Brexit-Zusage aus Berlin erleichtert Fondsbranche

Bundesregierung verspricht Einigung der Aufseher

Brexit-Zusage aus Berlin erleichtert Fondsbranche

jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche ist vor einem EU-Austritt Großbritanniens eine wesentliche Sorge los: Die Aufseher in Deutschland, Großbritannien und in der EU arbeiteten entschlossen an einer Vereinbarung zur Auslagerung von Dienstleistungen an Firmen mit Sitz in Großbritannien, teilte Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, dem deutschen Fondsverband BVI per E-Mail mit. Darüber hat der Verband seine Mitglieder am Dienstag informiert. Kapitalverwaltungsgesellschaften dürfen “auf Basis dieser Annahme planen”, wie Kukies den Angaben nach bereits Mitte Dezember festhielt. “Erlösende Klarstellung”Ein solches Memorandum of Understanding (MoU), das die EU-Wertpapieraufsicht ESMA unter Beteiligung der deutschen Finanzaufsicht BaFin mit der britischen Behörde FCA verhandelt, würde es deutschen Gesellschaften ermöglichen, Dienstleistungen im Portfolio- und im Risikomanagement von Firmen mit Sitz in Großbritannien zu beziehen – und zwar gerade dann, wenn es keine politische Einigung zwischen der EU und Großbritannien geben sollte und das Szenario eines “harten” Brexit greift. BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter sprach von einer “erlösenden Klarstellung”.Eine Vereinbarung mit Aufsichtsbehörden in Drittstaaten ist in der Fondsbranche üblich und wäre somit auch in der Zusammenarbeit mit Großbritannien naheliegend. Bereits vor der schriftlichen Zusicherung an den Verband hatte sich die Bundesregierung zuversichtlich gezeigt, dass es eine Vereinbarung der Aufseher geben werde. Keine SanktionenDie BaFin hatte Fondsgesellschaften im September zu ihren Vorbereitungen auf den Brexit befragt. Das Bundesfinanzministerium verstehe diese Umfrage “nicht als Ankündigung aufsichtlicher Maßnahmen für den Fall, dass am 30. März 2019 noch kein MoU abgeschlossen sein sollte”, schreibt der BVI. Mit anderen Worten: Die BaFin plant offenbar keine Sanktionen gegen Fondsadressen, wenn diese auch im Falle eines harten Brexit Dienste wie bisher nach Großbritannien ausgelagert haben.3 % aller Publikumsfonds- und 7 % aller Spezialfondsbestände entfallen laut BVI-Angaben von Dezember auf Mittel, die von Großbritannien aus für deutsche Anleger betreut werden. Damit kämen etwa 144 Mrd. Euro zusammen, wobei die Schätzung nicht exakt ist. Mal bringen institutionelle Investoren das Vermögen in einen sogenannten Masterfonds ein, der die Mittel in Segmenten an andere Fondsmanager weiterreicht, darunter auch an britische Adressen. Mal sind es international aufgestellte Häuser, die neben Deutschland auch in Großbritannien präsent sind und dort Fachleute im Portfolio- und Risikomanagement hinzuziehen.