BayernLB verkraftet höhere Risikovorsorge
BayernLB verkraftet höhere Risikovorsorge
Rekordergebnis des Vorjahres in Sichtweite – Positive Sondereffekte gleichen niedrigeren Zinsüberschuss mehr als aus – Flaue Nachfrage nach Firmenkrediten
jh München
Der Zinsüberschuss sinkt und die Risikovorsorge steigt: Dennoch steigert die BayernLB den Gewinn und steuert auf einen Rekordwert zu. Das liegt vor allem an der Direktbank DKB. Zudem gibt es positive Sondereffekte. Finanzvorstand Markus Wiegelmann rechnet auch für das Schlussquartal mit einer höheren Vorsorge.
Die Bayerische Landesbank (BayernLB) steckt die höhere Risikovorsorge im Immobiliengeschäft gut weg. In den ersten neun Monaten dieses Jahres übertraf das Ergebnis vor Steuern mit 1,35 Mrd. Euro den starken Vorjahreswert von knapp 1,3 Mrd. Euro. Fürs gesamte Jahr erwartet der Vorstand nun rund 1,45 Mrd. Euro und damit das Rekordniveau von 2023.
Im Frühjahr hatte er zunächst 1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro als Ziel öffentlich ausgegeben, im August mehr als 1,2 Mrd. Euro. Im dritten Quartal erzielte die BayernLB vor Steuern ein Ergebnis von 410 Mill. Euro – 40 Mill. sowie 84 Mill. Euro weniger als in den ersten beiden Abschnitten dieses Jahres und 8 Mill. Euro weniger als im Vorjahresquartal.
Verhaltene Nachfrage nach Firmenkrediten
„Wir konnten unser Ergebnis mit Rückenwind aus der Zinssituation sowie aufgrund von Einmalerträgen im Vergleich zum Vorjahr steigern“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende Stephan Winkelmeier die Entwicklung von Januar bis September. Finanzvorstand Markus Wiegelmann ergänzte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung: „Die Bruttoerträge aus dem operativen Geschäft sind weiter auf einem hohen Niveau, obwohl wir die Investitionszurückhaltung spüren.“ Über das Geschäft mit Unternehmen sagte er: „Die Nachfrage nach Firmenkrediten ist weiterhin verhalten.“
Das Zinsergebnis ist nach wie vor relativ hoch. Dass die Europäische Zentralbank den Leitzins in diesem Jahr dreimal gesenkt hat, schlägt sich hier aber nieder. Der Zinsüberschuss sinkt seit einem Jahr von Quartal zu Quartal. Zuletzt waren es 677 (i.V. 742) Mill. Euro. Wiegelmann sagt voraus: „Der Wert wird weiter sukzessiv leicht zurückgehen.“ Die steigende Zahl der Privatkunden der Direktbank DKB schwächt den Effekt ab. In diesem Jahr nahm sie bisher um 200.000 auf 5,75 Millionen zu, wie Wiegelmann berichtete. Im Monat kämen netto etwa 20.000 Privatkunden hinzu.
DKB legt zu
Die DKB als stärkste Ertragssäule der BayernLB steigerte ihr Ergebnis vor Steuern in den ersten neun Monaten auf 882 (857) Mill. Euro. Das gelang ihr trotz des um knapp 100 Mill. Euro geringeren Zinsüberschusses und der in derselben Größenordnung erhöhten Risikovorsorge. Dank einem wachsenden Kreditgeschäft, dem um 81 Mill. Euro gestiegenen Provisionsüberschuss und positiven Sondereffekten legte das Ergebnis der zweitgrößten Onlinebank in Deutschland zu.
Starkes Geschäft mit Edelmetallen
Im Konzern drehten die sonstigen Ergebnisbestandteile auf 140 (−139) Mill. Euro ins Plus. Dazu trugen Erstattungen von Beiträgen und Steuern bei. Im Vorjahr hatten Wertpapier- und Zinssicherungsgeschäfte wegen des kräftigen Zinsanstiegs belastet. Das Fair-Value-Ergebnis nahm auf 252 (138) Mill. Euro zu. Gründe waren das nach wie vor starke Geschäft mit Edelmetallen sowie mit Emissionszertifikaten. Beide Ergebnispositionen verbesserten sich in Summe um 393 Mill. Euro und hatten einen erheblichen Anteil am starken Abschneiden der BayernLB.
Die Risikovorsorge erhöhte die Landesbank kräftig auf 263 (28) Mill. Euro. Im dritten Quartal kamen 109 Mill. Euro hinzu. Etwa 180 Mill. Euro des Gesamtbetrags machten Gewerbeimmobilien aus, berichtete der Finanzvorstand. Die DKB erhöhte die Risikovorsorge auf 116 Mill. Euro wegen kritischer Fälle von Geschäftskunden. Im Konzern stieg der Anteil notleidender Kredite auf 1,1 (0,7)%.
Höhere Vorsorge im vierten Quartal erwartet
Wiegelmann kündigte für den Schlussabschnitt an: „Im vierten Quartal werden wir die Risikovorsorge von bisher 263 Mill. Euro um einen nennenswerten Betrag erhöhen.“ Verglichen mit den 150 Mill. Euro in den letzten drei Monaten des Vorjahres werde es dieses Mal eher etwas mehr sein. „Die Situation auf dem Immobilienmarkt ist im Moment noch anspruchsvoll.“ Zum Jahresende sichert sich die BayernLB üblicherweise gegen alle erkennbaren Risiken ab. „Wir wollen mit einer soliden Bilanz ins Jahr 2025 gehen“, betonte der Finanzvorstand.
Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag (Cost-Income-Ratio) verringerte die BayernLB in den ersten neun Monaten auf 41,7 (45,3)%. Das ist im Branchenvergleich relativ niedrig. Wiegelmann rechnet jedoch auch wegen der gesenkten Leitzinsen mit einer Änderung: „Die Quote wird in den nächsten Jahren wieder steigen und voraussichtlich eher bei etwa 50% liegen.“ Ein Grund dafür seien die Tariferhöhungen. „Es wird einen Kostenauftrieb geben, den wir auf der Ertragsseite zu kompensieren versuchen.“
„Zudem reduziert sich die Zahl der Mitarbeiter der DKB im Rahmen des Effizienzprogramms“, fügte Wiegelmann hinzu.
Im Gegensatz zur BayernLB veröffentlichen die anderen Landesbanken ihre Geschäftszahlen vom ersten und dritten Quartal nicht.