet und frühzeitig eingepreist worden. „Vor allem bei den Konditionen für Baufinanzierungen zeigt sich im Markt keine signifikante Änderung, da diese grundsätzlich auf Basis langfristiger Marktzinssätze ermittelt werden“, so die ING.

Bei drei Großbanken, die bereits Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt haben, fällt die Entwicklung der Zinsüberschüsse unterschiedlich aus. Ging es bei der Deutschen Bank um 12,6% und bei der HVB um fast 10% abwärts, so legten die Zinseinnahmen bei der Commerzbank unterm Strich um 2,2% zu. Die meisten deutschen Banken werden ihre Halbjahreszahlen erst noch veröffentlichen.

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