Chinas Banken wappnen sich für Immobilienrisiken
nh Schanghai
Chinas Branchenführer Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) reiht sich mit einem Gewinnanstieg nach Steuern um 4,9% auf 171,5 Mrd. Yuan (gut 24,5 Mrd. Euro) in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres in den Trend mittlerer einstelliger Gewinnzuwächse bei den staatlich kontrollierten chinesischen Großbanken ein.
Das nach Bilanzsumme weltgrößte Kreditinstitut weist nach der fühlbaren Einengung der Nettozinsmarge von 2,12 auf 2,03% einen im Vergleich zur Vorjahresperiode gebremsten Ertragszuwachs aus. Allerdings zeigt sich das Verhältnis der notleidenden Kredite zum gesamten Darlehensbestand, das als Non Performing Loan (NPL) Ratio bezeichnet wird, mit 1,41% nach 1,42% zu Jahresultimo stabil.
NPL-Quote nimmt zu
Dennoch machen sich gesteigerte Kreditausfallrisiken im Zusammenhang mit der schwachen Immobilienmarktverfassung und einer Bonitätskrise bei chinesischen Immobilienentwicklern schleichend bemerkbar. ICBC musste die Risikovorsorge für Kredite im Immobiliensektor um 15% erhöhen, dabei kletterte die NPL-Quote von 4,79 auf 5,4%. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim zweitgrößten chinesischen Kreditinstitut China Construction Bank (CCB), das für die Jahreshälfte einen Anstieg der Gewinne um 5,4% auf 161,6 Mrd. Yuan meldet. Bei der im Immobiliensektor stark engagierten CCB wurde die diesbezügliche Risikovorsorge um 68% hochgefahren.
Bei der Bank of China stieg der Gewinn für die Sechsmonatsperiode etwas kräftiger als erwartet um 6,3%. Damit stellt sich die Nummer 4 unter den heimischen Kreditriesen als das Institut mit der höchsten Ertragsdynamik für die Bilanzausweise zum 30. Juni dar. Für die zweite Jahreshälfte rechnen die Experten mit einer weiteren Einebnung der Ertragszuwächse bei Chinas Großbanken und begründen dies mit einem fortgesetzten Margendruck und tendenziell wachsenden Kreditausfällen im Immobiliensektor.