BVR und DSGV erteilen Finanzplatzkabinett Absage
Finanzplatzkabinett ohne Verbünde
BVR und DSGV beteiligen sich nicht an Initiative der hessischen Landesregierung
lee Frankfurt
Das von der hessischen Landesregierung gemeinsam mit Finanzinstituten und dem Interessenverband Frankfurt Main Finance ins Leben gerufene Finanzplatzkabinett hat wenige Tage vor der für Mittwoch geplanten Sitzung einen herben Rückschlag erlitten. Die Spitzenverbände der Sparkassen und Kreditgenossen haben ihre Teilnahme an der Sitzung abgesagt. In einem gemeinsamen Schreiben an den hessischen Ministerpräsidenten begründen BVR-Präsidentin Marija Kolak und Sparkassenpräsident Ulrich Reuter dies mit der Fokussierung der Initiative auf den „Bankenplatz Frankfurt“, die sich nicht mit der dezentralen Ausrichtung der Finanzverbünde vertrage.
Kritik am Fokus Frankfurt
Mit dem Finanzplatzkabinett will die hessische Landesregierung einen Beitrag leisten, um tiefere Kapitalmärkte in Deutschland und Europa zu schaffen. Ziel ist es, die notwendigen Investitionen in Bildung, Wirtschaft, Infrastruktur, Digitalisierung und Verteidigung finanzierbar zu machen. Diesem Ziel sehen sich auch die im Bankenverband vertretenen privaten Institute verpflichtet.
Die Spitzenverbände von Sparkassen und Genossenschaftsbanken stören sich jedoch an der aus ihrer Sicht einseitigen Ausrichtung der Initiative auf kapitalmarktorientierte Institute. „Eine zukunftsweisende Finanzmarktstrategie sollte (...) die gesamte Bandbreite der Marktteilnehmer einbeziehen – von regional verankerten Kreditinstituten über Asset Manager bis hin zu Versicherern und Bausparkassen“, heißt es in dem Schreiben, das der Börsen-Zeitung vorliegt.
Zudem plädieren Kolak und Reuter dafür, die Dezentralität der deutschen Kreditwirtschaft als Stärke zu begreifen: „Frankfurt ist ohne Frage ein bedeutender Bankenstandort, doch eine Strategie zur Stärkung des deutschen Finanzsektors kann nicht auf eine einzelne Metropolregion zugeschnitten sein.“ Finanzmarktpolitik solle vielmehr alle Finanzplätze einbeziehen. Ihre Mitgliedsinstitute mit flächendeckender Präsenz an „mehreren hundert Finanzplätzen“ seien ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die deutsche Wirtschaft. Beide Finanzstrukturen seien essenziell für Stabilität, Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltiges Wachstum in ganz Deutschland.
Alle Säulen vertreten
In Wiesbaden nimmt man die Absage gelassen. „Wir nehmen die Entscheidung mit Respekt zur Kenntnis und bekennen uns mit dem Finanzplatzkabinett ausdrücklich zum Drei-Säulen-Modell“, heißt es bei der hessischen Staatskanzlei. Mit der Helaba, der WI-Bank, der Frankfurter Sparkasse und der Frankfurter Volksbank seien zudem starke Vertreter der öffentlich-rechtlichen Institute wie auch der Kreditgenossen im Finanzplatzkabinett vertreten.