China legt Fonds für neue Aktienkategorie auf

Um im Ausland notierte Technologiefirmen an heimische Börsen zu locken, werden Milliarden mobilisiert

China legt Fonds für neue Aktienkategorie auf

nh Schanghai – Chinas Kapitalmarktlenker bringen im großen Umfang ein neues Fondsvehikel auf den Weg, um das Terrain für eine neue Aktienkategorie zu ebnen. Sogenannte Chinese Depositary Receipts (CDR) sind handelbare Aktienhinterlegungsscheine, mit denen in der zweiten Jahreshälfte große im Ausland gelistete chinesische Technologiefirmen eine Chance erhalten, ihre Titel an gewöhnlichen chinesischen Börsen zu handeln (vgl. BZ vom 9. Juni). Einhörner im VisierSeit Wochenanfang haben sechs von der chinesischen Wertpapieraufsicht CSRC mandatierte chinesische Assetmanager damit begonnen, Geld von heimischen Investoren einzusammeln, um damit die neu aufgezogenen Investmentvehikel für die Anlage der künftig in den Handel kommenden CDR zu speisen. Gleichzeitig werden sich die Fonds künftig auch bei anstehenden Börsengängen von sogenannten Unicorns (Einhörnern) engagieren, also bei jungen Firmen mit einer Bewertung jenseits von 1 Mrd. Dollar. Gegenwärtig gibt es mehr als 120 chinesische Unicorns, die potenziell für einen Börsengang in den kommenden Jahren in Frage kommen. Insgesamt 78 chinesische Technologiefirmen und Unicorns haben in den vergangenen Jahren eine Notierung in den USA oder in der Sonderverwaltungszone Hongkong vollzogen und sind nun mögliche Kandidaten für einen Handel an den regulären chinesischen Börsen via CDR. Dabei blickt China insbesondere auf Internetriesen wie Alibaba und Baidu, die in New York notiert sind und bereits Interesse angemeldet haben, ihre Titel über die Ausgabe von CDR künftig auch in China handelbar zu machen. Gewaltiges VolumenDie Förderung der Anlagemöglichkeiten an den bislang mit großen Technologiewerten und Start-ups schwach besetzten chinesischen Börsen wird einen gewaltigen Umfang einnehmen. Jeder der sechs neuen Fonds ist auf ein Volumen von bis zu 50 Mrd. Yuan eingerichtet, so dass über diese Schiene mit einem Anlagepotenzial von 300 Mrd. Yuan, umgerechnet mit rund 40 Mrd. Euro, für auf CDR ausgerichtete Vehikel zu rechnen ist. Die neue Aktienkategorie soll das Anlageuniversum in China deutlich erweitern.Bei den Fonds handelt es sich um Mischfonds mit einer dreijährigen Sperrfrist für die eingesammelten Gelder, die vor allem in CDR sowie in neue Börsenzugänge fließen sollen. Freie Anlagemittel dürfen aber auch festverzinslichen Wertpapieren von öffentlichen Emittenten und Unternehmensanleihen mit hoher Bonität zukommen. Die sechs Anlagevehikel sollen als Fonds ihrerseits an der Börse gelistet werden, um die Verfügbarkeit der Produkte zu erhöhen und den Anlegern somit eine Ausstiegsmöglichkeit zu geben. Dem Vernehmen nach sind die neuen CDR-Fonds bei privaten Anlegern am Montag auf eine große Resonanz gestoßen und haben bereits rund ein Drittel des anvisierten Kapitalumfangs eingesammelt. In der kommenden Woche werden die Fonds dann auch für institutionelle Investoren geöffnet. Bei den sechs Gesellschaften China Asset Management, E Fund Management, Harvest Fund Mangement, China Merchants Fund Management, China Southern Asset Management und China Universal Asset Management handelt es sich um führende staatliche und private Akteure im chinesischen Fondsmarkt. Lange HaltefristenMarktteilnehmer sprechen von einer deutlichen Kapitalzufuhr und einer Vertiefung für Chinas Festlandbörsen und die dort gehandelten sogenannten A-Aktien. Gleichzeitig hofft die Regierung, über die neuen Fondsvehikel dem CDR-Pilotprojekt Rückendeckung zu geben und den Handel mit neuen und potenziell volatilen Technologiewerten zu stabilisieren. Die Fonds sollen nämlich bei den neuen Emissionen von CDR sowie Börsengängen von Start-ups an den gewöhnlichen Handelsplätzen außerhalb Hongkongs als sogenannte Ankerinvestoren teilnehmen und sich für eine untypisch lange dreijährige Haltefrist der neuen Titel verpflichten.