Bayerns Kreditgenossen verdienen deutlich mehr
Bayerns Kreditgenossen verdienen mehr
Finanzgruppe blickt ins Jahr 2024 „verhalten optimistisch“
sck München
Nach einem Gewinnsprung sind die Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern für 2024 nach eigenen Angaben „verhalten optimistisch“ gestimmt. Zur Bilanzvorlage äußerte sich der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), Gregor Scheller, weitgehend positiv, wenngleich das Umfeld aus seiner Sicht von „zahlreichen Unsicherheiten geprägt“ ist. In einer Pressemitteilung des Verbands verwies er darauf, dass die „weitere Zinspolitik der EZB noch nicht absehbar“ sei. Zudem seien „künftige Risiken“ für die Konjunktur „nicht auszuschließen“.
Scheller zufolge ist die Finanzgruppe im Freistaat aber robust genug aufgestellt, um die Lage zu meistern. „Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken sind gut kapitalisiert. So werden sie ihren soliden Erfolgskurs fortsetzen.“ Eine detaillierte Prognose gab er aber nicht ab.
Appell an die Politik
Er plädierte für „mehr Soziale Marktwirtschaft und mehr Eigenverantwortung“. Man sollte „weniger lamentieren“ und stattdessen „mehr umsetzen“. Scheller richtete sich dabei an die Politik. Sie sollte „für Impulse bei Wohnungsbau sorgen“.
Auch die Volks- und Raiffeisenbanken im Bundesland spüren die Krise der Braubranche infolge gestiegener Marktzinsen. Das Geschäft mit Immobilienkrediten habe sich „abgekühlt“, berichtete der Chef des Verbands mit Sitz in München. Das Neugeschäft erreichte seinen Angaben zufolge „bei Weitem nicht mehr die Rekordzuwächse der zurückliegenden Jahre“. 2023 wuchs das private Wohnbaukreditgeschäft der Finanzgruppe in Bayern um 1,6% auf insgesamt 56 Mrd. Euro.
Zinswende sorgt für Schub
Die Zinswende sorgte auf der anderen Seite allerdings für einen Gewinnschub bei den bayerischen Kreditgenossen. Der Zinsüberschuss, wichtigster Ertragsposten der Gruppe, sprang 2023 um 14% auf 3,6 Mrd. Euro. Laut Scheller sind die Banken nach der überwundenen Niedrigzinsphase wieder „in der betriebswirtschaftlichen Normalität“ angekommen. Die Provisionserträge stagnierten bei 1,4 Mrd. Euro.
Mit dem Zahlenwerk bestätigten Bayerns Kreditgenossen einen Trend, über den bereits vorige Woche der deutsche Dachverband des Finanzverbunds, der BVR, berichtete. Das Betriebsergebnis vor Bewertung der insgesamt 184 bayerischen Primärinstitute legte um 15% auf 2,1 Mrd. Euro zu.
Zuschreibungen helfen
Neben den hohen Zinserträgen sorgten auch Zuschreibungen von 330 Mill. Euro für selbst gehaltene Wertpapiere für einen Schub bei den Volks- und Raiffeisenbanken im Freistaat. Die Geldhäuser profitierten von sich erholenden Kapitalmärkten. Zum Vergleich: 2022 belasteten Abschreibungen von 1,7 Mrd. Euro das Resultat der Gruppe.
Da die Erträge dynamischer wuchsen als die Kosten, konnten der Verbund in Bayern seine Kosten-Ertrags-Relation um 1,4 Prozentpunkte auf 59,8% verbessern. Die Banken arbeiteten „effizient“, folgerte Scheller.
Wechsel an der GVB-Spitze
Unter dem Strich verdiente der Finanzverbund im vergangenen Jahr 515 Mill. Euro – zwei Drittel oder 207 Mill. Euro mehr als 2022.
Wie bereits berichtet, folgt im Juli dieses Jahres der CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Müller auf Scheller an die Spitze des GVB. Scheller geht mit 66 Jahren in den Ruhestand. Anfang 2022 übernahm der Banker den GVB-Chefposten für eine Übergangszeit.