Laurenz Apiarius und Dominic Briggs

Blockwall setzt auf Stars der Szene

Blockwall hat einen Venture Fonds aufgelegt, der Anleger am Blockchain-Trend partizipieren lässt. Bei den Equity-Investments profitieren die beiden Gründer von ihrem Track Record aus dem Token-Fonds.

Blockwall setzt auf Stars der Szene

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Als vor gut fünf Jahren so richtig Dynamik kam in den Bereich von Bitcoin, Blockchain und Altcoin-Token, waren es vor allem angelsächsische und asiatische Risikokapitalinvestoren, die mit neuen Vehikeln in Terra Incognita vordrangen. Bei fast jedem Großprojekt des Sektors ist heute A16Z maßgeblich beteiligt, die Venture-Capital-Gesellschaft des Netscape-Erfinders Marc Andreessen. Kaum jemand aus der hiesigen Szene wollte sich auf das Kryptoabenteuer im Bereich Early Stage einlassen – denn wie will man die Ökonomie eines Token analysieren, der noch gar nicht gehandelt und genutzt wird?

Umbruchsituationen

Die Antwort: Man muss sich reinknien, um zunächst die Tech-Grundlagen zu verstehen und damit ihre strategische Bedeutung für Um­bruch­situationen sowie dann die Gründer von solchen Blockchain-Start-ups persönlich kennenlernen. So haben es jedenfalls die beiden heute 36-jährigen Gründer von Blockwall gemacht, Laurenz Apiarius und Dominic Briggs. In Köln und Frankfurt zu Hause, kennen sich die beiden von der Uni her und erkannten schon 2016 aufgrund der von privaten Trading-Erfolgen ausgelösten Neugier im Bekanntenkreis, dass Bedarf be­steht „für ein professionelles Investment-Management“, so die beiden im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

2018 ging dann der erste Fonds an den Start, der als Unikum in der deutschen Investment-Landschaft voll auf Token-Investments fokussiert. Es wurden seitdem 25 solcher Investments getätigt, die Stand jetzt im Schnitt eine durchschnittliche Jahresrendite von weit über 50% gebracht haben – wer in der Kryptowelt unterwegs ist, findet viele bekannte Namen im Token-Portfolio. Mit der Weiterentwicklung der Distributed Ledger Technology (DLT) ist nun eine solche Reife im Sektor entstanden, dass Firmen und Investoren sich für die Anwendung der Blockchain in Datenwirtschaft und Industrie interessieren. Dem wurde Blockwall mit der Auflage eines Equity-Fonds für Blockchain-Investments gerecht: Statt in den Token wird nun direkt klassisch ins Eigenkapital einer Gesellschaft investiert. „Der zweite Fonds ist für Unternehmen, die Blockchain als Instrument nutzen wollen. Das erste Closing ist erfolgt, der Fonds mit dem Zielvolumen 50 Mill. Euro hat eine Laufzeit von zehn Jahren“, erklärt Briggs. Der Fonds soll die Welt der Software-Protokolle erschließen, man halte immer Kapital zurück für Folgeinvestments.

Zwei Investments – Xylene und Bloxmove – sind bereits erfolgt. Bloxmove hat Lizenzen von Daimler erhalten und betreibt Datenmanagement im Mobility-Bereich – und spielt dabei die Vorteile einer dezentralen Struktur aus, indem jeder Teilnehmer einer gemeinsamen Plattform die Daten seiner Nutzer behalten kann, während Mobilitätsdienste wie in einem Shop granular eingekauft werden können. Ein neues Investment im Bereich Cross-Border-Payment mit Afrika-Bezug prüft Blockwall gerade. Crypto als Settlement könne da der Schlüssel sein für Effizienzen, während der Nutzer gar nicht bemerke, dass Transaktionen im Hintergrund über eine Blockchain laufen und sogar Stablecoins eingesetzt werden, so Briggs.

Man merkt: Der mit dem Token-Vehikel erworbene Track Record öffnet Türen für Blockwall. In diesem Portfolio steckt immer noch eine ganze Menge Potenzial, zählt doch mit Solana einer der Stars der DeFi-Szene (dezentrale Finanzwirtschaft) zu den Investments, in dem auch FTX-CEO Sam Bankman-Fried über sein Vehikel Alameda Research investiert ist. „Wir hatten das Solana-Team Anfang 2018 in San Francisco getroffen und sahen da unsere Vermutung bestätigt, dass diese Blockchain ein Player werden kann, der einen Teil der Anwendungen realisiert, die nicht so gut auf Ethereum gehen könnten.“ Denn Solana hat hohe Transaktionsgeschwindigkeiten bei geringen Kosten. Ein solches, sehr frühphasiges Investment mit Blockchain-Entwicklern wird dann als SAFT-Vereinbarung (Simple Agreement for Future Tokens) geschlossen noch bevor die Token auf eine Handelsplattform gehen – also so etwas wie Bezugsrechte für Anteilsscheine in der Form von Token.

Solana habe sich seitdem prima entwickelt, berichten die beiden, und man sehe seine These bestätigt, dass diese Blockchain eine zentrale Plattform für den gesamten DeFi-Sektor sein könne. Denn Solana verzeichne einen gigantischen Zufluss an Entwicklern, die Dapps (dezentrale Apps) auf Solana-Basis entwickeln, womit ein echtes Ökosystem entstehe, dessen Weiterentwicklung von der Open-Source-Community ge­pflegt wird – es sind diese sich auf der Zeitachse entwickelnden Netzwerkeffekte, die dezentrale Systeme effizienter machen gegenüber Silo-Systemen aus Daten- und Finanzwirtschaft.

Dabei sei Solana immer noch Beta-Stage und mit 400000 Transaktionen pro Sekunde wohl zunächst das Limit erreicht beim Datendurchsatz, sagt Briggs – das nur mal mit schönem Gruß an die Adresse der Blockchain-Zweifler, die DLT-Systeme für untauglich im Finanzbereich halten. Apiarius gibt zu bedenken, dass bei der Performance einer Blockchain immer Trade-offs zu managen seien, vor allem mit Referenz zu Aspekten der Sicherheit. Da hatte es neulich einen Unfall auf der Solana-Blockchain gegeben, die für einen Tag aufgrund einer Bot-Attacke offline war. Aber es sei dem Entwickler-Team sehr schnell gelungen, das Problem dank der Mithilfe der Validatoren, welche die Sicherheit von Transaktionen powern, schnell zu lösen und für zusätzlichen Schutz zu sorgen. Außerdem habe sich Solana als dezentrale Blockchain bewiesen mit Einbindung der Validatoren, während bei anderen Projekten zu viel Macht in den Händen zentraler Entwickler liegen könnte. Das kann für externe Investoren einen Malus darstellen – und für Regulatoren kann es ein Kriterium sein zu beurteilen, ob ein Token ein Wertpapier ist oder, in dezentraler Struktur, eben nicht.

SchlankesMiningderSchlüssel

Ein weiteres Token-Investment von Blockwall ist Chia Network. „Das ist ein Ansatz für programmierbares Payment mit einer Sicherheit wie bei Bitcoin, aber trotzdem schnell in der Abwicklung. Das Chia Mining ist wesentlich effizienter als das von Bitcoin, und mit Smart-Contract-Funktionalität kann es Verwendung finden in der Finanzwirtschaft.“ Bei Chia kommt ein „Proof of Space and Time“ zum Einsatz, bei dem sowieso verfügbarer Speicherplatz von Rechnern des Netzwerks für das Mining eingesetzt wird. Das ist ressourcenschonender als das zum Bitcoin Mining gehörende „Proof of Work“. Außerdem hat das Start-up mit „Chialisp“ eine Programmiersprache entwickelt, die im Gegensatz zu Ethereums Solidity eine vereinfachte Implementierung von Smart Contracts verspricht. Blockwall sei bei der vom legendären Bittorrent-Entwickler Bram Cohen geschaffenen Chia indirekt über ein Engagement bei dem Mining-Spezialisten DS Supercomputing eingestiegen, die eine 20-mal effizientere Cloud-Implementierung für das Chia Mining geschaffen hätten, erzählt Briggs.

Daten für Smart Contracts

Ebenfalls über ein Token-Investment erschlossen wurde Flux, ein Oracle-Aggegrator, der als Basisschicht für Daten über mehrere Blockchains hinweg fungiert. Oracles stellen in der Regel eine Brücke dar zu Daten aus der Nicht-Blockchain-Welt, die dann über DLT-Strukturen laufen können oder eben friktionsfrei zwischen verschiedenen Blockchains. „Oracles sind essenziell, denn sie liefern Daten für Smart Contracts – und die DeFi-Welt besteht an allen Ecken und Enden aus Smart Contracts“, so Apiarius. Und während Chainlink der Pionier für Preisdaten sei, zeichne sich Flux dadurch aus, dass dort eine Gewichtung von Preis- und Eventdaten vorgenommen werde, so Apiarius. Damit entstehe ein „oracle of economic certainty“, die Daten müssten belastbar sein im dezentralen Kreislauf – und über das Staking, d.h., die Nutzer stellen eigene Token für den Konsensus-Mechanismus bereit, finde eine gegenseitige Incentivierung statt. Das sichert ein DLT-Ökosystem ab. Zunächst ausschließlich auf der Near-Blockchain gebaut, werde Flux bald auch auf die Solana-Blockchain gehen, kündigt Apiarius an.

Damit wird auch offensichtlich, welche Netzwerkeffekte sich für Blockwall aus dem frühen Wagnis des Token-Fonds ergeben. Man müsse als Investor im Kryptoumfeld schon gewillt sein, einen Bärenmarkt auszusitzen, sagt Apiarius. Das Gute daran: Heute müsse man Investoren schon nicht mehr von der Funktionalität einer Blockchain überzeugen, sondern aufzeigen, welche Anwendungen sich in einem überschaubaren Zeitraum realisieren lassen, sodass sie einen berechenbaren Return on Investment abwerfen, sagt Briggs mit Verweis auf die begrenzte Laufzeit des Equity-Vehikels.