Bauherren und Banken droht eine Kreditbremse

Bundesbank will bei Wohnimmobilien intervenieren können - EZB treibt Sorge vor jäher Risikoaversion um

Bauherren und Banken droht eine Kreditbremse

ski/bn Frankfurt – Bauherren und Banken müssen sich auf verstärkte staatliche Eingriffe in die Finanzierung von Wohnimmobilien einstellen. Die Bundesbank treibt die Schaffung von Instrumenten voran, “die direkt an der Kreditbeziehung zwischen Gläubiger und Schuldner ansetzen”. Angedacht sind konkret vier Elemente: Obergrenzen für das Verhältnis zwischen Kreditvolumen und Immobilienwert, für a) den Schuldendienst und b) die Gesamtverschuldung in Relation zum Einkommen sowie die Vorgabe einer maximalen Darlehenslaufzeit.”Finanzkrisen werden häufig von Übertreibungen auf Immobilienmärkten ausgelöst”, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts ihres Hauses. Möglichen Fehlentwicklungen müsse man frühzeitig entgegenwirken können. Die neuen Eingriffsmöglichkeiten befänden sich im Gesetzgebungsprozess. Würden sie beschlossen, heiße das noch nicht, dass sie in nächster Zeit auch eingesetzt werden. Momentan erkennt die Bundesbank trotz deutlicher Preisanstiege in den vergangenen Jahren explizit keine Anzeichen für gesamtwirtschaftlich krisenhafte Entwicklungen auf dem Wohnimmobilienmarkt, doch könnten sich systemische Risiken aus solchen Finanzierungen schrittweise aufbauen. Wie hoch etwa neue Beleihungsgrenzen ausfallen könnten, ließ Buch offen.Die Schaffung einer Rechtsgrundlage für solche makroprudenziellen Instrumente hatte im Juni der beim Bundesfinanzministerium angesiedelte Ausschuss für Finanzstabilität empfohlen, dem Vertreter der Bundesbank und anderer für die Überwachung des Finanzsystems zuständiger Behörden angehören. Besonders gefährlich für die Finanzstabilität sei die Kombination von steigenden Immobilienpreisen, übermäßiger Kreditvergabe und nachlassenden Kreditvergabestandards, so die Bundesbank. Buch beklagte einen Mangel an Daten. So wisse die Bundesbank “fast nichts” über die Kreditkonditionen. Vorstandsmitglied Andreas Dombret wies auf das hohe Gewicht der Immobilienfinanzierung hin. Diese mache 80 bis 90 % des Exposures der privaten Haushalte und 40 bis 50 % des Kreditvolumens von Banken und Sparkassen aus.Gefahren für die Finanzstabilität in Deutschland sieht Buch umso mehr, je länger die Niedrigzinsphase andauert, weil die Marktteilnehmer dann geneigt seien, stärker ins Risiko zu gehen. Die Widerstandsfähigkeit der deutschen Institute habe in den vergangenen Jahren aber zugenommen, sagte Dombret.Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt unterdessen ein wachsendes Systemrisiko durch eine jäh einsetzende Risikoaversion der Investoren fest. In ihrem am Mittwoch veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht listet die Notenbank eine “abrupte Wende komprimierter globaler Risikoprämien, verstärkt durch eine geringe Liquidität im Sekundärmarkt”, als momentan größtes Risiko für die Finanzstabilität im einheitlichen Währungsraum auf. Im Frühjahr dieses Jahres hatte ein Ausverkauf von Bundesanleihen Befürchtungen einer sich selbst verstärkenden Trendwende an den Finanzmärkten genährt. Insgesamt sei das Ausmaß an systemischem Risiko in der Eurozone niedrig, erklärte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio allerdings.—– Schwerpunkt Seite 2- Wertberichtigt Seite 8