BayernInvest kritisiert EZB-Käufe

Van Rüth: Maßnahmen der Notenbank verzerren Preise und saugen Liquidität ab

BayernInvest kritisiert EZB-Käufe

sto Frankfurt – Der Assetmanager der BayernLB, die BayernInvest, kritisiert, dass die Europäische Zentralbank in immer mehr Anleihesegmenten Papiere aufkauft. “Angesichts der um sich greifenden Käufe der EZB im Anleihebereich stellt sich zunehmend die Frage, wohin Investoren noch ausweichen können. Denn die Preise sind völlig verzerrt, zugleich geht die Liquidität immer mehr zurück, seit Wochen ist der Bondmarkt richtig ausgetrocknet”, klagt Volker van Rüth, Sprecher der Geschäftsführung der BayernInvest, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Fondsgesellschaften bekämen immer mehr Probleme damit, große Positionen loszuschlagen, wenn weitreichende Portfolioumschichtungen für die Kunden notwendig seien. “Es dauert mitunter mehrere Tage, bis derzeit etwa bei den Emerging Markets Bonds größere Summen marktschonend investiert werden können – das ist umso bitterer, weil hier das Interesse der Investoren sehr groß ist.”Trotz der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, erwartet die Fondsgesellschaft keine Rückkehr einer längeren Börsentalfahrt wie zu Jahresbeginn. Das aktuell volatile Umfeld biete “Chancen für taktisch opportunistische Positionen in alle Richtungen, wie beispielsweise taktische Long-Positionen in Aktien, die wir im individuellen Fall zu nutzen suchen werden”, sagt van Rüth. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft empfiehlt, die Investments in Europa tendenziell zu Gunsten von anderen Regionen abzubauen.Angesichts der volatilen Börsen in diesem Jahr verlaufen die Geschäfte der deutschen Fondsbranche erstaunlich stabil. Allerdings beobachtet van Rüth bei den professionellen Anlegern, dass diese ihr Verhalten ändern. “Wegen der hohen Unsicherheit der Anleger hat sich die Entscheidungsdauer bei neuen Mandaten verlängert.” Die Großanleger nähmen sich mehr Zeit für ausführliche Befragungen der Gesellschaften und verglichen noch akribischer als früher die einzelnen Anbieter. Somit dauere es viel länger als die üblichen drei bis vier Monate, bis ein normales Mandat unter Dach und Fach sei.—– Im Gespräch Seite 4