Büromieten klettern weiter
In vielen europäischen Ländern dürfte das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2022 leicht zurückgegangen sein. Trotz dieser negativen Entwicklung übertreffen die Bürospitzenmieten weiterhin die Erwartungen der Marktbeobachter. Sie stiegen im Gesamtjahr so deutlich wie seit 2008 nicht mehr, so das Maklerhaus Jones Lang LaSalle (JLL). Allein in den letzten drei Monaten des Jahres ging es um 2,6% nach oben. Das jährliche Wachstum der Büromieten erreichte 7,2%. Das Mietwachstum ist aus Sicht von JLL ein „Beweis für die Widerstandsfähigkeit erstklassiger, gut gelegener Büroflächen mit hohem Ausstattungsstandard“.
Für die meisten europäischen Büromärkte zeigt die Immobilienuhr Mietsteigerungen an. Gegenüber dem Vorquartal in London plus 4%, in Frankfurt 3,4%, in Mailand und Paris 2,2%. Dublin verzeichnete einen Rückgang von 3%, bedingt durch eine schwächere Mieternachfrage bei IT-Firmen. „Vor allem der Technologiesektor hat in den vergangenen Monaten in den meisten europäischen Städten einen bemerkenswerten Rückschlag verzeichnet, während Unternehmen des Finanzsektors und der Rechtsberatung europaweit sehr viel Bürofläche angemietet haben“, unterstreicht Hela Hinrichs von JLL.
Die Spitzenbüromieten repräsentieren jedoch nach Einschätzung des Immobiliendienstleisters nicht das gesamte Marktspektrum, „da ältere Objekte, insbesondere Büros mit niedrigen Energieeffizienzstandards in nicht zentralen Teilmärkten bereits einen Mietpreisrückgang verzeichnen“, sagt Hinrichs.
Die Fertigstellung von Büroflächen nahm weiter zu und erreicht mit 5,3 Millionen Quadratmetern im Jahr 2022 das höchste Jahresvolumen seit 2009. Bei neuen Büros liegen Paris, London und Berlin mit jeweils gut 700000 Quadratmetern gleichauf. „Wir gehen davon aus, dass das Baufertigstellungsvolumen im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt weiterhin hoch bleibt mit erwarteten Fertigstellungen von mehr als sechs Millionen Quadratmetern im Jahr 2023“, sagt Hinrichs eine weitere Steigerung voraus, selbst wenn angesichts der stark gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten viele Bauträger neue Projekte verschieben dürften. Dies werde aber kompensiert durch Renovierungen, die weiterhin einen bedeutenden Teil des Marktvolumens ausmachen dürften.
Der Flächenbedarf bei Büros war rückläufig. In den deutschen Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München lagen die Vermietungen im letzten Quartal um 37 % unter dem Vorjahresquartal. „Der makroökonomische Gegenwind zeigt erste Auswirkungen auf die Entscheidungsfindung bei der Bürovermietung. Die Nachfrage der Unternehmen dürfte im ersten Halbjahr 2023 verhalten bleiben“, so Hinrichs, die dann eine Erholung erwartet.