Barclays kürzt nach Gewinnrückgang Boni
– Barclays hat mit ihren Zahlen für das Schlussquartal die Erwartungen verfehlt. Dazu trug eine höhere Risikovorsorge ebenso bei wie schwache Geschäfte im Investment Banking. Wie die Rivalin der Deutschen Bank mitteilte, ging ihr Vorsteuerergebnis auf 1,31 (i.V. 1,43) Mrd. Pfund zurück. Analysten hatten im Schnitt 1,50 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Für mögliche Kreditausfälle wurden 498 Mill. Pfund zur Seite gelegt. Ein Jahr zuvor hatte man noch Reserven im Umfang von 31 Mill. Pfund aufgelöst. Der angekündigte Aktienrückkauf fiel kleiner aus als am Markt erhofft, der Ausblick auf das laufende Jahr war verhalten. Die Aktie verlor 9,9 % auf 168,88 Pence. „Der 500 Mill. Pfund schwere Aktienrückkauf ist aus unserer Sicht nicht gut genug“, schrieb der Jefferies-Bankanalyst Joseph Dickerson. Das entspreche lediglich 15 Basispunkten des Kapitals. Dabei habe die Kernkapitalquote von 13,9 % um 30 Basispunkte über dem Schnitt der Schätzungen gelegen. Die auf 7,25 (i.V. 6,0) Pence erhöhte Dividende für 2022 lag dagegen darüber.
„Barclays hat den Markt mit ihren Zahlen für das Gesamtjahr bitter enttäuscht“, schrieb die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. Im Gesamtjahr hatten Kosten von 1,6 Mrd. Pfund für Fehlverhalten und juristische Auseinandersetzungen das Ergebnis belastet – in erster Linie Resultat eines Fehlers im US-Geschäft, wo weitaus mehr strukturelle Produkte verkauft wurden als zugelassen. Das habe die Performance „verdorben“, sagte CEO C.S. Venkatakrishnan (Venkat), der sich weiterhin in medizinischer Behandlung befindet, in einer Audiobotschaft. „Ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt“, fügte er hinzu. Der den Aktionären zuzurechnende Gewinn reduzierte sich auf 5,02 (6,21) Mrd. Pfund. Der Gewinnrückgang hat auch Konsequenzen für die Mitarbeiter. „Unser Boni-Pool ist im Vorjahresvergleich um 8 % kleiner“, sagte Finanzchefin Anna Cross in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Das britische Geschäft profitierte deutlich von den steigenden Zinsen auf dem Heimatmarkt. Im Schlussquartal verbesserte sich das Zinsergebnis von Barclays UK um mehr als ein Fünftel auf 1,60 Mrd. Pfund. „Bei Barclays UK ist die Eigenkapitalrendite (RoTE) wieder auf das vor der Pandemie erreichte Niveau zurückgekehrt“, sagte Venkat. Sie wurde mit 18,7 (i.V. 16,8) % angegeben. Die Nettozinsmarge stieg auf 3,10 (2,49) %. Während der Pandemie zeigten sich die Briten sparsam. „Wir beobachten, dass sich das ziemlich konservative Verhalten fortsetzt“, sagte Cross. Die Kunden benutzten zwar ihre Kreditkarten, zahlten die ausstehenden Beträge aber schnell wieder zurück. Es werde vor allem Geld für lebensnotwendige Dinge ausgegeben. Die Zinsen für Wohnimmobiliendarlehen, die Ende September in die Höhe geschossen waren, seien in den vergangenen Monaten „ziemlich stark“ zurückgegangen und bewegten sich nun um 4 %. Die Kunden tätigten mehr als 90% aller Transaktionen digital.
Der Gewinnbeitrag der Corporate & Investment Bank (CIB) knickte dagegen um gut zwei Fünftel ein. Die Gebühreneinnahmen im Investment Banking halbierten sich angesichts der bei Übernahmen und Fusionen vorherrschenden Flaute. „Die Pipeline im Investment Banking ist weiterhin stark“, sagte Cross. Damit es zu den dort angedachten Transaktionen komme, bedürfe es aber „einer Periode der wirtschaftlichen Stabilität“. Im Aktiengeschäft (ECM) ging es um 75 % bergab, im Anleihengeschäft (DCM) um 52%. Das kapitalintensive FICC-Geschäft – der Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen – sorgte am Ende dafür, dass die Erträge der CIB um lediglich 2 % zurückgingen. Die Trader von Barclays befanden sich bei ihren Transaktionen offenbar auf der richtigen Seite. Der Ertrag im FICC-Geschäft stieg um 79 % auf 976 Mill. Pfund.