Berliner Sparkasse ist vorsichtig optimistisch
sp/Reuters Berlin
Die Berliner Sparkasse hat im vergangenen Jahr mit einem stabilen Ergebnis vor Steuern die eigenen Erwartungen für das zweite Coronajahr übertroffen und traut sich 2022, gestützt auf weitere Kostensenkungen und eine Ertragsausweitung, die Verdoppelung des Ergebnisses vor Steuern von 41 Mill. auf 85 Mill. Euro zu. Der Ausblick ist wegen des ungewissen Ausgangs des Kriegs in der Ukraine und seiner Folgen allerdings mit großer Unsicherheit behaftet, betonte Vorstandschef Johannes Evers. „Wir schauen mit Vorsicht, aber auch mit Selbstbewusstsein auf das Jahr 2022“, sagte der Vorstandsvorsitzende am Dienstag in Berlin.
Kaum Exposure in Russland
Das direkte Exposure der Berliner Sparkasse in Russland, der Ukraine und Belarus bezifferte Evers auf rund 10 Mill. Euro. Dabei gehe es vor allem um Exportfinanzierungen für deutsche Unternehmen, die zum Großteil durch Euler-Hermes-Versicherungen abgesichert sind. „Das ist aber nur der erste Blick auf die Dinge, denn der Krieg hat weitere Auswirkungen“, warnte der Sparkassen-Chef vor den mittelbaren Auswirkungen der neuen geopolitischen Lage auf die Konjunktur.
Die Herausforderungen etwa für die Energieversorgung und damit verbunden für ganze Lieferketten würden nicht geringer, von wachsenden Cybergefahren im hybriden Krieg einmal abgesehen. „Das ist für uns eine wirkliche Zäsur, und wie diese Zäsur sich auswirken wird, vermag ich, Stand heute, nicht vorherzusagen“, sagte Evers. Die Konjunkturprognose für das Land Berlin hat die Sparkasse zuletzt bereits nach unten revidiert. „Mit Vorsicht und Demut“ schaue er auf die eigene Ergebnisprognose, sagte Evers. Die Risikovorsorge in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung des vergangenen Jahres zeigt auf den ersten Blick wenig Demut. „Wir haben eine ganz normale Risikovorsorge, wie in einem normalen Sparkassenjahr auch“, betonte Evers. Weil die Bank zum Jahresende aber einen Großteil ihrer Pensionsverpflichtungen in einen Pensionsfonds umplatziert hat, für die sie in den vergangenen Jahren rund 200 Mill. Euro für Zinsdifferenzrisiken zur Seite gelegt hat, die jetzt aufgelöst und in den Fonds für allgemeine Bankrisiken eingestellt werden, fällt die Risikovorsorge mit −105 (i.V. 132) Mill. Euro negativ aus. „Linke Tasche, rechte Tasche, das ist vollkommen erfolgsneutral und kein Erfolg, den wir uns zurechnen“, sagte Evers zur Dotierung des Fonds für allgemeine Bankrisiken in Höhe von 213 (0) Mill. Euro. „Das ist kein Geschäftserfolg des Jahres 2021. Das ist eine Umbuchung.“
Mit Blick auf 2022 rechnet die Berliner Sparkasse mit leicht erhöhten Kreditausfällen. Diese bewegten sich 2021 mit 56 Mill. Euro in der Größenordnung der vorangegangenen Jahre. Die Bank hat entsprechend vorgesorgt und außerdem die Pauschalwertberichtigung für Ausfallrisiken im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie in Höhe von 75 Mill. Euro, die sie bereits im Vorjahr gebildet hatte, nicht aufgelöst. „Auch im zweiten Coronajahr sehen wir uns robust aufgestellt, zeigen ein robustes Ergebnis, haben angemessen Vorsorge getroffen und das, was wir 2020 an Vorsorge getroffen haben, unverändert aufrechterhalten“, fasst Evers zusammen. Die Berliner Sparkasse ist derzeit quasi ein Schwesterinstitut des Immobilienfinanzierers Berliner Hyp unterhalb der Landesbank Berlin Holding (LBBH), die allen deutschen Sparkassen gehört. Da die Landesbank Baden-Württemberg den Immobilienfinanzierer inzwischen für über 1 Mrd. Euro gekauft hat, könnte die LBBH mittelfristig aufgelöst werden.
Ende für Kreditkartengeschäft
Die frühere Landesbank Berlin (LBB) tritt seit 2014 nicht mehr als Landesbank am Markt auf und konzentriert sich auf das Sparkassengeschäft. Die Landesbank ist mit mehr als drei Millionen ausgegebenen Kreditkarten allerdings einer der größten Anbieter in Deutschland und arbeitet hier mit Partnern wie Amazon und dem ADAC zusammen. Evers kündigte an, man werde sich von diesem Geschäft verabschieden.
Berliner Sparkasse | ||
Konzernzahlen nah HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 772 | 767 |
Provisionsüberschuss | 248 | 233 |
Verwaltungsaufwand | 852 | 857 |
Sonstiges betr. Ergebnis | −20 | −6 |
Betriebsergebnis vor Risikovorsorge | 148 | 137 |
Risikovorsorge | −105 | 132 |
Betriebsergebnis | 253 | 5 |
Ergebnis vor Steuern | 41 | 40 |
Sonstige Steuern | −1 | −3 |
Ergebnisabführung | 42 | 43 |
Jahresüberschuss | 0 | 0 |
Börsen-Zeitung |