Finanzstabilitätsbericht

Bundesbank warnt vor steigenden Kreditrisiken

Resilienz und eine gute Kapitalausstattung hält die Bundesbank der deutschen Finanzwirtschaft zugute. Doch sie warnt vor steigenden Risiken im Kreditgeschäft.

Bundesbank warnt vor steigenden Kreditrisiken

Bundesbank warnt vor steigenden Kreditrisiken

Schwache Wirtschaft und geopolitische Spannungen fordern Finanzbranche heraus – Resilienz durch höhere Kapitalpuffer

fir Frankfurt

Die Bundesbank bescheinigt den deutschen Banken und Sparkassen eine „gute“ Resilienz, verweist aber gleichzeitig auch auf makroökonomische und geopolitische Risiken. „Das Finanzsystem steht vor akuten Herausforderungen aufgrund geopolitischer Spannungen und einer schwachen Wirtschaft“, resümierte Vorstandsmitglied Michael Theurer am Donnerstag bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts der Bundesbank.

Auf negative Szenarien vorbereiten

Tags zuvor hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Pendant, in dem es darum geht, wie es um den Zustand des Finanzwesens in der Eurozone bestellt ist, präsentiert und war zu den gleichen Ergebnissen gekommen. Etwas stärker zur Sprache kamen gestern allerdings Risiken für die Finanzstabilität, die potenziellen Handelskonflikten innewohnen. Theurer sagte nun, dass „zunehmende Handelskonflikte und Unsicherheiten an den Märkten vor dem Hintergrund einer stärkeren politischen Fragmentierung der Weltwirtschaft" als negativer Verstärker wirken könnten.

Risiken aus geopolitischen Spannungen blieben hoch und stellten eine mögliche Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems dar, führte er aus. „Banken sollten geopolitische Risiken in ihre Szenarien aufnehmen und sich auch auf sehr negative Szenarien vorbereiten“, mahnte Theurer. Die Widerstandsfähigkeit der Banken ist ihm zufolge dank hoher Kapitalreserven gut. Verwundbarkeiten, die der Sektor im Zuge der Mitte 2022 begonnenen rapiden Zinsanhebungen der EZB aufgebaut hatte, nähmen ab, allerdings nur allmählich. Sparkassen und Kreditgenossenschaften können den Angaben zufolge mit einer harten Kernkapitalquote von etwa 16% aufwarten, anderweitig systemrelevante Institute mit 17%, was deutlich über den regulatorischen Mindestanforderungen liege. Dennoch sei Vorsicht geboten.

Anstieg von Wertberichtigungen

Die Risiken im Kreditgeschäft steigen der Bundesbank zufolge deutlich. In den vergangenen Quartalen seien für Kredite an Unternehmen und Privathaushalte höhere Wertberichtigungen gebildet worden, was der Wirtschaftsschwäche und höheren Kreditzinsen geschuldet sei. „In den kommenden Quartalen könnten die Wertberichtigungen weiter zulegen", heißt es.

Erhöhte Aufmerksamkeit schenken die Aufseher auch dem Gewerbeimmobiliensektor, von dem noch erhöhte Risiken ausgingen. „Nach unserer Einschätzung ist die Wahrscheinlichkeit weiter sinkender Preise sehr hoch“, befand Theurer, wohingegen sich die Wohnimmobilienpreise stabilisierten. Die Risiken aus Gewerbeimmobilien konzentrierten sich auf einige Institute und „bleiben bislang für den Banken- und Versicherungssektor insgesamt überschaubar“. Die Ertragslage entwickele sich weiter gut. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken konnten 2023 einen hohen Zinsüberschuss erzielen, der 1,8% der Bilanzsumme ausmachte. Bei den großen systemrelevanten Banken, die stärker auf andere Ertragsquellen zurückgreifen, waren es 0,88%.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.