Bankenabwicklungsfonds ist bald befüllt
Den europäischen Großbanken winkt eine handfeste finanzielle Entlastung durch den Wegfall der Beiträge für den Bankenabwicklungsfonds. Wie aus einer aktuellen Publikationen von Goldman Sachs hervorgeht, rechnen die Analysten um Chris Hallam damit, dass die Institute ab Ende des Jahres nichts bzw. deutlich weniger einzahlen müssen. Die endgültige Entscheidung hierüber wird die Europäische Bankenabwicklungsbehörde (Single Resolution Board/SRB) voraussichtlich Ende April treffen.
Die erwartete Bruttoentlastung betrifft zwar alle Banken gleichermaßen. Doch vor allem aufgrund der unterschiedlichen Besteuerungspraxis werden die Auswirkungen auf die Profitabilität der Institute nach Ansicht der Analysten variieren. Profitieren werden demnach vor allem die Ergebnisse der französischen Institute Société Générale und BNP Paribas sowie die der beiden deutschen Großbanken (siehe Grafik).
Im Gegensatz zu anderen Mitgliedstaaten gestatten Frankreich und Deutschland den Instituten nicht, die Beiträge für den Aufbau des Fonds von der Steuer abzusetzen. Weitere Unterschiede ergeben sich aus unterschiedlichen Bilanzierungsansätzen, schreiben die Analysten, ohne in der Kurzpublikation ins Detail zu gehen.
Die Zielausstattung des als Konsequenz aus den staatlichen Rettungspaketen während der Finanzkrise gegründeten Abwicklungsfonds (Single Resolution Fund/SRF) ist stetig angewachsen – sehr zum Ärger der Banken, die ihn befüllen sollen. Grund hierfür ist der rasante Anstieg des für die Zielausstattung des Fonds relevanten Volumens der gedeckten Einlagen bei den Banken der 21 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) in den vergangenen Jahren. Bis Ende 2023 soll der Fonds bis Ende 2023 mit 1 % der gedeckten Einlagen ausgestattet sein. Dieses Verhältnis ist nicht zufällig gewählt, war der Schutz der Kundeneinlagen doch der wesentliche Grund, weshalb sich die Regierungen während der Finanzkrise genötigt sahen, die Banken mit Steuergeld zu stützen.
Doch aus der Ausstattung von 55 Mrd. Euro, auf die sich die beteiligten Banken vor einem Jahrzehnt auf der Basis von Hochrechnungen zunächst einstellen mussten, wurden im Lauf der Jahre 70 Mrd. Euro und schließlich 80 Mrd. Euro. Hauptgrund dafür waren nach Ansicht der deutsche Bankenlobby die marktverzerrenden Auswirkungen der Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank. Der Ruf des Bankenverbands nach einer Deckelung der Zielausstattung verhallte jedoch ungehört. Im vergangenen Juli hatte die Bankenabwicklungsbehörde das Volumen auf 66 Mrd Euro beziffert.